Nach langer und schwerer Krebserkrankung ist unser Mitglied Erich Scherbaum gestern im Alter von erst 66 Jahren verstorben. Nachdem es um ihn zuletzt recht ruhig geworden war, kommt dieser Schicksalsschlag für alle doch sehr überraschend. Wir werden den lebenslustigen und stets zu Scherzen aufgelegten Schach-Enthusiasten vermissen. Zur Beerdigung fand sich eine starke Abordnung ein.
Am 14. Oktober 1940 wurde Erich Scherbaum in Haid bei Karlsbad als Sohn eines Maschinenschlossers und einer Hausfrau geboren. Das 1.000 Einwohner Städtchen heißt heute Bor und liegt in der Tschechischen Republik. Er hatte drei Geschwister und besuchte die Volksschule. In Münchberg absolvierte er seine Ausbildung zum Textilfacharbeiter, die er als Webmeister abschloß. 1946 wurde die Familie des sechsjährigen Erich aus ihrer Heimat vertrieben und gelangte nach Bad Steben. Von 1957 bis 1971 wohnte der „ewige Junggeselle“ in Forchheim, danach teilweise in Forchheim und Weilersbach, seit 1976 schließlich ganz in Weilersbach bei seiner Schwester. Nach einer zweijährigen Arbeitszeit bei der Firma Kießling & Wankel (Dekorationsstoffe) in der Nürnberger Straße schloß sich eine dreijährige Periode bei der Firma Albert Seeland (Dekorationsstoffe) in der Bayreuther Straße an. Danach war er 28 Jahre bei der Weberei als Webmeister beschäftigt, bis er nach kurzer Arbeitslosigkeit 1992 aus gesundheitlichen Gründen die Frühverrentung erreichte. Das Schachspiel lernte er mit zehn Jahren in Bad Steben von einem Uhrmacher, später war er Mitglied bei der inzwischen aufgeösten Schachabteilung des ATSV Forchheim, beim nicht mehr existierenden SC Weilersbach, sowie beim TSV Kirchehrenbach. Seit 1995 gehörte er dem SC Forchheim an, für den er zahlreiche Einsätze in den Kreisligen absolvierte. 1997/98 holte er sich den Sieg in der D-Gruppe der Vereinsmeisterschaft. Der „Scherbaums Erich“ galt stets als Ausbund an Fairness, als geselliger Mensch und dem Schachspiel völlig verfallen. Sein letzter Einsatz fand in der Saison 2005/2006 in der Kreisliga 4 statt. Auch wenn die großen Erfolge stets ausblieben. Erich hat es trotzdem Freude bereitet.
Hier sei eine Passage Hans Niedermaiers aus der Festschrift zum 25-jährigen Vereinsjubiläum zitiert. Sie handelt von den „guten alten Zeiten“ beim ATSV Forchheim:
„Man kannte sich und freute sich einfach aufs Zusammensein, das Gesellige stand für viele von uns im Vordergrund. Ja, flugs wurde ich auch ein Opfer dieser erfolgreichen Einkaufsaktion und spielte fortan zusammen mit Berthold Bartsch, Fritz Späth, Helmut Bartsch, Edgar Schwab, Alfred Balle, Jörg Buchner und Roland Schwab in einer Schachmannschaft. Schon wieder in einer Mannschaft, so ändern sich die Zeiten!
Gräfenberg, Ebermannstadt, Pegnitz hießen unter anderem die damaligen Gegner und überall war der Forchheimer Fan-Club dabei: die Christl aus dem Cafe Schmitt, der Stephans Rainer und der Driedgers Klaus, der Scherbaums Erich, der Alfred Balle und auch die Gabriele Niedermaier. In solch angeregter Laune spielt es sich sehr gut Schach. Selbst ins winterliche Hollfeld reiste unser Team nicht allein: Erich sorgte, während im Nebenzimmer die Kampfesvorbereitungen getroffen wurden, im Gastzimmer für die Unterhaltung der einheimischen Gäste. Im Turniersaal wurden wir herzlich vom Vorstand Schatz begrüßt. Die Erwiderung unseres Mannschaftsführers und großen Organisators Helmut Bartsch ließ nicht lange auf sich warten: Herr Schatz, erklärte dieser, habe zwar schön gesprochen aber, von wegen, der bessere möge gewinnen, Forchheim werde heuer aufsteigen und nächstes Jahr nochmals. Und daran werde schon gar kein Hollfeld etwas ändern. Sprach es, setzte sich zusammen mit allen andern ans Brett, spielte und verlor. 1:0 für den Außenseiter.
Gerade da nahm Erich von seinen Schnadahüpferln eine schöpferische Pause, erkundigte sich nach dem Ausgang dieser ersten Partie und wurde enttäuscht. Lobesworte wie „Du Flaschn“ oder „no des hätt ich aa gekönnt“ sprudelten aus ihm hervor, bis es unserem Helmut doch zu bunt wurde. Er herrschte den Erich an, draußen derweil ein Schachbrett aufzubauen, er werde ihm schon den Unterschied zwischen der ersten Mannschaft und seinesgleichen demonstrieren, aber natürlich nicht umsonst! „Amend um a Biä?“ erkundigte sich Erich. Aber das erschien unserem großen Macher Helmut als viel zu gering, immerhin leistete er hier ja wertvolle Schachentwicklungshilfe für einen hinteren Spieler unserer zweiten Mannschaft, ein Jägerschnitzel erachtete Helmut als Lohn für angemessen. In der Gaststube wurde um das selbige heftig gekämpft.
Unterdessen spitzte sich der Mannschaftswettkampf nebenan immer mehr zu, die Hollfelder, durch die anregenden Worte unseres Mannschaftsführers angespornt, wuchsen schier über sich hinaus. Das Lachen Erich Scherbaums erfüllte bald nicht nur die Gaststube, sondern auch das ganze Nebenzimmer: das Unfassbare war geschehen, Erich hatte die Partie und damit das Schnitzel gewonnen. Natürlich wollte Helmut unverzüglich Revanche, stellte seine Steine wieder in Grundstellung und forderte seinen Gegener auf, das gleiche zu tun. Der aber blieb faul und sagte: „Tut mä leid, ka zwa Schnitzl vertrog ich net“, stand auf und ließ den armen sitzen. Währenddessen hatte sich im Turniersaal das Blatt gewendet, denn schließlich setzte sich die Forchheimer Spielstärke nach langem Kampf durch, und es wurde mit 5,5 zu 2,5 gewonnen.
Die ATSVler landeten auch weiterhin einen Sieg nach dem anderen. Es wurde aufgestiegen in die zweithöchste Klasse des SVB, die Landesliga, Helmuts Hollfelder Prophezeiung hatte sich also erfüllt.“