Zur Niederlage unserer 2. Mannschaft im Spitzenspiel der Regionalliga Nordost erreichte mich eine Nachricht des Kapitäns Philipp Auburger: „Trotz eines heldenhaften Sieges von Michael Burggraf mussten wir heute sehr knapp unsere erste Niederlage in dieser Saison hinnehmen (3,5:4,5). Michael wurde von seinem übermächtig scheinenden Gegner Jan Priborsky stundenlang bedrängt, hielt jedoch heldenhaft stand. Schliesslich bot Priborsky direkt nach der ersten Zeitkontrolle mit einem Minusbauern, jedoch den viel aktiveren Figuren, Remis an. Ich gab Michael die Erlaubnis anzunehmen und war mir sicher, dass er es auch tun würde. Nach 25-minütigem Nachdenken lehnte er jedoch ab und drehte die Partie sensationell zu seinen Gunsten. Dadurch blieb der Wettkampf bis zuletzt spannend und wir hätten beinahe noch das Unentschieden gegen die sehr starken Kötztinger geschafft.“
SC Bad Kötzting | – SC Forchheim 2 | 4,5:3,5 | ||
Jan Priborsky | (2351) | – Michael Burggraf | (2119) | 0:1 |
Jan Balin | (2240) | – FM Prof. Dr. Robert Weigel | (2117) | remis |
Andreas Mühlbauer | (2096) | – Jens Herrmann | (1982) | 1:0 |
Marek Priborsky | (2159) | – Philipp Auburger | (1959) | 1:0 |
Roland Weingut | (1923) | – Martin Killmann | (1997) | 1:0 |
Wolfgang Mühlbauer | (1877) | – Johannes Mann | (1933) | 0:1 |
Gerhard Mühlbauer | (1953) | – Michael Stephan | (1884) | 1:0 |
Ulrich Ziemann | (1672) | – Dr. Reinmar Killmann | (1777) | 0:1 |
Hier der Bericht des Kapitäns Philipp Auburger:
„Die 2. Mannschaft hat sich in Bad Kötzting wesentlich besser als erwartet geschlagen. Schlussendlich mussten wir aber leider doch eine knappe Niederlage (3.5:4.5) hinnehmen. Die einzelnen Partien verliefen wie folgt (der erstgenannte Spieler ist der Forchheimer).
Brett 1: Michael Burggraf – Jan Priborsky 1-0: Michael wählte seinen patentierten geschlossenen Burggraf-Sizilianer gegen den hoch favorisierten Gegner. Die Eröffnung verlief im Rahmen der Theorie. Dann kam es zu einem zähen Ringen im Mittelspiel. Michaels Gegner schien lange Zeit besser zu stehen, konnte den Vorteil jedoch nicht konkret nachweisen. Kurz vor der ersten Zeitkontrolle konnte Michael den Wendepunkt einleiten, indem der überraschend die Schwäche des gegnerischen f-Bauern demonstrierte. Der Gegner verfügte über die wesentlich aktiveren Figuren und gab den Bauern nach langer Überlegung auf, um mit der Dame in Michaels Stellung eindringen zu können. Direkt nach der ersten Zeitkontrolle erhielt Michael ein Remisangebot. Er fragte zunächst bei mir nach, ob er annehmen dürfe, was ich bejahte. Zu dieser Zeit war ich mir relativ sicher, dass Michael annehmen würde. Nachdem er die Stellung eine halbe Stunde lang betrachtet hatte, lehnte er aber doch ab und fand einen Weg den gegnerischen König zu erlegen. Die Partie endete mit Matt. Durch diesen sensationellen Sieg von Michael hätten wir beinahe noch den Ausgleich erzielt.
Brett 2: FM Prof. Dr. Robert Weigel – Jan Balin Remis: Robert spielte die Damenindische Verteidiung und baute sich in einer Igelstruktur auf. Durch lange Manöver konnte er Druck auf das gegnerische Zentrum bringen. Der Gegner konterte mit einem – vermutlich ungesunden – Durchbruch am Damenflügel. An einer Stelle hätte Robert die Dame für drei Leichtfiguren geben können. Er entschied sich dagegen um sein Risiko zu verringern, vergab damit aber auch gute Gewinnchancen. Schließlich kam es zu einem Endspiel, welches für seinen Gegner minimal bzw. symbolisch besser war. Robert verteidigte sich korrekt, erhielt aber keine neuerlichen Gewinnchancen mehr. Nach einigem Stochern willigte sein Gegner ins Remis ein.
Brett 3: Jens Herrmann – Andreas Mühlbauer 0-1: Jens wählte die seltene Sokolski-Eröffnung und erhielt in geschlossener Stellung Raumvorteil am Damenflügel. Da der Kontrahent über einen starken weißfeldrigen Läufer verfügte, war es jedoch nicht einfach Druck zu entfalten. Im Verlauf des Mittelspiels schien Jens‘ Gegner sich nicht weiter einengen lassen zu wollen, schwächte dadurch jedoch seine Damenflügelbauern. Beim Übergang ins Endspiel gewann Jens zunächst korrekt einen Bauern und war im Vorteil. Da seine Königsstellung geschwächt war und der Gegner nach wie vor über den starken weißfeldrigen Läufer verfügte, war die Sache jedoch nicht einfach. Schliesslich verfing Jens sich in einem Mattangriff des Kontrahenten und musste aufgeben.
Brett 4: Philipp Auburger – Marek Priborsky 0-1: Ich wählte das Russische Dreispringerspiel und konnte die Eröffnungsprobleme damit lösen. Zu Beginn des Mittelspiels erlag ich jedoch einer Halluzination, da ich glaubte die gegnerische Dame fangen zu können. Dadurch verlor ich einen Bauern und öffnete zugleich meine Königsstellung. Weil die folgenden Komplikationen trotz meiner aktiven Figuren ebenfalls ungünstig für mich waren, musste ich eine Niederlage einstecken.
Brett 5: Martin Killmann – Roland Weingut 0-1: Martin wählte eine dubiose Variante gegen den Grünfeldinder und kam daher mit leichten Nachteil aus der Eröffnung. Der Gegner machte Druck am Damenflügel und konnte seinen Vorteil ausbauen, obwohl Martin sich zäh verteidigte. Schliesslich musste Martin im Endspiel den a-Bauern aufgeben, was seine Niederlage besiegelte.
Brett 6: Johannes Mann – Wolfgang Mühlbauer 1-0: Johannes demonstrierte in dieser Partie starkes methodisches Positionsspiel. Er setzte auf gesunde Figurenentwicklung und die Solidität seiner Position. Sein Gegner suchte (anscheinend) nach Königsangriff, vernachlässigte aber den Damenflügel und machte sich Bauernschwächen. Johannes neutralisierte die gegnerische Figurenaktivität Schritt für Schritt und schätzte den Übergang ins Endspiel richtig ein. Trotz der Komplexität des Endspiels zeigte Johannes starke Technik und setzte seinen Stellungsvorteil in entscheidenden Materialvorteil um.
Brett 7: Michael Stephan – Gerhard Mühlbauer 0-1: Die Spieler folgten zunächst einer Theorievariante des Sizilianers. Dann machte Michael sich durch übereiltes Spiel unnötige Schwächen am Damenflügel und musste einen Bauern aufgeben. Er verteidigte sich zäh, doch der Kontrahent fügte dem Materialvorteil durch präzises Spiel Stellungsvorteil hinzu. Schließlich musste Michael einen weiteren Bauern aufgeben und konnte die Partie nicht mehr retten.
Brett 8: Dr. Reinmar Killmann – Ulrich Ziemann 1-0: Reinmar nahm das Damengambit an und konnte mit klassischem Spiel schnell ausgleichen. Dem Gegner gelang es nicht, seine Figurenaktivität in konkrete Initiative umzusetzen. So konnte Reinmar mit Druck gegen den isolierten d-Bauern Vorteil erlangen. Sein Kontrahent verteidigte sich weitgehend korrekt, übersah beim Übergang ins Bauernendspiel einen möglichen Bauerndurchbruch. Reinmar fand diesen kleinen aber schönen Zug, und so wurde das Spiel zu seinen Gunsten entschieden.“