Bei den Computerschach-Weltmeisterschaften ist Jonny inzwischen ein gefürchteter Stammgast. Denn das Programm unseres passiven Mitgliedes Dr. Johannes Zwanzger hat zahlreiche Titel geholt. Im letzten Jahr wurde das Duo aus Mensch und Maschine erstmals Weltmeister und ließ dabei renommierte Namen wie Shredder oder Hiarcs hinter sich. Bei der Titelverteidigung im niederländischen Leiden wurde es ein nervenaufreibender Krimi, von dem die Software aber nichts mitbekam. Am Ende entschieden mehrere Stichkämpfe, wobei das US-Programm Komodo das glücklichere Händchen hatte. Jonny und Zwanzger wurden Vize-Weltmeister und holte auch noch zwei weitere Medaillen. Aber lest einfach den ausführlichen Bericht unseres ehemaligen Bundesliga-Spielers. Herzlicher Dank für das Foto geht an Gerd Isenberg (Hattingen).
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Hier der Bericht Dr. Johannes Zwanzgers:
„Bei der WCCC war es dieses Jahr echt knapp. Jonny hat ziemlich viele gute Partien gespielt, nur leider die wichtige in Runde 5 gegen Komodo verloren. Das war übrigens Jonnys erste Niederlage bei Turnierbedenkzeit auf dem Bayreuther Cluster seit der WM 2011… Nachdem er auch in der abschließenden 10. Runde trotz leichter Vorteile gegen Komodo nicht über ein Remis hinaus kam, waren beide Programme punktgleich und ein Stichkampf musste entscheiden. Vorgesehen waren hierfür zunächst zwei Partien mit 45 Minuten + 15 Sek. pro Zug. Die Schwarzpartie hielt Jonny problemlos Remis, und mit Weiß bekam er gegen die holländische Verteidigung von Komodo wieder etwas Vorteil, musste sich dann aber erneut mit remis begnügen. Also von vorne, zwei Partien, aber aufgrund der vorgerückten Stunde nur noch mit 5 Minuten + 5 Sekunden. Wieder konnte sich Jonny mit Schwarz leicht ein Remis sichern, aber diesmal war auch in seiner Weißpartie nichts los.
Also nochmal Verlängerung, jetzt lautet die Bedenkzeit 3 Minuten + 5 Sekunden. In Windeseile versuchte ich noch, die Weißvariante der letzten Partie im Eröffnungsbuch durch etwas Anspruchsvolleres zu ersetzen, aber ohne zählbaren Erfolg: Die Variante kam zwar aufs Brett, erwies sich jedoch als noch harmloser als die vorhergehende. Wieder Remis, und da diesmal Jonny mit Weiß angefangen hatte, hatte Komodo Aufschlag zum Matchgewinn … und brachte diesen in einer positionell stark geführten Partie durch (von dieser letzten Stichkampfpartie gibt es übrigens ein 3-minütiges Youtube-Video, der Link findet sich im Chess Programming Wiki). Somit blieb Jonny dieses Jahr nur der undankbare zweite Platz. Ich war in dem Moment aber zu erschöpft, um ernsthaft enttäuscht zu sein. Und Komodos Sieg geht auch völlig in Ordnung, es war halt einfach knapp!
Dafür hatte Jonny in den anderen beiden Turnieren mehr Glück: Im Blitzturnier („Speed Chess“) drehte er nach einem ziemlich verkorksten ersten Tag in der zweiten Hälfte noch einmal voll auf und besiegte in der Schlußrunde Komodo glatt mit 2:0. Dadurch kam es zum Stichkampf gegen Shredder, der diesmal Jonny mit 1,5:0,5 auf der glücklicheren Seite sah. Damit wurde Jonny nach 2011 zum zweiten Mal Blitzweltmeister. Und im Turnier mit gleicher Hardware (WCSC) für alle Programme hat er bewiesen, dass er auch mit weniger als 2400 Kernen stark spielen kann: Hinter Komodo, der locker mit 5/6 durchs Feld pflügte, kam Jonny mit 3,5/6 dank besserer Feinwertung auf Platz zwei ein. Insgesamt also einmal Gold und zweimal Silber – ich bin zufrieden.“