Nürnberg siegt mit Hirn – jetzt mit Bericht

Robert Wagner

Unsere 2. Mannschaft bleibt weiterhin Zweiter der Regionalliga Nordost. Nach der 3:5 Heimniederlage unserer Reserve gegen SW Nürnberg Süd 2 sind die Abstiegsplätze (aktuell FC Gunzenhausen und Schlusslicht SF Fürth) nun allerdings gar nicht mehr so weit entfernt (drei Punkte). Kapitän Philipp Auburger lässt uns dazu kurz wissen: „Insgesamt haben wir uns tapfer gewehrt, aber die Gegner waren doch etwas zu stark. Ich hatte den Eindruck, dass ich gut aus der Eröffnung kam, wurde aber im damenlosen Mittelspiel bzw. Endspiel überspielt. Schön fand ich, dass diesmal auch Josef Heinkelmann und Alfred Balle zum Einsatz kamen.“ Denn Michael Stephan (Studium) und Johannes Mann (Krankheit) waren kurzfristig ausgefallen. Jetzt mit ausführlichem Bericht des Teamchefs.
Bericht bei SW Nürnberg Süd

SC Forchheim 2

– SW Nürnberg Süd 2

3:5
Michael Burggraf

(2119)

– Karsten Bunk

(2050)

remis
FM Prof. Dr. Robert Weigel

(2117)

– Manfred Eiber

(2081)

remis
Philipp Auburger

(1959)

– Klaus Meulner

(2080)

0:1
Martin Killmann

(1991)

– Peter Erlbeck

(2062)

0:1
Robert Wagner

(1836)

– Fabian Meulner

(1926)

1:0
Alfred Balle

(1843)

– Achim Diehl

(1972)

0:1
Josef Heinkelmann

(1765)

– Peter Abel

(2142)

0:1
Adrian Wichmann

(1776)

– Erwin Hirn

(2000)

1:0

Hier der Bericht des Kapitäns Philipp Auburger:

„Später als sonst und inmitten meiner Forschung lasse ich dir doch noch den Spielbericht zukommen. Im Heimspiel gegen SW Nürnberg Süd 2 mussten wir uns, nach tapferem Widerstand, den, nominell stark favorisierten Gegnern 3:5 geschlagen geben. Es erfolgt eine Diskussion der einzelnen Partien. Der erstgenannte Spieler ist der Forchheimer.

Brett 1: Michael Burggraf – Karsten Bunk 1/2:1/2: Michael reagierte solide auf die Englische Eröffnung seines Kontrahenten. Keine Seite konnte einen Vorteil erringen und es kam früh zu mehrfachem Leichtfigurenabtausch. Direkt nach dem Damentausch erfolgte der Remisschluss.

Brett 2: FM Prof. Dr. Robert Weigel – Manfred Eiber 1/2:1/2: Durch Zugumstellung kam eine Variante der Slawischen Verteidigung aufs Brett. Es entstand früh ein damenloses Mittelspiel. Dort musste Robert, bei sämtlich auf dem Brett verbliebenen Türmen, mit Springerpaar gegen Läuferpaar spielen. Dies schien zunächst seinen Gegner zu favorisieren, doch bei halbwegs geschlossener Stellung und defensiv stark positionierten Springern war die Lage kompliziert. Durch ein gegnerisches Bauernopfer, welches sich umgehend zum Qualitätsopfer entwickelte, brach das Zentrum auf, und es entstand ein ungewöhnliches Endspiel. Robert ließ sich von der hohen Figurenaktivität des Kontrahenten nicht beirren und setzte auf Konsolidierung seines Materialvorteils. Er musste einen Bauern geben, konnte dafür jedoch ein Turmpaar tauschen und seine Figuren (einschließlich des Königs) aktivieren. Schliesslich endete die, trotz frühen Damentauschs atypisch dynamische, Partie mit Remis durch Zugwiederholung.

Brett 3: Philipp Auburger – Klaus Meulner 0:1: Mein Gegner umging die kritischen Varianten der Grünfeld-Indischen Verteidigung. Ich bekam relativ früh den Eindruck, die Eröffnungsprobleme gelöst zu haben. Das war auch weitgehend richtig, doch ich unterschätzte die Tücken eines unschuldig aussehenden Endspiels, welchem ich das Mittelspiel hätte vorziehen sollen. Nach dem Damentausch hatte mein Gegner einen kleinen dauerhaften Vorteil. Da ich nicht den richtigen Plan fand, konnte er diesen systematisch ausbauen. Schließlich musste ich einen Bauern geben, hatte jedoch noch halbwegs realistische Remischancen. Durch eine weitere Ungenauigkeit kam mir aber auch noch der nächste Bauer abhanden, so dass ich die Segel streichen musste.

Brett 4: Martin Killmann – Peter Erlbeck 0:1: Martins Gegner wählte die Holländische Verteidigung. Es sah zunächst nach einem dauerhaften Positionsvorteil für Martin aus, jedoch unterschätzte er das gegnerische Spiel am Königsflügel. Dadurch verkomplizierte sich die Lage erheblich. Martin goss Öl ins Feuer, indem er einen Springer für zwei Bauern und Spiel im Zentrum opferte. In der Hitze des Gefechts unterlief ihm leider ein Einsteller, wonach die Partie nicht mehr zu retten war.

Brett 5: Robert Wagner – Fabian Meulner 1:0: Durch Zugumstellung kam eine Variante des klassischen abgelehnten Damengambits aufs Brett. Beide verfügten über eine solide Stellung, und es entstand eine Blockade im Zentrum. Ab dann sah das Mittelspiel so aus, als ob beiden kein konstruktiver Plan zur Verfügung stand. Einige Zeit lang wurde tatsächlich nur „rumgezogen“. Roberts Geduld führte schließlich zum Erfolg, da sein Gegner es mit der Brechstange versuchte und sich auf ein ungesundes Qualitätsopfer einließ. Robert reagierte darauf sauber und fuhr den vollen Punkt ein.

Brett 6: Alfred Balle – Achim Diehl 0:1: Alfred ging gegen die Sizilianische Verteidigung ungewohnt aggressiv vor. Sein Gegner konterte mit Zentralisierung, vernachlässigte jedoch die Sicherheit des eigenen Königs. Alfred konnte zwei Bauern am Königsflügel erobern, aber die Stellung erforderte immer noch nicht-triviale Technik. Es gelang ihm, den Materialvorteil bis ins Endspiel zu halten, jedoch unterschätzte er die Aktivitaet der gegnerischen Türme am Damenflügel. Alfred opferte die Qualität zur Beschwichtigung. Da der Gegner zusaetzlich Bauern einsammeln konnte, reichte das leider nicht, und Alfred ging trotz tapferer Gegenwehr allmählich unter.

Brett 7: Josef Heinkelmann – Peter Abel 0:1: Josef reagierte mit der Symmetrievariante auf die Englische Eröffnung seines Kontrahenten. Beide fianchettierten ihren Königsläufer, und die Stellung war bis in Mittelspiel weitgehend ausgeglichen. Dann jedoch geriet Josef unter leichten Druck am Damenflügel und stellte einen Bauern ein. Sein Gegner ließ sich den Vorteil nicht mehr nehmen und führte die Partie strategisch sauber zum Sieg.

Brett 8: Adrian Wichmann – Erwin Hirn 1:0: Adrian reagierte auf die klassische Variante der Caro-Kann-Verteidigung zunächst mit scheinbar wenig Ambitionen. Aufgrund der heterogenen Rochaden enthielt das Mittelspiel jedoch einige Möglichkeiten zu taktischen Komplikationen. Da die Situation im Zentrum zunächst eher statisch war, setzten beide Kontrahenten auf Königsangriff. Adrians Kontrahent bot ein Bauernopfer an, um die g-Linie zu öffnen. Adrian nahm das Bauernopfer an, hielt jedoch auch die Stellung unter Kontrolle. Er konterte taktisch auf den überschwenglich vorgetragenen Königsangriff seines Gegners und gewann dadurch entscheidendes Material. Adrian fuhr den vollen Punkt ein, indem er den anschließenden Verzweiflungsangriff seines Gegners kühl abwehrte.“