Noch vor den Fußballern erproben die Schachspieler eine Weltmeisterschaft mitten in der Wüste. Der Nachwuchs traf sich in den letzten zwei Wochen in der Oase Al Ain (Vereinigte Arabische Emirate) zur Jugend-WM. Mit dabei auch unser Bundesliga-Spieler FM Léon Mons, der in der U18 als Nr. 22 der Setzliste als Ziel einen Platz unter den ersten Zehn anpeilte. Daraus wurde aber leider nichts. Mit 6,5 Punkten aus elf Runden reichte es nur zu Rang 38 und zu einem leichten ELO-Minus. Als Favoriten unter den 138 Teilnehmern gelten zwei Großmeister mit ELO +2600. Auch hier gab es mit dem Iraner IM Pouya Idani (2483), der als Einziger 8,5 Zähler aufweist, eine Riesenüberraschung. Die Turnierseite macht vorerst keinen allzu professionellen Eindruck…
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Gegner von FM Léon Mons (ELO 2428):
0:1 | Ruodolph Grigorian | (2104) | Frankreich |
1:0 | Fredrik Beer Jacobsen | (1966) | Norwegen |
1:0 | CM Andres Aleman Hernandez | (2107) | Mexiko |
1:0 | Patrik Grandadam | (2243) | Schweiz |
remis | GM Karen H. Grigoryan | (2604) | Armenien |
remis | Nikola Radovanovic | (2272) | Serbien |
remis | Damian Lewtak | (2306) | Polen |
remis | FM Cankut Emiroglu | (2309) | Türkei |
1:0 | CM Bajaj Prince | (2227) | Indien |
remis | IM Mads Andersen | (2501) | Dänemark |
0:1 | IM Urii Eliseev | (2552) | Russland |
Hier Léons Berichte zu den einzelnen Runden:
„1.Runde: Mit Weiß habe ich meinen Gegner aus der Eröffnung heraus positionell völlig überspielt und hatte einfach einen glatten Mehrbauern. Dann ließ ich mich aber völlig unnötig auf Komplikationen ein, wobei ich das gegnerische Gegenspiel unterschätzte. Ich hätte dann Remis forcieren müssen, habe in Zeitnot aber weitergespielt und verloren.
2. Runde: Heute hatte ich eine relativ komplizierte Partie mit Schwarz, wobei ich mit dem Läuferpaar wohl die ganze Zeit eine leichte Initiative hatte. In beidseitiger Zeitnot spielte mein Gegner dann zu passiv, sodass ich unter Qualitäts- und zwei Bauernopfern durchbrechen und ein Endspiel mit Mehrfigur erzwingen konnte.
Die letzten Tage liefen eigentlich ganz gut… 3. Runde: Ich konnte meinen Gegner aus der Eröffnung heraus stark unter Druck setzen, sodass er sich genötigt sah, in ein Endspiel mit Minusbauern abzuwickeln. Hier verteidigte er sich jedoch aktiv, sodass die Verwertung des Vorteils nicht einfach war. Erst ein Fehler in Zeitnot brachte dann die Entscheidung zu meinen Gunsten.
4. Runde: In einer relativ remislichen Variante opferte ich als Schwarzer zunächst einen Bauern, und später einen ganzen Turm, um die Partie am Leben zu halten. Die Opfer waren vielleicht nicht völlig korrekt, aber in hochgradiger Zeitnot fand mein Gegner nicht immer die besten Verteidigungszüge. Ich gewann eine Figur zurück, und erreichte nun mit zwei Bauern für die Qualität eine sehr gute Stellung. Nach einem weiteren Bauerngewinn war die gegnerische Stellung dann völlig hoffnungslos, und mein Gegner erlaubte mir dann noch einen hübschen Abschluss mit Damenopfer.
5. Runde: Aus der Eröffnung heraus konnte ich meinen armenischen Gegner unter Druck setzen, wobei ich ein frühes Remisangebot ablehnte. Später gewann ich einen Bauern, und hatte gute Gewinnchancen, aber dann hatte ich einen Blackout, und sah mich genötigt, die Partie remis zu geben.
6. Runde: Hier gibt es nicht viel zu berichten: Mein Gegner spielte mit Weiß eine sehr sichere, aber auch ambitionslose Variante, und nach einigen Figurenabtäuschen entstand ein schnelles Remis.
7. Runde: Gegen die Caro-Kann-Verteidigung erreichte ich aus der Eröffnung heraus eine sehr angenehme Stellung mit dem Läuferpaar und etwas Druckspiel. Allerdings spielte ich in der Folge etwas planlos, sodass sich mein Gegner allmählich befreien und die Stellung ausgleichen konnte. In einem letzten Gewinnversuch opferte ich einen Bauern, um mit meinem König in die gegnerische Stellung einzudringen. Das hätte auch nach hinten losgehen können, mein Gegner fand jedoch keine Gewinnideen, sodass die Partie schließlich durch dreimalige Stellungswiederholung endete.
8. Runde: Mein Gegner wählte mit Weiß die Spanische Abtauschvariante, ich hatte jedoch keine Probleme, die Partie auszugleichen, und hatte vielleicht sogar die etwas bequemere Stellung. Allerdings hatte mein Gegner immer ausreichend Gegenspiel, sodass auch diese Partie schließlich durch eine Stellungwiederholung endete.
9. Runde: Gegen einen nimzo-indischen Aufbau überraschte ich meinen indischen Gegner mit einem frühen Bauernvorstoß am Königsflügel. In einer sehr komplizierten Stellung spielte mein Gegner ungenau, sodass ich sehr starken Königsangriff erhielt. Ich konnte zwar nicht mattsetzen, gewann dafür aber zwei Bauern, und verwertete das entstandene Endspiel sicher.
10. Runde: Als Schwarzer kannte ich mich in der Eröffnung besser aus als mein dänischer Kontrahent, und erhielt eine sehr angenehme Stellung. Ich konnte starken Druck aufbauen, und infolgedessen einen wichtigen Bauern gewinnen. Die Stellung blieb relativ kompliziert, objektiv stand ich allerdings auf Gewinn. Meine Vorteilsverwertung ließ allerdings stark zu wünschen übrig, sodass mein Gegner sich in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und Damen retten konnte. Nach etwas Lavieren fand ich keinen Plan, weiter auf Gewinn zu spielen, und gab die Partie remis. Ein sehr ärgerlicher Punktverlust, denn mit einem Sieg hätte ich sehr gute Chancen gehabt, eine Top-10-Platzierung zu erreichen.
11. Runde: Die Top-10 waren nun außer Reichweite, in der letzten Runde ging es mit Weiß gegen den U16-Weltmeister des Vorjahres aber immer noch um eine gute Platzierung. Mit Weiß erreichte ich aus der Eröffnung heraus eine etwas angenehmere Stellung. Ich hätte an mehreren Stellen die Möglichkeit gehabt, remis zu machen, versuchte allerdings zurecht, weiter auf Gewinn zu spielen.
Nach einem schwachen Zug meinerseits änderte sich die Lage jedoch schlagartig, und ich landete in einem etwas schlechteren Endspiel. Man hätte zwar immer noch ohne allzu große Probleme remis halten können, aber ich hatte nicht meinen besten Tag erwischt, gab völlig sinnlos einen Bauern, und verlor praktisch ohne Widerstand. Durch diese ziemlich dumme, unnötige Niederlage fiel ich schließlich noch aus den Top-20 auf Platz 38 zurück, weit hinter meiner Setzlistenplatzierung und meinen eigenen Erwartungen. Neuer Jugendweltmeister wurde völlig überraschend Pouya Idani (Iran) als einziger Spieler mit einer Ausbeute von 8,5 Punkten/11 Partien.“
Hier die Partien zum Nachspielen und als
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