Ferien am Schachbrett – Fazit

Adrian Wichmann

Johannes Mann und Adrian Wichmann haben Faschingsferien, aber zum Ausruhen kommen unsere U20-Bayernliga-Spieler nicht. Im sonnigen Graz sitzen sie vor ihren Brettern beim Internationalen Open. Mit 126 Teilnehmern aus aller Welt, darunter zwölf Großmeister und Österreichs Nummer Eins, GM Markus Ragger, ist das A-Turnier sehr gut besetzt. Für unser Duo wird es in der Steiermark ein hartes Stück Arbeit, sich da zu behaupten. Wünschen wir ihnen Erfolg und hochklassige Partien! Und zwischendurch gibt es dann Wasserstandsmeldungen aus Österreich… Herzlichen Dank an Jörg Wichmann für das Foto und das kurze Video, das zeigt, mit welcher „Fanfare“ die Spieler zu den Brettern gerufen werden. Für Johannes Mann sah es zur Halbzeit nach mehr als 4,0 Punkten und Rang 82 aus, aber drei Niederlagen in Folge ließen auch das zwischenzeitlich ordentliche ELO-Plus in ein kleines Minus kippen. Adrian Wichmann hingegen war mit seinen 3,0 Punkten und Platz 103, sowie einem deutlichen ELO-Zuwachs sehr zufrieden. Jetzt mit allen Kurzberichten und einem Fazit:
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Video mit Intro
Adrians Blog

Gegner von Johannes Mann (ELO 2151):

0:1

IM Alan Pichot

(2486)

Argentinien
1:0

Wim Versporten

(2007)

Belgien
1:0

Michael Lammer

(1535)

Österreich
0:1

IM Maximilian Berchtenbreiter

(2405)

Deutschland
1:0

IM Olivier Moor

(2348)

Schweiz
0:1

FM Georg Halvax

(2316)

Österreich
0:1

FM Peter Sadilek

(2339)

Österreich
0:1

Prof. Klaus Nickl

(2076)

Österreich
1:0

Helmut Meixner

(1977)

Österreich

Gegner von Adrian Wichmann (ELO 1903):

0:1

FM Siegfried Neuschmied

(2264)

Österreich
1:0

Andraz Suta

(2109)

Slowenien
remis

Georg Kravanja

(2196)

Österreich
remis

WGM Irina Semenova

(2215)

Russland
0:1

Adam Taylor

(2278)

England
0:1

Marco Stagl

(2115)

Österreich
0:1

Hugo Teuschler

(2017)

Österreich
1:0

Drago Stanivukovic

(1997)

Österreich
0:1

Kornel Maj

(2161)

Polen

Hier Johannes´ Berichte:

„Runde 1: In der Eröffnung entwickelte sich eine sehr interessante Stellung, in welcher ich ohne meine Figuren zu entwickeln mit den Bauern vorrückte und er mit seinen Leichtfiguren versuchte, in meine Stellung einzudringen. Nach einem großem Abtausch bekam er großen Druck auf meinen König. Außerdem stand einer meiner Türme sehr ungünstig, weshalb dieser nicht wirklich mitarbeiten konnte. Dieser Vorteil reichte ihm aus, um mich, aufgrund seiner Aktivität, dazu zu zwingen, Material zu opfern. Schlussendlich musste ich noch einmal Material für einen Freibauern geben, woraufhin er mich sehr schnell besiegte.

Runde 2: Ich kam gut aus der Eröffnung, nahm jedoch eine falsche Abwicklung, in welcher mein Gegner ausgleichen konnte. Mir gelang es durch einen Abtausch in eine Stellung zu gelangen, in welcher ich durch bessere Figurenaktivität leicht besser stand. Mein Gegner übersah daraufhin eine Taktik und ich konnte eine Dame für Turm und Läufer gewinnen. Es dauerte noch einige Züge, bis ich diesen Vorteil verwerten und die Partie für mich entscheiden konnte.“

Runde 3: Ich konnte schon aus der Eröffnung heraus einen klaren Vorteil erzielen. Es dauerte nicht lange, bis ich taktisch die Partie für mich entscheiden konnte.

Runde 4: Die Eröffnung verlief normal und es entstand eine sehr interessante Stellung. Leider wählte ich recht bald den falschen Plan, und mein Gegner bekam gutes Spiel am Damenflügel. Dort überrolte er mich dann schlussendlich auch und drang in meine Stellung ein, bis ich den Materialverlust nicht mehr verhindern konnte.

Runde 5: Schon in der Eröffnung entwickelte sich eine sehr spannende Stelung, in welcher mein Gegner am Damenflügel und ich am Königsflügel mit den Bauern vorrückten. Während ich meine Figuren sammelte, um einen Angriff zu starten, konnte er bereits durchbrechen. Obwohl er in meine Stellung eingedrungen war, konnte ich Gegenspiel kreieren. Beim weiter Angreifen, machte mein Gegner einen taktischen Fehler welchen ich aussnutzen konnte um durch zu starke Mattdrohungen die Partie zu gewinnen.

Runde 6: Ich spielte die Eröffnung sehr schlecht, und er konnte direkt Druck aufbauen. Schon bald wählte ich eine falsche Variante und mein Gegner konnte taktisch die Partie gewinnen.

Runde 7: Ich spielte anfangs gut und kam ordentlich aus der Eröffnung. Im Mittelspiel unterschätzte ich leider eine seiner Drohungen, und er konnte in meine Stellung eindringen. Ich verteidigte mich gut, aber nicht gut genug, weshalb er mich schlussendlich besiegen konnte.

Runde 8: In der Eröffnung überspielte ich meinen Gegner komplett und stand klar besser. Dann übersah ich ein Opfer, wodurch er wieder ins Spiel kam. Ich spielte gut weiter und konnte mir bald einen Materialvorteil erarbeiten. In sehr guter Stellung für mich übersah ich eine sehr leichte Taktik und verlor Material, was die Partie entschied.

Runde 9: Nach der Eröffnung stand ich gut und konnte meinen Gegner auspielen. Leider wählte ich eine schlechte Abwicklung und er konnte ausgleichen. Doch schon bald entstand ein für mich gutes Endspiel, in welchem er sich sehr genau verteidigen musste. Am Ende fand er die richtige Verteidigung nicht und verlor, in für mich guter Stellung, auf Zeit.

Hier Adrians Berichte:

„Runde 1: Nach der Eröffnung gelangte ich in eine schwierig zu spielende Stellung, die objektiv noch ausgeglichen, aber praktisch für mich etwas zu passiv war. Ich fand nicht den richtigen Plan, die sich langsam, aber kontinuierlich entwickelnde Initiative meines Gegners mit Gegenspiel zu beantworten. Deshalb konnte mein Gegner seinen positionellen Vorteil Schritt für Schritt ausbauen, bis die Stellung leider nicht mehr zu halten war.

„Runde 2: Im Mittelspiel entstand eine sehr scharfe Stellung, in der ich meinen Gegner mit einem Läuferopfer aus der Fassung brachte. Bei Annahme des Opfers wäre die Partie remis durch Dauerschach ausgegangen. Mein Gegner wollte jedoch gewinnen und fand nicht die richtige Abwicklung. Dadurch entstand ein Endspiel mit Dame gegen Läufer und Turm, das für Schwarz nicht mehr zu verteidigen war.

„Runde 3: Ich kam sehr gut aus der Eröffnung und erreichte im Mittelspiel eine vorteilhafte Stellung. Da die Position jedoch sehr unübersichtlich war, konnte ich den Vorteil nicht verwerten und nahm ein Remisangebot meines Gegners an.

Runde 4: Ich gelangte mit einem Mehrbauern ins Mittelspiel, für den meine Gegnerin aber ausreichende Kompensation durch Aktivität hatte. Ich konnte die Stellung jedoch gut verteidigen und die Initiative meiner Gegnerin deutlich reduzieren. Am Ende hatte meine Gegnerin nicht mehr viel Zeit und übersah eine taktische Möglichkeit, so dass ich durch dreifache Stellungswiederholung Remis erreichen konnte.

Runde 5: Ich entschied mich gegen einen sehr starken Jugendlichen mit fast 2300 gegen einen Damenabtausch. Damit hätte ich die gegnerische Aktivität eingeschränkt und die Stellung wäre intakt geblieben. So aber konnte mein Gegner seine positionelle Überlegenheit ausnutzen und seine Stellung immer weiter verstärken, ich konnte keine Initiative erlangen, und mein Gegner gewann verdient.

Runde 6: Mein Gegner spielte im 13. Zug eine fehlerhafte Kombination, die bei richtiger Verteidigung für mich sofort zum Sieg geführt hätte. Leider fand ich die relativ einfache Antwort an diesem Tag nicht. Die Stellung blieb zwar im Gleichgewicht, doch verpasste ich damit den sofortigen Gewinn. In der weiteren Folge opferte mein Gegner eine Qualität für zwei starke Freibauern, doch auch das wäre zu verteidigen gewesen, wenn ich die Qualität sofort genommen hätte, anstatt einen anderen Plan zu wählen, der meine Stellung verschlechterte. Die Qualität bekam ich dann zwar trotzdem, jedoch mit erheblichem Positionsgewinn für meinen Gegner, was in der Folge zum unnötigen Partieverlust führte.

Runde 7: In einer ruhigen Stellung versuchte ich zu früh, die Stellung zu öffnen und Angriff zu bekommen. Dies gelang nicht und mein Gegner bekam
positionellen Vorteil, der ihm am Ende zum Gewinn genügte.

Runde 8: Ich kam gut aus der Eröffnung und erreichte klaren Stellungsvorteil. Aufgrund mehrerer taktischer Drohungen musste mein Gegner schnell die Qualität geben und konnte seine Stellung nicht mehr verbessern. Das Endspiel mit Königsangriff konnte ich dann leicht gewinnen.

Runde 9: Nach der Eröffnung gelangte ich in eine etwas schlechtere Stellung, in der das gegnerische Läuferpaar zu stark war. In einer komplizierten
Stellung verpasste ich eine gute Chance auf Gegenspiel, wonach die Stellung verloren war und im Endspiel nicht mehr gehalten werden konnte.

Fazit: In Graz gelang mir meine bisher beste Turnierleistung. Gegen Gegner aus fünf Ländern (mit 2151 bisher höchster Gegnerschnitt überhaupt) konnte ich mich gut behaupten. Die Niederlage in Runde 6 war unnötig, dennoch lag ich mit drei Punkten über meiner Gewinnerwartung und konnte somit ein schönes DWZ-Plus von 36 Punkten und ein ELO-Plus von 42 Punkten erreichen. Damit gibt es bei DWZ und ELO in Kürze neue Höchststände. Mit dem Unentschieden gegen die weibliche Großmeisterin Irina Semenova (Russland) gelang mir auch mein bisher bestes Einzelergebnis. Der Setzlistenplatz verbesserte sich um 17 Plätze. Gut war auch, dass ich hier auf sehr starke Jugendliche traf wie z.B. Sloweniens Nr. 6 der Altersklasse U18 nach ELO (diese Partie gewann ich), Polens Nr. 4 der U16 nach ELO und Englands Nr. 2 der Altersklasse U18 nach ELO.