Eine Woche lang wurde in Willingen um die Deutsche Jugendmeisterschaft gekämpft. Als Jugendleiter konnte ich das Turnier nur aus der Ferne beobachten, möchte an dieser Stelle aber dennoch eine Bewertung aus meiner Sicht geben. Außerdem kommen die Spieler mit kurzen Interviews zu Wort.
In der U10 spielte Dominik Nöttling seine erste Deutsche Jugendmeisterschaft. Mit einer aktuellen DWZ von 1450 war er vor Turnierbeginn Nr. 13 der Setzliste. Das Mammutprogramm überstand Dominik, der zwischenzeitlich erkrankte und dennoch weiterspielte, trotz seiner erst neun Jahre sehr gut. Sein Vater Alois hatte da scheinbar mehr Stress bei der Organisation. Seinen Gegnern lieferte Dominik stets harte Kämpfe. Entweder er dominierte seinen Kontrahenten oder er verlor erst nach zähem Ringen. Nachdem Dominik zu den jüngsten Teilnehmern gehörte, darf er im kommenden Jahr noch einmal in der U10 antreten. Dann wird er sicherlich um den Titel mitspielen. Diesmal waren es 7,0 Punkte aus elf Runden. Ein tolles Turnier!
Dominik im Kurz-Interview:
Bist Du zufrieden mit dem Abschneiden?
Ja, eigentlich schon. Am besten gefällt mir, dass ich in der Tabelle vor den anderen Spielern aus Bayern bin. Aber ich hätte auch ein bis zwei Punkte mehr machen können.
War es sehr stressig?
Nee, überhaupt nicht. (Anmerkung Ali: Für mich aber umso mehr)
Hat es Spaß gemacht?
Ja, war super.
War eine bessere Plazierung möglich?
Ja, ich hätte unter die ersten Sechs kommen können. An zwei Tagen war ich krank und hatte Fieber. Da hab‘ ich nicht so gut gespielt.
Wo sind die Stärken besonders hervorgetreten?
In Taktik und im Endspiel gegen Maximilian Engshuber. (Anmerkung Alois Nöttling: Restzeit im 20. Zug: 30 von 90 Minuten. Auf dem Brett fehlte nur jeweils ein Bauer. Für den 21. Zug überlegte Dominik noch einmal über 15 Minuten. 36. Zug, Restzeit 6 Sekunden. Dominik brauchte noch 3 Züge, um seinen Gegner Matt zu setzen. Aber die Zeit des Gegners fiel früher!) .
Gab es entscheidende Partien, die den Turnierverlauf nachhaltig beeinflusst
haben (positiv oder negativ)?
Nee, außer den Turm-Einsteller in der 8. Runde gegen David Toker. Danach habe ich wieder besser überlegt.
In der U12 war es auch für Léon Mons eine Premiere. Mit einer DWZ von 1612 war er als Nr. 20 gestartet. Léon erlebte ein stetes Auf und Ab am Schachbrett. In manchen Partien gelangen ihm positionelle oder auch kombinatorische Glanzleistungen, in anderen Begegnungen spielte er zu zurückhaltend und passiv. Dabei liegt ihm das offensive Spiel sehr. Am Ende standen sehr gute 6,5 Punkte aus elf Partien zu Buche. Auch hier gilt: Ein tolles Turnier! Im nächsten Jahr kann er um den Titel mitkämpfen.
Léon im Kurz-Interview:
Bist Du zufrieden mit dem Abschneiden?
Mit meinem Abschneiden bin ich nicht ganz zufrieden, weil eine bessere Platzierung möglich gewesen wäre, wenn ich die eine oder andere Partie konsequenter gespielt hätte, z. B. die Partie in der 4. Runde gegen Alina Sancar.
War es sehr stressig?
Insgesamt war es zwar stressig, aber eigentlich ging es. Und es hat auch Spaß gemacht.
Was kannst Du noch verbessern?
Auf jeden Fall gibt es bei mir noch Verbesserungsbedarf in der Eröffnungstheorie, und die Vorbereitung durch die Betreuer des Landesverbandes könnte (noch) besser sein.
Gab es entscheidende Partien, die den Turnierverlauf nachhaltig beeinflusst
haben (positiv oder negativ)?
Die Partie in der 2. Runde hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich fand sie ganz lustig, weil mein Gegner in der Partie überhaupt kein Land gesehen hat. Meine Partie gegen Alina Sancar in der 4. Runde war meine schlechteste, weil ich ohne Not eine Figur eingestellt habe (übersehener Doppelangriff!).
Mein herzlicher Dank geht an Eugen Walter, der uns mit Berichten „von der Front“ versorgt hat. Allen technischen Widrigkeiten zum Trotz und obwohl zeitweise die Zuschauer aus dem Turniersaal verbannt waren, hat er für die Homepage Tageszusammenfassungen erstellt. Mein Dank auch an Alois Nöttling und Eugen Walter, die Ihre Kinder in der Ferne betreut und so wesentlichen Anteil zum guten Abschneiden der beiden Nachwuchsspieler getragen haben.