Hans Jörg Matheiowetz zum 80. Geburtstag

Hans Jörg Matheiowetz

In den letzten Jahren haben wir Hans Jörg Matheiowetz etwas aus den Augen verloren. Dabei war er 1977 eines unserer Gründungsmitglieder und in den Folgejahren als 3. Vorsitzender und Schriftführer (1977-1979), sowie als Schatzmeister (1981-1985) eine der Stützen des noch jungen Schachclubs. Doch aktiv ist er seit über zwei Jahrzehnten beim südlichen Nachbarn TV 1848 Erlangen gewesen. Jetzt darf er sich nicht nur über seinen heutigen runden Geburtstag freuen, sondern auch über ein kurz vor der Veröffentlichung stehendes Buch „Schach-Analytik“, das im Beyer-Verlag erscheinen soll. Dabei wird es vor allem um Stellungs- und Spielbewertungen gehen (wir berichten darüber noch). Wir gratulieren herzlich zum 80. Geburtstag!

Kindheit und Jugend:

Hans Jörg Matheiowetz wurde 1928 in Staab (heute Stod/Tschechische Republik) geboren und lebte dort bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Staab, am Eingang des Pilsner Beckens im südlichen Teil Böhmens gelegen, wurde 1850 zur Stadt erhoben und hatte bei Kriegsende rund 3.800 Einwohner.

Nach dem Besuch der Oberschule in Staab und der Deutschen Oberschule in Pilsen (heute Plzen/Tschechische Republik) bis Ende 1944 folgte die Einberufung zum Reichsarbeitsdienst und wenige Wochen später zur Wehrmacht nach Erlangen. 1946 kam die Familie durch die von den Siegermächten angeordnete Aussiedlung nach Bamberg und anschließend bis 1950 nach Pautzfeld.


Studium und Beruf:

Nach dem Abitur 1947 in Bamberg folgte das Studium für Mathematik, Physik und Philosophie in Bamberg und Freiburg im Breisgau und anschließend 1953 bis 1955 die erste berufliche Tätigkeit bei Siemens in Erlangen. 1955 trat Hans Jörg Matheiowetz als Geschäftsführer in die Kunststoff- und Metallwarenfabrik Zech in Forchheim ein und wirkte dort bis 1985. Mit der Rückkehr zu Siemens in Erlangen endete die Berufstätigkeit im Frühjahr 1994.

Das Schachspiel erlernte er von Rudolf Luckowicz und spielte 1948/49 in Hirschaid beim dortigen Schachklub. Dieser hatte sein Domizil im Café Hannawald und hatte mit Hans Kaiser (heute SK Bad Windsheim) und Walther Hümmer (ehemaliger Würzburger Stadtmeister) mehrere starke Spieler vorzuweisen. In der Studienzeit sah man Hans Jörg Matheiowetz in Bamberg dann öfters im Café Müller, einem Schachmittelpunkt der Stadt. Dort überbrückte er die freie Zeit zwischen den Vorlesungen. Auch dem SC 1868 Bamberg gehörte er 1949-1951 als Mitglied an. „Ich kann mich noch an einige ältere Herren, darunter Professor Anton Mägerlein erinnern, der immer mit seinem Hund im Café saß.“ 1948 gewann Hans Jörg Matheiowetz die Forchheimer Jugendmeisterschaft. Als Student in Freiburg im Breisgau nahm er nicht nur an Mannschaftskämpfen der SG Freiburg teil, sondern eroberte auch die Universitätsmeisterschaft im Wintersemester 1951/52. Er blieb bis 1953 der SG Freiburg erhalten.


Schach in Erlangen:

Mit Beginn der Berufstätigkeit bei Siemens folgte der Beitritt zur Schachgemeinschaft Siemens Erlangen (1954-1959), die durch stetigen Aufstieg die mittelfränkische Verbandsklasse erreichte. Auch bedeutende Veranstaltungen, welche über Erlangen hinaus großes Interesse fanden, wurden durch rege Tätigkeit der Vereinsführung ermöglicht. Außergewöhnliche Ereignisse, welche nicht vielen Schachspielern zuteil werden, waren deshalb die Simultan-Vorstellung des Großmeisters Sigmund Wolk im März 1957, der Blindpartien gegen zehn starke Spieler spielte, und der einzige Simultan-Wettkampf des Weltmeisters Dr. Michail Botvinnik in der Bundesrepublik am 24. Oktober 1958 im Studentenhaus Erlangen. Im Anschluss an die Mannschaftsweltmeisterschaft in München spielte Botvinnik gegen 25 ausgewählte Spieler aus Mittelfranken simultan, gewann in 23 und remisierte nur in zwei Partien (eine davon gegen Hans Jörg Matheiowetz). Parallel hierzu fand die Simultan-Vorstellung von Großmeister Salo Flohr gegen eine noch größere Anzahl statt.

Neben dem Brettschach nahm von 1949 bis 1958 auch Fernschach eine bedeutende Stelle ein. In den nationalen Turnieren im Bund Deutscher Fernschachfreunde (BdF) wurde die Meisterklasse erreicht, wobei von insgesamt 84 Fernpartien bei 23 Remisen und nur acht Niederlagen, 53 gewonnen wurden.


Schach in Forchheim:

Im Sommer 1959 kehrte Hans Jörg Matheiowetz, inzwischen nach Forchheim umgezogen, in das Forchheimer Schachgeschehen zurück. Dort spielte er bis 1972 bei der Schachabteilung des VfB Forchheim und danach bis 1977 in der Schachabteilung der SpVgg Jahn Forchheim. Er gehörte ob seiner Spielstärke stets zur 1. Mannschaft. Er war dann 1977 Gründungsmitglied des SC Forchheim und hielt dem Verein bis 1987 die Treue. Die erste Vereinsmeisterschaft 1977/1978 konnte er für sich entscheiden, während er 1981/82 den Titel in der B-Klasse mit unserem späteren Ehrenmitglied Eduard Spenger teilen musste. 1986 führte ihn der Weg nach Süden. Da er seit 1947 mit seinem Jugendfreund Walter Hüttl zusammen Schach spielt, folgte er diesem zur neugegründeten Schachabteilung des TV 1848 Erlangen. Dort spielt Hans Jörg Matheiowetz auch heute noch in der Mannschaft, nach der Fusion beider Erlanger Schachabteilungen nun beim Schachclub Erlangen 48/88. „Ich spiele aber nur noch diese Saison zu Ende.“