OIBM – Blicke hinter die Kulissen (Update 10.11.2008-Endtabelle)

Wolfgang Fiedler

Man hat mich gebeten, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Na ja man wird nicht jeden Tag zu einem Turnier eingeladen wo ca. 400 Spieler aus aller Welt (sogar Kanadier sind dabei) spielen. Insgesamt 20 GM und 18.000 € Preisfonds wird garantiert. Zur Eröffnung mit Blasmusik, einigen kleinen Reden und Foto. Da hat man mich gleich mal umgetauft und an die Presse gemeldet zweiter Schiedsrichter Hans Brugger, im Bild natürlich ich. Und die vier philippinischen GM sagten am Eröffnungstag ab, also nur noch 15 GM am Start. Anliegende Tabelle Endstand wurde von mir erst gestern um 21:00 Uhr nach dem Turnier erzeugt und ist evtl. noch nirgends verfügbar.

Herrliches Wetter mit Sonnenschein im November, im Gegensatz zum letzten Jahr mit 30 Zentimtern Neuschnee jeden Tag, macht doch einen Unterschied. Bad Wiessee ist im Übrigen meine 4. FIDE-Schiedsrichter-Norm und so wird man mich wohl im nächsten Jahr zum FIDE-Arbiter ernennen.

Schachspielerisch ist alles geboten vom Figureneinsteller von „Fast-GM“ Ilja Schneider im 10. Zug oder einer pausierenden Schachlegende GM Ulf Andersson, der sich leer fühlt.

Ein paar Forchheimer sind ja auch da, zu Besuch heute unser Ehrenpräsident Berthold Bartsch auf der Durchreise, Michael Prusikin heute mit Sieg beim Aufholen, Dominik heute mit am Schluss vielleicht gewonnenem Bauernendspiel zum Remis und Léon, ja da stand es wohl mal 3:1 für Léons Gegner, keiner gab noch einen Pfifferling für die Stellung, aber Léon lebte noch. Er kam aus der Deckung, ließ sich die Dame für Turm und Läufer nehmen, und als die Wolken sich verzogen hatten, hatte Léon S, L und T gegen die gegnerische D mit Freibauern auf h3 und schnellem 1:0. Die anderen Partien habe ich nicht gesehen. Aber Leon dürfte jetzt schon ein sehr erfolgreiches Turnier gespielt haben.

Es gibt übrigens die ersten 8 Bretter immer live unter: OIBM 2008 live

08.11.2008 – noch mehr News

Irgendjemand hat doch glatt die Sonne ausgeknipst, nur noch so 7-10 Grad – Abkühlung garantiert. Auch russische GM greifen in den letzten Sekunden mal fehl, wer möchte kann sich folgende Stellung mal näher anschauen mit Schwarz am Zug: Weiß: Kb3; La7; f2; g3; Schwarz: Kd3; Lh6; g4; f5. Hier wurde zugelassen, dass sich der weiße König über c4, d5 unter Figurenopfer an die weissen Bauern machte. Ein paar kleine Hindernisse mit Überführung des Läufers nach c3 bzw. d4 kosten Tempi und gewinnen (in der Analyse hat er es natürlich sofort gesehen).

Am Forchheimer Schachhimmel überzeugte Michael Prusikin mit Pflichtsieg, auch heute sollte so einer wieder her. Hier wird sich dann am letzten Tag zeigen, in wie weit noch eine Plazierung unter den ersten 4-8 möglich ist. Léon hatte mit dem isralischen IM definitiv eine zu grosse Nummer, die Partie lief auf ein Tor. Und Dominik wickelte in ein Turmendspiel ab, das er beherzt und durch aktive Züge zum remis führte, der Gegner hatte immerhin 2052 auf der Habenseite. Die Partien von Oliver und Robert habe ich leider nicht gesehen. Zeitnotphasen werden grundsätzlich von oben nach unten gehändelt und ganz wichtig der Schiedsrichter bleibt im Hintergrund.

Interessant auch die Variante mit Turnierbüro und Ergebniserfassung, das läuft über den Organisator/Veranstalter. Auslosung und alles was im Tunriersaal läuft über den Schiedsrichter, d. h. Partien und Ergebnisse werden von zwei zauberhaften Damen vor dem Turniersaal entgegengenommen. Ausfälle und Paarungsänderungen mache ich an meinem Laptop. Sehr viel habe ich mittlerweile aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz vom ISR Christian Krause gehört und gelernt. Na ja wenn man drei Jahrzehnte bei der FIDE, in diversen Kommissionen und im DSB aktiv ist, da kann man was erzählen.

Ich bin mal gespannt, wieviele Spieler sich für morgen zurückziehen.

Schlussbericht und Endtabelle

Es waren tatsächlich noch 169 Bretter, sprich theoretisch 378 Spieler die zum Endspurt antraten. Bei zwei Brettern war jedoch kampflos angesagt, die kamen einfach nicht also 376. Die letzte Runde ging ohne größere Überraschungen über die Bühne, natürlich gab es auch viele Remis, aber auch viele Siege nach 20-25 Zügen. Für unsere Forchheimer war es wohl ein gutes Turnier, Michael Prusikin Platz 5, Léon Mons mit 5 Punkten und Platz 64 meine ich, usw. Und wenn man meint nach der letzten Partie ist das Turnier zu Ende, fängt die Arbeit des Schiedsrichters erst richtig an. Normenverteilen: 3 GM, 2 IM, 1 WGM und 1 WIM-Norm gab es zu verteilen, was zumindest Frau Jussupow total überraschte und wohl den Durchbruch für Sie bedeutet. Ihr Gegner immerhn mit 2357 gelistet, wurde von Ihr 2140 sehenswert an die Wand gespielt, obwohl ihr ein halber Punkt genügte. Der Lohn WGM, WIM und IM Norm für die 17-Jährige, von dieser Dame wird man wohl noch mehr hören.

Diverse Preisgelder gehen nach Forchheim, zumindestens einer wird überrascht sein:
Michael 5. Platz, Leon 3. Platz – TWZ bis 2200; Dominik 1. Platz – TWZ bis 1800

Ja und wieder ein Programmfehler in Swiss Chess, der die Siegerehrung durcheinanderwirbelte. Die FIDE hat sich mal etwas einfallen lassen, um Spieler die dadurch benachteiligt sind, dass Ihre Gegner irgendwann im Turnier aussteigen „buchholztechnisch“ entschädigt werden. D. h. wenn jemand gegen einen spielt, der im 9-rundigen Turnier in der 5. Runde ausscheidet aus irgendwelchen Gründen, werden die nichtgespielten Runden für seine Gegner „nachremisiert“. Bei fehlender Runde 6 bis 9, fehlen 4 Runden also 4 mal 0,5 = 2 Buchholzpunkte plus als Entschädigung. Diese gültige FIDE Regel wird bei Swiss Chess per Haken eingestellt, aber leider nicht nachgeführt. Daher musste kurzfristig die Endtabelle überarbeitet werden und das bei der Siegerehrung. Man kann wohl fünfmal sagen, bitte kontrolliert Tabellen und Listen und die Spieler machen es dann doch nicht.