Stimmen zur Bundesliga-Saison – die NN berichten

Zum Abschluss der Bundesliga-Saison habe ich alle unsere eingesetzten Spieler nach ihrem persönlichen Resümee befragt. Was mir die Stamm- und Ersatzleute unserer 1. Mannschaft geantwortet haben, findet man weiter unten. Die Liste wird nach und nach ergänzt. In der Hoffnung, dass wir von jedem ein kurzes Statement zu lesen bekommen:
NN-Bericht

FM Manfred Heidrich:

„Zunächst die Statistik: Der SC Forchheim wurde mit 2-28 Mannschaftspunkten und 31,5 Brettpunkten Vorletzter und steigt in die 2. Bundesliga ab. Sind die nackten Zahlen alles? Ein Außenstehender mag dies vielleicht so sehen, aber nicht die Beteiligten! Nicht nur das Ergebnis ist maßgeblich, sondern auch das Erlebnis! Wir haben in einer der stärksten Ligen der Welt mit Spitzenspielern die Kräfte gemessen, und hatten trotz der zu erwartenden häufigen Niederlagen Freude an diesen Begegnungen. Spitzenschach live zu genießen – und zwar nicht als Zuschauer, sondern selber mittendrin beteiligt zu sein – so etwas bleibt uns unvergessen. Hohe Erwartungen bezüglich des Ergebnisses hatten wir ohnehin nicht, wir hatten nichts zu verlieren, sondern konnten nur gewinnen. Gewonnen haben wir nicht nur an spielerischer Erfahrung, sondern vor allem auch am Erlebnis. Unser Motto war: „Teilnehmen ist wichtiger als siegen“. Und in diesem Sinne sind unsere Erwartungen voll erfüllt worden. Die Motivation in unserer Mannschaft blieb die ganze Spielzeit über erhalten, wir hatten auch keine Ausfälle zu beklagen, sondern konnten stets vollzählig antreten. Wir haben viele Partien verloren, nicht aber unsere gute Laune. Und als Mannschaft hielten wir die ganze Zeit zusammen. Möge dieser Zusammenhalt uns auch in Zukunft gewahrt bleiben! Zu meinem Abschneiden: Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Zwar habe ich einige Partien unnötig verloren und manche Positionen durch konkrete Fehlberechnungen frühzeitig aus der Hand gegeben; andererseits gelang mir auch die Rettung einiger schwieriger, verlustträchtiger Stellungen zum Remis – gegen hochkarätige Gegner. Viele Gelegenheiten, einen Sieg zu erzielen, bekommt man nicht. Zwei derartige Chancen hatte ich, und ich konnte beide nutzen. Gemäß Auswertung habe ich mit fünf Punkten aus 15 Partien doppelt so viele Punkte als „erwartet“ geholt. Dass man gegen Spitzenspieler mithalten kann, steigert das schachliche Selbstbewusstsein. Hervorragend war natürlich das phantastische Abschneiden von Léon Mons, der wohl in Kürze einen IM-Titel tragen könnte, und sicherlich auch an der Erlangung des GM-Titels arbeiten wird.“

GM Michael Prusikin:

„Als Mannschaft können wir zufrieden sein, denke ich. Das einzige realistische Ziel, nicht Letzter zu werden, haben wir erreicht.
Riesig gefreut (wenn auch nicht so sehr überrascht, wie alle Außenstehenden) hat mich das Ergebnis von Léon. Dank der starken Gegnerschaft, die er in der Bundesliga an den vorderen Bretter vorgesetzt bekommen hat, konnte er sein Potenzial endlich andeuten. Mit meinem Abschneiden bin ich nicht zufrieden. In 6 von 8 Partien habe ich Chancen nicht genutzt, 50 Prozent war auf alle Fälle drin. Gut, für mich kam die Gelegenheit zu spät, da ich nun aus dem Lager der “Semiprofis” endgültig in das Lager der Amateure gewechselt bin. Ich bedanke mich beim SC Forchheim für die schöne Zeit und wünsche allen alles Gute für die Zukunft.“

GM Vlastimil Jansa:

„Es war sehr gut für den SC Forchheim, in der 1. Bundesliga teilnehmen zu können, mit vielen wertvollen Erfahrungen. Die Organisation der beiden Veranstaltungen im schönen Saal des Forchheimer Rathauses war auf einem hohen Niveau; die Spieler unserer Gegnermannschaften waren damit auch sehr zufrieden. Die vielen Helfer können mit ihrer Arbeit völlig zufrieden sein. Ich gratuliere Léon Mons zu der phantasischen Leistung, Léon zeigte schon mehrere respektable Partien und ein Klassespiel, ohne Zweifel… Ich bedanke mich gerne bei Manfred Heidrich, er hat die schwierige Kapitänsrolle mit dem großem Einsatz geführt, alles, z. B. Hotel, Reise… -war sehr gut bei ihm vorbereitet… Spielerisch war es eine enorm große Herausforderung für unseren Verein, mehrere Kämpfe gegen starke Mannschaften haben wir zwar verloren, aber immer nach großem Einsatz mit guten Chancen im Verlauf. Mit meinem persönlichen Ergebnissen bin ich selbstverständlich nicht zufrieden, aber ich hatte sehr viele ausgespielte Partien meistens in höchster Spannung verdorben. Die Partien gegen Volokitin, Howell, Farago sollte ich gewonnen, ich stand aber auch besser z.B. gegen Wojtaszek, Kurnusov, Schneider und noch in einigen anderen Partien… Mit dem Verlauf bis drei Stunden der Spielzeit konnte ich wahrscheinlich fast immer zufrieden sein, später kamen leider Fehler, schade… Aber für die Gegner war es auch überhaupt nicht einfach, den Durchblick zu behalten. Wegen des Verlaufs der Partien sollte ich mindestens 50 Prozent von allen Partien halten, aber so geht das manchmal auf der Welt. Die gute Atmosphäre und eine freundliche Kamaradschaft in unserer Mannschaft waren ganz gut zu fühlen, ich freue mich schon sehr auf unsere nächste Kämpfe, unwichtig in welcher Liga die sind…“

FM Dr. Andreas Kräußling:

„Ich bin mit dem Verlauf sehr zufrieden. Ich durfte sechs Mal spielen und habe sogar eine Partie gegen einen IM gewonnen und zwei
Remis gegen einen Fidemeister und einen starken IM. Ich bin mit meinem Spiel sehr zufrieden, auch wenn ich durch einige Fehler in Zeitnot ein noch besseres Ergebnis verschenkt habe. So habe ich in der ersten Partie ein Remisangebot meines Gegners abgelehnt und kurz darauf durch einen groben Fehler noch verloren. Insgesamt war die nervliche Anspannung und physische Anstrengung, aber auch
die Freude sehr groß. In der ersten Bundesliga einige Partien zu spielen, war immer ein großer Traum von mir, der nun dank des SC Forchheim in Erfüllung gegangen ist, wofür ich sehr dankbar bin. Im übrigen ist der SC Forchheim der beste Verein, bei dem ich bisher war. Bei der Partie, die ich gewonnen habe, hat sogar Aronian kurz gekiebizt und das war eine der besten Partien, die ich in meinem ganzen Leben gespielt habe. Ich kannte meinen Gegner gut, da er auch in Bonn wohnt und wir dort oft bei Blitz- und Schnellturnieren gegeneinander gespielt haben. Ich habe die Reti-Eröffnung gespielt und meinen Gegner dann ausgekontert, da er zu offensiv gespielt hat. Am Schluss mit ungleichen Läufern habe ich dann unter doppeltem Bauernopfer die Königsstellung meines Gegners geöffnet, was schnell zu entscheidendem Angriff geführt hat. Ich wollte nur noch kurz hinzufügen, dass ich als sehr großes Geschenk empfinde, mit so vielen netten und intelligenten Leuten Umgang zu haben, wobei ich da niemanden hervorheben möchte. Mir ist beim SC Forchheim noch niemand begegnet, mit dem ich freiwillig keine Zeit verbringen möchte.“

Bernd Hümmer:

„Schnell ging sie vorüber, unsere Erstligasaison… und sie hat mir Freude bereitet (ausgenommen mein Gesamtresultat, obwohl ich gar nicht so schlecht gespielt habe, ärgerlich der übersehene einzügige Gewinn in Runde 2). Besonders die Atmosphäre im Team war klasse. Ein Danke an dieser Stelle auch all den guten Geistern für die perfekte Ausrichtung der Heimspiele. Das habt ihr prima gemacht! Da unser Léon schon genug Lob für seine fantastische Leistung eingesammelt hat, bekommt ein anderer aus unserer Truppe den „Gefällt mir Button“: Unser Mann am Ruder, El Kapitano Manfredo! Manfred konnte auf jedem ELO-Niveau mithalten. Und falls mich mal einer danach fragt, ob ich nochmals Lust auf Bundesliga habe… ihr erratet die Antwort gewiss.“

Hans-Jürgen Döres:

„Ja das war wieder ein beeindruckendes Jahr Bundesliga. Im Vergleich zu unserer 1. Bundesligasaison 2003 ist die Liga noch stärker geworden. Mein Ergebnis von 1,5 aus 9 hört sich nicht berauschend an. Entspricht bei einem Schnitt von 2487 aber ungefähr den Erwartungen. Gegen GM Ribli und GM Hoffmann war durchaus auch ein Remis drin. Gegen GM Siebrecht hatte ich eine Gewinnstellung (Rybka +2). Aber wie ich auch 2003 erfahren konnte, setzt sich bei knapper Zeit (bzw. zur Zeitkontrolle) häufig der stärkere Spieler durch. In der letzten Runde war es vorteilhaft, das IM Blühbaum ein Remis zur GM-Norm benötigt hat. Es war ein tolles Erlebnis, aber es ist auch schön mal wieder etwas schwächere Gegner zu haben.“

Dr. Johannes Zwanzger:

„Mein Ergebnis von 3/13 ist o.k. und liegt ziemlich genau in der Erwartung. Glück und Pech hielten sich einigermaßen die Waage. Die Niederlage gegen Falko Meyer war unnötig, dafür das Remis gegen Dennes Abel sehr schmeichelhaft. Die Qualität meines Spiels war recht unterschiedlich: Einige Male bin ich chancenlos eingegangen bzw. hab mich aufgrund geringer Spielpraxis ziemlich billig verrechnet. Umgekehrt bin ich aber mit dem Sieg gegen Janssen und den Remisen gegen Baradmidze und Hansen sehr zufrieden. Eine gute Erfahrung war, dass die Rolle des Underdogs mir in den Partien gelegentlich die Entscheidung erleichtert hat, bewusst Risiken einzugehen. Aufgefallen ist mir im Rahmen dieser Saison mal wieder, dass eine der Stärken von richtig guten Spielern das zähe Verteidigen schlechter Stellungen ist. Ein gerade noch so erzieltes Remis mag dann zwar auf den ersten Blick unverdient wirken, hat aber oft nichts mit „Glück“ zu tun. Die Atmosphäre während der Wettkämpfe hat mir gut gefallen, und ich denke, wir können mit den beiden bei uns ausgerichteten Spieltagen wie auch mit unserer Mannschaftsleistung sehr zufrieden sein. Herausragend ist dabei natürlich Léons tolles Ergebnis!“

FM Dieter Seyb:

„Meine Erwartungen haben sich voll erfüllt. Erfreulich ist, dass wir nicht Letzter wurden und in Einzelpartien doch dem ein oder anderen Favoriten ein Bein stellen konnten. Alleine die phantastischen Ergebnisse von Léon, aber auch die guten Ergebnisse von Alexander – unserer beider Jugendspieler – haben es gerechtfertigt, an den Start zu gehen. Ich persönlich habe den einen Wochenendeinsatz sehr genossen. Es ist schon eine ganz besondere Atmosphäre und ich fühlte mich in eigene – bessere – Schachzeiten zurückversetzt, als ich früher selbst noch 1. Liga spielen konnte. Fazit: Wenn uns wieder ein Startrecht zufällt- unbedingt zugreifen.“

FM Alexander Seyb:

„Vom den Ergebnissen her ist es so gelaufen, wie ich es erwartet hatte. Das Beeindruckenste an der Saison war natürlich einer der unseren Spieler. Mit meinen eigenen Partien bin ich nur teilweise zufrieden, weil ich zwei Partien total hergeschenkt und ohne Gegenwehr verloren, und mit Schwarz nichts gerissen, obwohl ich vor der Saison ausschließlich an den Schwarz-Eröffnungen gearbeitet habe.“

FM Léon Mons:

„Für mich persönlich war die Saison in der 1. Bundesliga eine tolle Gelegenheit, gegen einige internationale Klassespieler antreten zu können, denen man in Opens oder anderen Turnieren eher selten über den Weg läuft. Bis auf die letzten beiden Runden, in denen ich leider überhaupt nicht in Form war, lief es für mich großartig, mit zwischenzeitlich 6,5/11 erreichte ich meine erste GM-Norm und gewann knapp 60 ELO-Punkte, sodass der IM-Titel nur noch eine Frage der Zeit sein sollte. Mein persönlicher Höhepunkt war natürlich mein Sieg gegen Arkadij Naiditsch, einer der wenigen 2700er auf diesem Planeten. Dass wir absteigen würden war eigentlich bereits vor Saisonbeginn klar, immerhin haben wir es zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte geschafft, einen Mannschaftskampf zu gewinnen, und am Ende nicht Letzter zu werden. Trotz der vielen, zu erwartenden Niederlagen, ging uns nie der Spaß und auch nicht der Kampfgeist, und so manchen „übermächtigen“ Gegner konnten wir doch zumindest ein wenig ins Schwitzen bringen. Und wenn die Qualität der Ausrichtung der Heimkämpfe für die Platzierung ausschlaggebend gewesen wäre, hätten wir locker die Klasse gehalten. Von den Wochenenden, bei denen ich dabei war (Griesheim, Berlin, Mülheim, Schwetzingen und natürlich Forchheim) würde ich unsere beiden Heimwochenenden ganz knapp auf Platz 2 hinter dem Wochenende in Mülheim einordnen. Mit dem Rathaus hatten wir eine schöne Kulisse und auch organisatorisch klappte alles reibungslos. Fazit: Die 1. Bundesliga war ein echtes Erlebnis, und ich freue mich schon darauf, wenn wir in zehn Jahren wieder dabei sind.“