FIDE beschließt Dopingkontrollen auch in unteren Spielklassen – Aktion Sauberes Schachbrett
Nach dem Zusammenschluss des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und des DSB) zum „Deutschen Olympischen Sportbund“ (DOSB) soll die für Dopingkontrollen zuständige Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) auch im Schachsport ihre Tätigkeit aufnehmen. Das beschloss die neu gegründete Anti-Doping-Kommission des Deutschen Schachbundes auf ihrer ersten Tagung heute in Braunschweig. Ein Aktionsplan soll die Voraussetzungen hierfür schaffen.
Gerade im Hinblick auf die im nächsten Jahr statt findende Schacholympiade in Dresden zeigten sich die Schachfunktionäre sensibilisiert für die Anliegen der NADA, einen dopingfreien Spielbetrieb in allen olympischen Sportarten zu gewährleisten. „Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu Schach als Olympische Sportart.“ Schließlich seien inzwischen auch Trampolinspringen oder BMX-Radfahren anerkannt. Auch das Schach-Boxen steht in Fachkreisen zur Diskussion.
Aber schon melden sich erste Kritiker. Großmeister wie Artur Jussupow fühlen sich in seiner vor Jahren getroffenen Entscheidung, aus der Nationalmannschaft auszutreten, bestätigt. Damals ging es um den Kaffeekonsum während einer Turnierpartie. Die World Anti-Doping Agency (WADA) hat erst danach mit Wirkung zum 1. Januar 2004 das Stimulans Koffein von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen. Heute soll bisher unbestätigten Meldungen zufolge nach vielen anderen Substanzen bei Urinproben gefahndet werden. Chemische Substanzen mit unaussprechlichen Namen, die sich in vielen bisher unbedenklich eingestuften Lebensmitteln verbergen.
Die im Apfel enthaltenenen Stoffe Methylbutyrat und Pentylpentanoat treten auch in der verarbeiteten Form der Apfelschorle auf. Wie wir von dem zuständigen Sportarzt Dr. Ecksack vom NADA-Prüflabor in Strullendorf erfahren haben, wird der bei Dopingproben nachweisbare Wert von einem normalgewichtigen Mann mit 75 Kilogramm nicht vor 7,2 Liter Apfelschorle erreicht. Allerdings kann es zu synergetischen Wirkungen mit entsprechenden Nahrungsmitteln kommen, wie Dr. Thier-Pfleger, Schachverständiger, betonte. „In Bezug auf Apfelschorle raten wir also zu Vorsicht.“ Proteste gegen die Vorgehensweise werden von zahlreichen Vereinswirten erwartet, die um den Apfelschorle-Umsatz bangen. „Das ist das einzige, was am Spielabend noch einigermaßen geht. Der Alkoholkonsum geht ständig zurück, Kaffe ist auch nicht der Renner. Soll ich jetzt etwa kleine saure Zwetschgensaftschorle anbieten,“ so ein Betroffener aus Bammersdorf.
Auf Grund der langjährigen Erfahrungen in der DDR-Schach-Oberliga mit Dopingkontrollen wurde Mecklenburg-Vorpommern als Standort eines Pilotprojektes (erste Kontrollen fanden bereits in Stralsund statt) ausgewählt. In den dortigen Bezirksligen gehören die Kontrolleure der NADA, die stichprobenartig und ohne Ankündigung erscheinen, inzwischen zum Spielabend. Prompt wurde ein Schachspieler, nennen wir ihn Guido Läufer aus Greifswald (der wahre Name ist der Redaktion bekannt), positiv getestet, als er bei der Simultantournee den Nationalspieler GM Rainer Buhmann in nur 17 Zügen besiegen konnte, und das in der Frankenstein-Dracula-Variante der Wiener Partie.
Die entstehenden Kosten für die Tests sollen laut NADA, die bekanntlich chronisch unterfinanziert ist, auf die kontrollierten Vereine umgelegt werden. Das ruft aber bereits die Funktionäre der unteren Ebenen auf den Plan. „Die Vereine werden sich weigern, die Kosten zu tragen.“ Befragt, erklärte ein mittelfränkischer Vereinsvorsitzender, der ungenannt bleiben möchte, damit seinem Club keine Nachteile entstehgen: „Des ist doch mir wurscht, wo die des Geld her kriegen. Sollen sie es doch beim Deutschen Schachbund einsparen.“ Der Schachbezirk Mittelfranken möchte seinen Vereinen, die ab der übernächsten Spielzeit betroffen sein werden, bei den Dopingkontrollen unter die Arme greifen. Auf Verbandskosten werden inzwischen bereits Schnelltests angeschafft. „Da wird man noch zum Medizin-Experten,“ so der verantwortliche Spielleiter in einer Raucherpause am Rande des Erlanger BSGW-Open.
Um Manipulationen auszuschließen, sind die Kontrolleure angehalten, die Körperöffnung beim Nehmen der Dopingprobe genau zu beobachten. Wer unter 16 Jahren ist, oder einer anderen schachlichen Minderheit angehört (z. B. Frauen), bei dem kann auf die Sichtkontrolle verzichtet werden. „Das liegt jedoch im Ermessen des zuständigen Beamten.“ Die A-Probe wird sofort getestet, die B-Probe für Reklamationen aufbewahrt. Gerüchte, auch bei den Dopingkontrollen werde mit einer Bedenkzeit von fünf Minuten gearbeitet, um „blitzschnell“ an das Beweismaterial zu kommen, haben sich jedoch als haltlos erwiesen. Die Zusammenlegung der Finalrunde der mittelfränkischen Bezirksligen erweist sich aus Sicht der Doping-Experten als wahrer Glücksfall. „Das war aber nicht unsere Absicht. Uns ging es immer um den sportlichen Aspekt,“ verlautete es aus gewohnt gut unterrichteten Kreisen. Jetzt soll es dort Reihenuntersuchungen vor, während und nach der Partie geben. „Wir haben uns aber noch nicht entschieden, ob wir alphabetisch, nach Vereinen oder nach der Größe sortieren.“
Besonderes Augenmerk wird auf den in Russland entwickelten Wirkstoff Carphedon gelegt. Carphedon steigert die physische Leistungsfähigkeit und hebt die Toleranzschwelle gegen Kälte. Legendär sind ja die Trainingsmethoden der sowjetischen Schachschulen. Botwinnik hat in seinen Erinnerungen davon berichtet, dass in eiskalten Hallen mit laut aufgedrehtem Radio der Schachnachwuchs abgehärtet wurde. Der letzte bekannte Fall von Carphedon-Missbrauch war die russische Biathletin Olga Pylewa bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin. Angesichts der oftmals schlecht beheizten Spielsäle bei Schach-Wettkämpfen kann davon ausgegangen werden, dass Carphedon bereits zum Einsatz gekommen ist. „Jetzt heißt es frieren oder des Dopings überführt werden,“ so der zuständige NADA-Sachbearbeiter.
Einige Großmeister älteren Jahrganges, die Schachlegenden wie Bogoljubow oder Aljechin noch gekannt haben, kündigten bereits rechtliche Schritte vor dem für Menschenrechte zuständigen UNO-Gerichtshof an. „Mit zunehmendem Alter ist das Wasserlassen ein Problem. Die Abgabe von Kathederbeuteln ist ja nicht gestattet. Sollen wir deshalb von der FIDE gesperrt werden? Wir haben ein Recht auf Harnverhalt!“