Erstklassige Berichte Teil 3

Jan Votava – Vlastimil Jansa

Der Bundesliga-Rückblick 2002/2003 geht mit einem Heimspiel in Forchheim in die nächste Runde. Diesmal die Duelle gegen Plauen und Erfurt, die wieder einmal symptomatisch für die Spielzeit waren. Wir waren nicht ganz chancenlos, lagen teilweise sogar in Führung, mussten dann aber hilflos mitansehen, wie die erfahrenen Teams und die routinierteren Spieler sich am Ende doch durchsetzen. Nicht zu unserem Vorteil, versteht sich. Immerhin gelang es IM Milos Jirovsky, der nach seiner Forchheimer Zeit beim SC Bann in der 1. und 2. Bundesliga wenig erfolgreich spielt, sich am Ende der Saison seine 3. GM-Norm erkämpft zu haben. Damit war er nach Michael Prusikin der zweite Großmeister, der seinen Titel in unseren Diensten eroberte.

12. Runde gegen den SK König Plauen

Michael Prusikhin – Klaus Bischoff

Alles hätte für den Gastgeber SC Forchheim in der 12. Runde der 1. Bundesliga ein glückliches Ende nehmen können. Gegen den direkten Abstiegskonkurrenten SK König Plauen lag man – erstmals in dieser Saison – mit 2:1 in Führung und schien diesen Vorsprung in den restlichen Partien auch verteidigen zu können, doch am Ende kam es, wie es die gesamte Saison über gekommen war, und man unterlag äußerst knapp mit 3,5:4,5.

Vlastimil Jansa – Stefan Kindermann

Und dies, obwohl die Gäste aus den Neuen Bundesländern ohne mehrere Stammspieler, z. B. die beiden Polen GM Tomasz Markowski und GM Jacek Gdanski, angereist waren. Spitzenspieler GM Alexander Beliavsky (ELO 2649) aus Slowenien, schon einmal Sekundant von Garry Kasparov (1993), stand den Gästen aus Sachsen wegen des Linares-Open in Spanien nicht zur Verfügung. Dennoch waren die Vogtländer die eindeutigen Favoriten, taten sich allerdings sehr schwer mit dem vermeintlichen Außenseiter von der Regnitz.

Milos Jirovsky – Lutz Espig

Am Spitzenbrett hielt IM Michael Prusikhin seine Partie mit den schwarzen Steinen gegen GM Klaus Bischoff (2564), vor kurzem 1. Deutscher Internet-Blitzschach-Meister geworden, bis ins Endspiel ausgeglichen. Erst dort ergaben sich positionelle Schwächen am Königsflügel, die der Plauener Spitzenspieler routiniert zum Sieg auszuwerten verstand. Am 2. Brett traf der Prager GM Vlastimil Jansa (2504) auf GM Stefan Kindermann (2516) und erreichte zu Beginn gewisse Stellungsvorteile und aktiveres Spiel. Zeitweise verzichtete GM Jansa sogar auf zwei Bauern, um offensiv agieren zu können.

Berthold Bartsch – Ulrich Dirr

Dann jedoch gerieten beide im 34. Zug in ärgste Zeitnot. Für die restlichen sechs Züge hatten beide nur noch wenige Sekunden Bedenkzeit zur Verfügung (GM Jansa ca. 25 Sekunden; GM Kindermann ca. 50 Sekunden), so dass GM Kindermann ein Remis anbot, das der Forchheimer bereitwillig akzeptierte. Am 3. Brett tauschten der neue Tschechische Meister IM Milos Jirovsky (2457) und der mehrfache DDR-Meister (1969, 1971, 1988) GM Lutz Espig (2425) schon früh die Damen ab.

Hans Niedermaier – Michael Kuraszkiewicz

Im Turm-Endspiel opferte der Forchheimer seinen Turm, um einem Freibauern die Umwandlung in eine Dame zu ermöglichen und fand sich wieder in einem komplizierten Endspiel mit Dame gegen Turm und zwei verbundene Freibauern des Plaueners. Über 50 Züge lang versuchte IM Jirovsky, der beim Stande von 3:4 um den Ausgleich und seine 2. Großmeister-Norm spielte, seinen Kontrahenten zu einer Unachtsamkeit oder Ungenauigkeit zu verleiten, doch dieser ertrotzte das Remis.

Manfred Heidrich – Oliver Brendel

Am 4. Brett stand FM Manfred Heidrich (2415) gegen FM Oliver Brendel (2375) von Beginn an stark unter Druck und musste mit zwei Doppelbauern ins Endspiel mit Turm und Springer eintreten. Dank geschickter Verteidigungszüge erreichte FM Heidrich durch Zugwiederholung noch das Unentschieden. Am 5. Brett gelang dem Forchheimer Teamchef FM Berthold Bartsch (2320) gegen FM Ulrich Dirr (2314) der erste Saisonsieg. In einer kuriosen Partie opferte der Kapitän des Aufsteigers eine Qualität (Turm für Springer), sorgte im Gegenzug allerdings dafür, dass der Plauener eine schlechte Bauernstruktur mit Dop-pelbauer und eine sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit für seine Figuren in Kauf nehmen musste. Schließlich erspielte sich FM Bartsch drei verbundene Freibauern, was die Aufgabe seines Gegenübers zur Folge hatte.

Johannes Zwanzger – Gunter Sandner

Am 6. Brett gelang Johannes Zwanzger (2289) gegen den Plauener Teamchef FM Gunter Sandner (2323) nach der Eröffnung eine klar bessere Position, doch im Mittelspiel verdarb der Forchheimer seine Vorteile und stellte zu allem Überfluss auch noch einen Springer ein. Am Ende hatte er die Niederlage anzuerkennen. Am 7. Brett kämpfte FM Hans Niedermaier (2253) von Beginn an gegen den ehemaligen Hofer Spitzenspieler FM Michael Kuraszkiewicz (2323) um das Unentschieden. Nachdem er den einen oder anderen Bauern abgegeben hatte und in eine schlechtere Position gekommen war, sah er sich zweier verbundener gegnerischer Freibauern gegenüber, die er nicht mehr aufhalten konnte und deshalb das Match aufgab.

Jörn Bade – Roland Pfretzschner

Am Schlussbrett dominierte Jörn Bade (2267) seine Partie gegen FM Roland Pfretzschner (2249) von Beginn an und opferte einen Bauern für offensives Spiel. Die schlechter entwickelten Figuren des Plaueners waren für dessen Niederlage letztlich ausschlaggebend, drohte der Forchheimer doch mit einer unabwendbaren Springergabel.

SC Forchheim

– SK König Plauen

3,5:4,5
IM Prusikhin

(2509)

– GM Bischoff

(2564)

0:1
GM Jansa

(2504)

– GM Kindermann

(2516)

remis
IM Jirovsky

(2457)

– GM Espig

(2425)

remis
FM Heidrich

(2415)

– FM Brendel

(2375)

remis
FM Bartsch

(2318)

– FM Dirr

(2314)

1:0
Zwanzger

(2289)

– FM Sandner

(2323)

0:1
FM Niedermaier

(2253)

– FM Kuraszkiewicz

(2323)

0:1
Bade

(2267)

– FM Pfretzschner

(2249)

1:0

13. Runde gegen den Erfurter SK

Bernd Vökler – Jörn Bade

Keine Chance hatte in der 13. Runde der 1. Schach-Bundesliga der SC Forchheim beim klaren 2,5:5,5 gegen den Erfurter SK. Auch wenn die Gäste ohne den amtierenden Deutschen Meister GM Thomas Luther, ohne den Franzosen GM Robert Fontaine und ohne den Polen GM Robert Kuczynski angereist waren, so dominierten sie doch den Wettkampf im Forchheimer Rathaussaal, den wiederum viele Zuschauer bevölkerten, eindeutig und mussten nur eine Brettniederlage hinnehmen.

Petr Haba – Michael Prusikihin

Einziger Lichtblick für den SC Forchheim war der Sieg von Johannes Zwanzger gegen den Deutschen Meister von 1994, GM Peter Enders. In der Tabelle bleibt das Team von FM Berthold Bartsch weiterhin Schlusslicht und dürfte diesen Platz auch am letzten Bundesliga-Wochenende in Berlin gegen zwei starke Vereine aus der Hauptstadt (SC Kreuzberg Berlin/SF Neukölln 03) nicht mehr verlassen können. Am Spitzenbrett trafen IM Michael Prusikhin (2509) und der Tscheche GM Petr Haba (2516) aufeinander. Die Partie befand sich stets in der Remisbreite und wurde, als beide in ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern gelangt waren, auch unentschieden gegeben.

Peter Enders – Johannes Zwanzger

Am 2. Brett spielte GM Vlastimil Jansa (2504) mit den schwarzen Steinen gegen seinen Landsmann GM Jan Votava (2518) von Beginn an auf Gewinn. Auch als sich ein Remis durch Zugwiederholung abzeichnete, wich er dieser Möglichkeit aus. Gerade wollte er die Uhr nach dem 40. Zug betätigen, als die Bedenkzeit abgelaufen war und der Erfurter, den Regeln gemäß, den Sieg durch Zeitüberschreitung für sich beanspruchte.

Thomas Casper – Milos Jirovsky

Am 3. Brett spielte IM Milos Jirovsky (2457) gegen IM Thomas Casper (2391) nach offensivem Beginn zeitweise mit einem Mehrbauern. Beide verschafften sich je einen Freibauern kurz vor der Umwandlung, verteidigten jedoch auch so geschickt, dass keiner einen entscheidenden Vorteil herausarbeiten konnte – remis.

Thomas Paehtz – Manfred Heidrich

Am 4. Brett geriet FM Manfred Heidrich (2415) gegen den zweifachen DDR-Meister GM Thomas Pähtz (2459) ziemlich unter die Räder. In der Sizilianischen Verteidigung verlor der Forchheimer zuerst seine Rochade durch zwei sehr starke gegnerische Springer und musste dann hilflos mitansehen, wie GM Pähtz nacheinander Springer und Turm opferte, um die Königsverteidigung aus den Angeln zu heben, was nach 26 Zügen auch bravourös gelang.

Matthias Müller – Berthold Bartsch

Am 5. Brett teilten FM Berthold Bartsch (2318) und IM Matthias Müller (2395) den Punkt nach heftigem Schlagabtausch. In der Eröffnung opferte FM Bartsch einen Bauern für Angriff und hatte zwischenzeitlich sogar zwei Mehrbauern. In beiderseitiger Zeitnotphase erzwang der Forchheimer Kapitän dann die Zugwiederholung, die zum Remis führte. Am 6. Brett sah es zwischen Johannes Zwanzger (2289) und GM Peter Enders (2524) lange Zeit nach einer ruhigen Remispartie aus. Als beide jedoch sämtliche Schwerfiguren auf der e-Linie positionierten und Zwanzger ein Turm-Opfer spielte, das ihm zwei Türme für eine Dame erbrachte, zeigten sich schonungslos die Schwächen in der Königsstellung des Erfurters, der daraufhin kapitulierte.

Joachim Brüggemann – Hans Niedermaier

Am 7. Brett agierte FM Hans Niedermaier (2253) gegen FM Joachim Brüggemann (2416) sehr offensiv und wurde vom Erfurter ausgekontert. Nach dem Verlust einer Qualität (Turm gegen Läufer) sah er sich auch noch einem schweren Angriff auf seinen König ausgesetzt, was ihn zur Aufgabe brachte. Am Schlussbrett versuchte Jörn Bade (2267) im Duell der Ersatzspieler gegen FM Bernd Vökler (2385) alles, um den Gewinn zu erreichen. Nach dem Qualitäts-Opfer hatte er sogar drei Mehrbauern, aber positionelle Nachteile, die der Kontrahent langfristig auszunutzen verstand.

SC Forchheim

– Erfurter SK

2,5:5,5
IM Prusikhin

(2509)

– GM Haba

(2516)

remis
GM Jansa

(2504)

– GM Votava

(2518)

0:1
IM Jirovsky

(2457)

– IM Casper

(2391)

remis
FM Heidrich

(2415)

– GM Pähtz

(2459)

0:1
FM Bartsch

(2318)

– IM Müller

(2395)

remis
Zwanzger

(2289)

– GM Enders

(2524)

1:0
FM Niedermaier

(2253)

– FM Brüggemann

(2416)

0:1
Bade

(2267)

– FM Vökler

(2385)

0:1