Bernds Ruine hält – jetzt mit Video-Analyse

Bernd Hümmer

„Heute gelang unserer 2. Mannschaft mit 4,5:3,5 ein knapper Sieg gegen SC Erlangen 2. Nach fast fünf Stunden Spielzeit stand es 3:2 für uns. Michael Burggraf, Bernd Hümmer und ich waren immer noch am manövrieren. Meinem sehr jungen und extrem stark spielenden Gegner Kevin Tong konnte ich taktisch nichts anhaben, doch strategisch neigte sich das Blatt in der zweiten Hälfte einer voll ausgekämpften Partie langsam zu meinen Gunsten (wahrscheinlich auch nur weil ich viel älter bin als er und dadurch mehr Erfahrung habe). Michael fand sich nach einer äußerlich chaotisch scheinenden Partie in einem schlechten Turmendspiel wieder, welches leider nicht gehalten werden konnte. Entscheidend war, dass Bernd mit etwas Glück eine positionelle Ruine gegen Dustin Bachstein zusammenhalten konnte. Ausführlicher Bericht folgt, wenn ich die Partien durchgesehen habe.“ So Kapitän Philipp Auburger zum zweiten Sieg im zweiten Spiel der Regionalliga Nordost. Jetzt mit einem ausführlichen Bericht des Kapitäns und den Partien zum Nachspielen:
Partien nachspielen
Bericht beim SC Erlangen
Video-Analyse von GM Huschenbeth

SC Erlangen 2

– SC Forchheim 2

3,5:4,5
Thomas Walter

(2046)

– Michael Burggraf

(2160)

1:0
Dustin Bachstein

(2025)

– Bernd Hümmer

(2142)

remis
Andreas Götz

(2027)

– FM Dieter Seyb

(2188)

remis
Kevin Tong

(1875)

– Philipp Auburger

(1979)

0:1
Prof. Dr. Ralf Müller

(2049)

– Jens Herrmann

(1978)

0:1
Benedikt Nehls

(1982)

– Martin Killmann

(1962)

remis
Dennis Adelhütte

(1855)

– Michael Stephan

(1933)

remis
Gerrit Gloth

(1936)

– Josef Heinkelmann

(1808)

remis

Hier der Bericht Philipp Auburgers:

„Brett 1: Michael Burggraf – Thomas Walter 0:1: Michael begann mit dem Läuferspiel, welches in eine Variante der, mir zuletzt häufiger begegnenden, Wiener Partie überging. Beide verfügten zweifellos über fortgeschrittene Stellungskenntnis, und es entspann sich ein kompliziertes Mittelspiel, welches sowohl von positionellen, als auch von taktischen, Elementen geprägt war. Die Lage schien sich allmählich zu Michaels Gunsten zu neigen, blieb jedoch permanent kompliziert. Nach der ersten Zeitkontrolle machte sich beiderseitige Erschöpfung bemerkbar. In einem sehr taktischen Endspiel überschlugen sich die Ereignisse. Die Partie war mehrfach gewonnen für Michael, doch er konnte die Übersicht nach langem hartem Kampf nicht mehr behalten, und das Stellungsglück war diesmal leider nicht auf seiner Seite. Schließlich fand er sich in einem Turmendspiel wieder, welches zu schlecht war, um noch gehalten werden zu können.

Brett 2: Bernd Hümmer – Dustin Bachstein Remis: Bernd wählte die Nimzowitsch-Indische Verteidigung, um seine Figuren sukzessive zu entwickeln, überließ seinem Kontrahenten dabei jedoch wesentlichen Raumvorteil. Im Mittelspiel strebte er mit langwierigen Manövern eine allmähliche Befreiung seiner Stellung an. Zunächst schien ihm dies auch zu gelingen, doch dann brach sein Kontrahent am Damenflügel durch. Da die Stellung ansonsten realtiv geschlossen war, fehlte Bernd ausreichendes Gegenspiel und er saß vor der eingangs erwähnten positionellen Ruine. Seinem Kontrahten gefiel die Stellung so gut, dass er nicht allmählich Material einsammeln, sondern direkt auf Matt spielen wollte. Bernd war gezwungen zwei Bauern aufzugeben, konnte dafür jedoch seine beiden im Endspiel verbleibenden Figuren (Dame und Läufer) aktivieren. Damit hatte er wenigstens einige Dauerschachdrohungen. Seinem Kontrahenten gelang es nicht rechtzeitig von „direkt auf Matt spielen“ nach „Material klammern und durchschieben“ umzuschalten. Bernd hatte dazu noch etwas Glück und konnte so das Remis retten, was den Wettkampf knapp für uns entschied.

Brett 3: FM Dieter Seyb – Andreas Götz Remis: In dieser ruhigen Positionspartie stand die als sehr solide bekannte Caro-Kann-Verteidigung zur Debatte. Lange Zeit schien es, als ob keiner der beiden ernsthaft auf Gewinn spielen wollte. Dieter ist jedoch ein erfahrener Jurist und bewieß uns wieder einmal, dass Anschein nicht immer gleich Tatsache ist. Im Endspiel verfügte er, aufgrund der beweglicheren Bauernstruktur, über die stärkere Leichtfigur. Er verschaffte sich großen Raumvorteil und Druck, doch seinem Kontrahenten gelang es, die Stellung zu befreien. Dieter musste zeitweise zwei Bauern aufgeben, konnte dafür jedoch mit dem König ins gegnerische Lager eindringen und die feindlichen Bauern erneut blockieren. Dies führte zu einer originellen Zugzwangsituation. Dabei stellte sich interessanterweise heraus, dass beide nicht gewinnen konnten. Die unscheinbar begonnene Partie wurde aber noch bis auf die nackten Könige ausgekämpft.

Brett 4: Philipp Auburger – Kevin Tong 1:0: Die Partie habe ich bereits zu Beginn des Artikels beschrieben. In der späteren Computeranalyse fand ich noch heraus, dass wir beide eine kombinatorische Wendung übersehen hatten. Diese hätte meinen Gegner überraschend in klaren Vorteil bringen können. Ansonsten war die Partie m. E. nach jedoch ziemlich sauber.

Brett 5: Jens Herrmann – Prof. Ralf Reiner Müller 1:0: Jens hatte diesmal einen Gegner der seine Vorliebe für ungewöhnliche Eröffnungen – zumindest in dieser Partie – teilte. Nachdem die beiden eine recht lustige Stellung aufgebaut hatten, ließ Jens zunächst den Gewinn einer Qualität aus und fischte im Trüben. Aus dem Fischen wurde im damenlosen Mittelspiel jedoch ein Überspielen. Er brach am Königsflügel durch und gewann einen Bauern. Im Endspiel übersah sein Gegner eine Fesselung auf der h-Linie und hatte somit keinerlei Rettungschancen mehr.

Brett 6: Martin Killmann – Benedikt Nehls Remis: Martin nahm das Damengambit an, und die Partie folgte einer der Hauptvarianten. Sein Kontrahent gedachte anscheinend nicht scharf auf Angriff, sondern eher positionell, zu spielen. Nachdem beide ihre Figuren logisch entwickelt hatten, kam es zu einigem Abtausch, und die Stellung befand sich nahe am Ausgleich. Resultat war Remis nach 22 Zügen.

Brett 7: Michael Stephan – Dennis Adelhütte Remis: Michael wählte die Abtauschvariante auf den Franzosen und kam zunächst durch mangelnde Theoriekenntnis in Bedrängnis. Der Gegner hätte seinen Vorteil kombinatorisch umsetzen können, was er jedoch unterließ. Daraufhin verflachte die Stellung, und auch diese Partie endete noch vor der ersten Zeitkontrolle Remis.

Brett 8: Josef Heinkelmann – Gerrit Gloth Remis: Josef spielte einen Sizilianer, worauf sein Kontrahent mit der geschlossenen Variante reagierte. Die Partie folgte zunächst der Theorie und endete nur wenige Züge später Remis, wobei Josef allerdings bereits über die etwas attraktivere Stellung verfügte.“