Welch ein Einstand für Wilhelm Grafe nach langjähriger beruflich bedingter Turnierpause. Mit seinem Sieg hat unser „Oldie“, der in den 90-er Jahren unser Spitzenteam in Oberliga und 2. Bundesliga verstärkt hat, nun gezeigt, dass weiterhin mit ihm zu rechnen ist. Nicht nur beim Blitzschach. Mit seinem Sieg hat er unserer 2. Mannschaft im Abstiegsduell der Regionalliga Nordost zwei wichtige Punkte verschafft. Und Kapitän Christoph Stäblein nach den letzten Niederlagen wieder etwas ruhiger schlafen lassen. Insgesamt haben sich die nun akut gefährdeten Erlanger über weite Strecken heftig gewehrt. Was sich auch am knappen 4,5:3,5 Ergebnis ablesen lässt.
SC Forchheim 2 | – SC Erlangen | 4,5:3,5 | ||
Léon Mons | (2119) | – Stefan Liepold | (2166) | remis |
FM Dieter Seyb | (2219) | – Michael Willim | (2154) | remis |
Wilhelm Grafe | (2135) | – Dustin Bachstein | (2086) | 1:0 |
Michael Burggraf | (2093) | – Rodrigo Martin Fernandez | (2107) | 0:1 |
Claus Schäffner | (2136) | – Hanna-Marie Klek | (2070) | 1:0 |
Christoph Stäblein | (2099) | – Andreas Götz | (2071) | 1:0 |
FM Prof. Dr. Robert Weigel | (2060) | – Vinzenz Petzold | (1991) | 0:1 |
Wolfgang Fiedler | (1985) | – Walter Hüttl | (1936) | remis |
Bericht des Mannschaftsführers Christoph Stäblein:
„– Man muss auch mal Glück haben —
Mit diesen zwei Mannschaftspunkten konnten wir lange Zeit nicht rechnen, gerade in der Situation nach der Zeitkontrolle. In einigen Partien hatten wir eine gehörige Portion Glück. Die Schachfreunde aus Erlangen haben sich auch heute unter Wert verkauft und sahen zwischendurch wie die sicheren Sieger des Mannschaftskampfes aus. Wir wünschen dem SC Erlangen für den Rest der Saison das nötige Glück des Tüchtigen.
Brett 2 sah ein Verflachen des Spiels nach der Eröffnung mit einigen Abtäuschen und schnellem Remis. Das war auch das einzige Spiel, das vor dem 40. Zug entschieden war. Um die Zeitkontrolle ging es dann los:
An Brett 8 opfert Wolfgang zwei Bauern in der Eröffnung, aber die taktischen Möglichkeiten reichten nur, um einen Bauern zurückzugewinnen. Bis zum 40. Zug änderte sich an der Situation nichts. Da Wolfgangs Gegner eine Zugwiederholung zuließ, konnten wir uns über einen halben Punkt freuen.
Nach einem Bauernverlust in der Eröffnung, hatte Wilhelm wohl bestenfalls genug Spiel zum Ausgleich und musste seinen Gegner immer wieder mit Drohungen vor Probleme stellen. In Zeitnot kam das Drama dann in unklarer Stellung mit einem Dameneinsteller genau im 40. Zug.
Am 6. Brett profitierte ich von der passiven Eröffnungswahl meines Gegners und konnte zunächst einen Bauern und dann im 39. Zug einen zweiten Bauern gewinnen und kurz darauf die Partie.
Soweit sah es auf dem Papier mit 3:1 gut für uns, aber alle verbleibenden Partien standen schlecht.
Roberts Igelstellung an Brett 7 sah lange nach Remis aus, bis kurz nach der Zeitkontrolle Robert seinem Gegner mit dem Rückzug 42. Sb8 Chancen gab und der c-Freibauer in Verbindung mit dem Läuferpaar gefährlich wurde. Leider gab Robert dann in einer schlechteren, aber noch nicht verlorenen Stellung auf (mit 49. f5, 50. Td7 gewinnt Weiß zwar noch den Bauern g7, aber der Gewinn ist trotzdem nicht klar solange der c-Bauer blockiert bleibt).
An Brett 4 konnte Michael einen Vorteil aus der Eröffnung bis um den 30. Zug herum mitnehmen. Druck am Damenflügel und ein Qualitäts-Scheinopfer zwangen seinen Gegner zu genauer Verteidigung. Dann aber unter dem Eindruck der zu dem Zeitpunkt sehr schlecht stehenden Forchheimer, war Michael gezwungen unbedingt auf Gewinn zu spielen. Ein scharfes Turmendspiel mit beiderseitigen Freibauern war entstanden, bei dem Michael mit 46. Tb1 (mit c6 konnten die beiden Freibauern noch gegeneinander „getauscht“ werden — mit einem nicht mannschaftsdienlichen Ausgleich) den entscheidenden Fehler machte.
An Brett 3 trug Claus wieder eine etwas passive Eröffnung vor, kam damit aber trotzdem schnell zum Ausgleich. Nach dem Schreck über 35. Sb5: fand Claus nicht den Gewinn mit Db2: (Zeitnot?) und Königsangriff (Dc1+, Sg4+, Dh1; Fritz sieht so was natürlich sofort) sondern fand sich mit einem Minusbauern und Verluststellung zur Zeitkontrolle ein. Mit Dauerschachdrohungen und Königsangriff schwindelte Claus noch und hatte dabei Glück: 48. Sd2 warf die Partie weg (eine ganze Reihe anderer Züge gewinnen; jetzt zappelt der weiße König im Mattnetz) und Forchheim kam damit unverhofft und glücklich zum 4. Brettpunkt.
Den Schlusspunkt setzte Leon, der am 1. Brett nach dem Trick 21. Sc6 einen Bauern einbüßte und bis zur Zeitkontrolle mit zwei Minusbauern auf Verlust stand. Mit aktivem Figurenspiel und Drohungen, seinen Läufer gegen die letzten Bauern herzugeben, konnte er sich noch ein Remis erkämpfen und damit sogar den Gewinn für Forchheim sicherstellen.
(Disclaimer: alle Stellungsbeurteilungen vom Laien geschönt)“
Hier die Partien zum Nachspielen:
Download