Beim 4. LGA-Premium-Cup waren eine handvoll Forchheimer am Start. FM Manfred Heidrich (4,5 Punkte/35. Platz), Léon Mons (4,0/70.), Fabian Justi (2,5/143.), Dominik Nöttling (2,5/144.) und Udo Güldner (2,0/165.). Spielerisch konnten alle überzeugen, lediglich mit der Punktausbeute haperte es ein ums andere Mal. Das beste Ergebnis erspielte Léon Mons, der seine aufstrebende Formkurve mit sicherem und druckvollem Spiel fortsetzte. Das bekamen mehrere 2100-er und GM Lev Gutman zu spüren. Der Lohn waren rund 40 DWZ-Punkte Plus. Unser bester Jugendspieler wird wohl bald die 2000-er-Hürde überspringen. Jetzt mit allen Ergebnissen und Berichten:
Turnierseite
Bericht zum 1. Tag (1. Runde):
Zum Auftakt hatte Manfred gegen einen starken Jugendspieler wenig Probleme. „Mein Gegner wählte eine sehr experimentelle Eröffnung mit a6 und h6. Diese Züge werden wohl keine Nachahmer finden. Zu Recht, wie der weitere Partieverlauf zeigte. Schwarz geriet bald in eine schlechte Stellung. Um den Mattangriff abzuwehren, musste er einen Bauern geben. Der Rest war Technik.“ Fabian setzte einer Weiblichen Großmeisterin hart zu, hatte bald eine leicht bessere Stellung, vergab aber in Zeitnot das sichere Remis durch einen falschen Turmzug. Dominik kam gut aus der Eröffnung, behielt jedoch unnötigerweise einen rückständigen Bauern. Nach Figurenabtausch erwies sich dies als Achillesferse. Léon hielt dem Druck des bekannten Großmeisters lange stand, obwohl er immer leicht schlechter stand. Im Endspiel mit Doppelturm gegen Dame geriet er in Zeitnot auf die Verliererstraße. „In einer wohl ausgeglichenen Stellung spielte ich in Zeitnot einige Fehler und verliere noch. Remis wäre drin gewesen.“ Ich selbst experimentierte in der Eröffnung, um Theorievarianten aus dem Weg zu gehen. Mein Kontrahent, obwohl fast ELO 2500, aber ohne IM-Titel, hatte keinen leichten Stand. In Zeitnot verlor ich jedoch im Endspiel die Qualität. Lange Zeit hatte es nicht nach 700 Punkten Unterschied ausgesehen.
Hier Léons Partie gegen Gutman zum Download
und zum Nachspielen:
Download
Bericht zum 2. Tag (2./3. Runde):
Weiter in bester Spiellaune befindet sich Léon, der zwei Siege einfahren konnte. Während er gegen einen Jugendspieler in ausgeglichener Stellung glücklich siegte, demonstrierte er gegen den um 200 Punkte stärkeren Senior eine Skandinavisch-Partie aus einem Guss. „Mein Sohn wird mir langsam unheimlich,“ meinte dazu Eugen Walter. Weniger Fortune hatte Fabian, der am Morgen ein achtjähriges Ausnahmetalent auskonterte. Gegen den „Cowboy“ Richard Wörl opferte er im Alapin-Sizilianer einen Bauern für Initiative. Der Routinier hielt dagegen und brachte das Endspiel mit Mehrqualität nach Hause. Über zwei Unentschieden kam Manfred nicht hinaus. Gegen einen Nachwuchsspieler sah er lange Zeit wie der sichere Sieger aus, der Außenseiter wehrte sich jedoch aufopferungsvoll und landete in einem remislichen Doppelturm-Endspiel. Am Nachmittag konnte er keinen entscheidenden Vorteil erreichen und musste im Damen-Endspiel das Remis akzeptieren. Dominik hatte Schwierigkeiten, die Feinheiten der Aljechin-Verteidigung zu verstehen, und geriet auf Grund eines Tempoverlustes unmerklich auf die Verliererstraße. In der zweiten Partie hatte er dann das Glück des Tüchtigen, als der Kontrahent eine Figur einstellte. Der Pechvogel des Tages war aber zweifelsohne ich. Zuerst demolierte ich mit Schwarz ein Morra-Gambit, sackte drei Bauern ein, nur um dann in größter Zeitnot (14 Züge in zwei Minuten), die Übersicht und die Partie durch Zeitüberschreitung zu verlieren. Am Nachmittag spielte ich offensiv gegen den Stonewall-Holländer, kam wieder in Zeitnot, lehnte Remis ab und eroberte eine Mehrfigur. Leider war das Endspiel alles andere als trivial. Manfred bestätigte dies in der Analyse.
Bericht zum 3. Tag (4./5. Runde):
Einer Neuerung begegnete Manfred in seinem geliebten Holländer und musste ganz schön rudern, um das Heft des Handelns nicht vollständig abgeben zu müssen. Im beinahe ausgeglichenen Endspiel war dann nicht mehr als ein Unentschieden möglich. „Interessante Partie gegen Florian Wagner mit lebhaften taktischen Scharmützeln. Wagner opferte erst einen Bauern, dann einen weiteren für Angriffschancen am Königsflügel. Durch einen Fehler meinerseits hätte er wieder die Chance auf Ausgleich gehabt, ließ diese in Zeitnot jedoch aus. Schließlich ergab sich ein für mich leicht gewonnenes Endspiel.“ Léon kam gegen eben diesen Spieler gut aus der Eröffnung, wurde dann jedoch nach eigenen Worten „total überspielt.“ Am Nachmittag gelang ein weiterer unerwarteter Erfolg mit positionellem Lavieren gegen einen 2100-er. Der Kontrahent verlor den Überblick, dann einen Bauern und zuletzt das Match. Fabian agierte im geschlossenen Sizilianer nach anfänglichem Vorteil zunehmend planlos und warf dem Kontrahenten eine Figur umsonst in den Rachen. Eine sehenswerte Skandinavisch-Kurzpartie mit Damenfang in zwölf Zügen schloss sich an. Dominik hatte zuerst einer kuriose Französisch-Variante zu berechnen. Die Gegnerin spielte den Bauern nach h4 und den König nach f8, geriet dann Zug um Zug ins Hintertreffen, was von unserem U10-Talent aber nicht ausgenutzt wurde: remis. Eine böse Überraschung ereilte Dominik dann in der Caro-Kann-Verteidigung. Ein vertauschter Zug, und schon drang die gegnerische Dame unheilbringend in die unrochierte Stellung ein. Ich selbst verbuchte einen sehenswerten Sieg in einer von Beginn an auf Königsangriff angelegten Partie, und das mit Schwarz. Mit Doppel-Figuernopfer brachte ich den als zäh geltenden Gegner in 20 Zügen ins Mattnetz. Etwas müde und ambitionslos gab ich die Nachmittagspartie nach einer Abtauschorgie erst einmal unentschieden.
Bericht zum 4. Tag (6./7. Runde):
Am Schlusstag experimentierte Fabian erstmals mit dem Stonewall-Holländer. Lange Zeit hatte er die bessere Stellung, weil der Gegner mit dem Aufbau nicht zurecht kam. Mit Mehrbauer kam Fabian in Zeitnot und verdarb die Partie noch zum Unentschieden durch Dauerschach. Die letzte Runde sah ein angenommenes Königsgambit mit Se7. Es entwickelte sich eine unerwartet ruhige und positionelle Partie, die erst in gegenseitiger Zeitnot den Kontrahenten obenauf sah. Ich selbst musste überraschend arbeiten und konnte die beiden Runden nicht antreten (bei der Zeitung gibt es halt andere Dienstzeiten). Léon meinte, die Eröffnung „grausam misshandelt“ zu haben und freute sich in beiderseitiger Zeitnot über das Remisangebot. Gegen eine Weibliche Internationale Meisterin kam er „mit großem Vorteil“ aus dem Anfangsstadium. „Dann übersah ich einen taktischen Trick, nach dem ein total remisliches Endspiel entstand.“ Dominik spielte im Sizilianer mit Tempoverlusten, konterte sein Gegenüber mit kombinatorischer Raffinesse jedoch aus und gewann. In seiner Schlusspartie hatte er mit Springerpaar und Minusbauer gegen das Läuferpaar schwer zu kämpfen. Dank unbändigen Siegeswillens drehte er das Spiel Dank eines Freibauern doch noch. Um es dann in Zeitnot wieder aus der Hand zu geben. Manfred akzeptierte in der 7. Runde nach wenigen Zügen Remis. In der vorherigen Runde „gegen Alexander Seyb landete ich nach der Schottischen Eröffnung in einem leicht schlechteren Endspiel. Mein Gegner versuchte, einen Isolani zu belagern. Den Druck konnte ich jedoch abschütteln, indem ich eine Bauern opferte, den ich nach einer forcierten Zugfolge acht Züge später zurück eroberte. Danach war das Remis Formsache.“
Gegner von FM Manfred Heidrich:
1:0 | Zixiao Yin | 1932 | SK Tarrasch München |
remis | Jens Hirneise | 2090 | SpVgg Rommelshausen |
remis | Christian Schatz | 2225 | SZ Fürth |
remis | Irfan Redzepovic | 2070 | SW Nürnberg Süd |
1:0 | Florian Wagner | 2130 | SC Noris Tarrasch Nürnberg |
remis | Alexander Seyb | 2150 | FSV Großenseebach |
remis | Moritz Koch | 2251 | SV Puschendorf |
Gegner von Fabian Justi:
0:1 | WGM Elena Levushkina | 2318 | SK Tarrasch München |
1:0 | Kyrill Myagkov | 1339 | SC Noris Tarrasch Nürnberg |
0:1 | Richard Wörl | 2071 | SW Nürnberg |
0:1 | Stephan Crone | 1606 | TSV Rohrbach |
1:0 | Stefan Schmitz | 1630 | SC Ersingen |
remis | Alexander Nöckler | 2051 | SC Hirschau |
0:1 | Hans Wagner | 2057 | SC Stein |
Gegner von León Mons:
0:1 | GM Lev Gutman | 2408 | SC Melle |
1:0 | Daniel Zarafat | 1546 | SC Noris Tarrasch Nürnberg |
1:0 | Waldemar Besel | 2161 | SV Betzdorf-Kirchen |
0:1 | Florian Wagner | 2130 | SC Noris Tarrasch Nürnberg |
1:0 | Martin Sippl | 2107 | SC Postbauer-Heng |
remis | Volker Weil | 2148 | SC Steinbach |
remis | WIM Ljubov Kopylova | 2213 | SC Agon Neumünster |
Gegner von Dominik Nöttling:
0:1 | Helmut Kreuzer | 2105 | SK Kelheim |
0:1 | Markus Hofer | 1999 | SG Büchenbach/Roth |
1:0 | Kilian Stuhler | 1361 | SC Dillingen |
remis | Verena Zier | 1946 | SpVgg Wunsiedel |
0:1 | Pascal Grafl | 1931 | SK Kelheim |
1:0 | Martin Schuster | 1824 | SK Abensberg |
0:1 | Ayar Hoffmann | 1855 | SC Postbauer-Heng |
Gegner von Udo Güldner:
0:1 | Ilja Zaragatski | 2480 | SG Bochum |
0:1 | Stefan Schmitz | 1630 | SC Ersingen |
remis | Stephan Forster | 1537 | SG Siemens Amberg |
1:0 | Oliver Karich | 1654 | SVg Salzgitter |
remis | Karl Weiss | 1771 | SV Ilmmünster |
freilos | |||
0:1 kl. | Maurice Shetta | 1580 | SG Büchenbach/Roth |