Schon seit mehreren Wochen ward Aleksander Krawczyk nicht mehr gesehen. Manch eine Schachuhr harrt der Reparatur, manche Figur ist ohne Filz nicht einsatzfähig. Unser Materialwart soll derzeit damit beschäftigt sein, seinen Kindern im Ruhrgebiet bei der Hausrenovierung hilfreich zur Hand zu gehen. Wir wollen es dennoch nicht versäumen, einem unserer ältesten (und noch aktivsten) Mitglieder auf diesem Wege die besten Glückwünsche zum 75. Geburtstag zu übermitteln.
Aleksander Krawczyks Wiege stand am 11. Mai 1932 in der französischen Kleinstadt Evin Malmaison nahe der belgischen Grenze. Sein deutscher Vater war zur Arbeitssuche als Bergarbeiter in der Weltwirtschaftskrise ins Nachbarland Frankreich gezogen und hatte dort nahe Paris eine Französin kennengelernt, die einen Modesalon für Damen betrieb. Insgesamt hatte das Paar vier Kinder. 1941 verschlug es den Vater, der Deutsch, Polnisch und Französisch sprach, als Dolmetscher mitsamt seiner Familie nach Ostoberschlesien. Aleksander Krawczyk besuchte in Kattowitz (heute Katowice/Polen) die Volksschule und das Gymnasium. Nach Kriegsende studierte er ab 1951 an der Technischen Hochschule Gleiwitz (heute Gliwice/Polen) Elektronik. Nach dem erfolgreichen Abschluss arbeitete er 30 Jahre lang beim staatlichen polnischen Fernsehen in Katowice als technischer Leiter des Fernsehstudios. Nach der Verhängung des Kriegszustandes 1981 durch General Jaruzelski wegen des Widerstandes der Solidarnosc übersiedelte Aleksander Krawczyk mit seiner deutschen Frau, mit der er in Polen gelebt hatte, in die Bundesrepublik über. Als Spätaussiedler, dessen Vater und Ehefrau Deutsche waren, gelangte er zuerst ins Ruhrgebiet, wo Verwandte wohnten. In Gelsenkirchen war er vier Jahre als Techniker bei der Bundespost beschäftigt, danach wurde er zwei Jahre umgeschult. Seit 1990 lebt er in Forchheim, wo er seit 1998 Mitglied unseres Vereins ist. Seit 1995 ist er Rentner und hat mehr Zeit, sich ums Königliche Spiel zu kümmern. Das Schachspiel erlernte er im Gymnasium in Katowice durch Eigenstudium. Während seines Studiums war er auch in Mannschaftswettkämpfen in der polnischen Liga beim Verein Górnik Janów, der in der 1. Liga etabliert war, aktiv, allerdings in der 2. Mannschaft. In der Saison 1999/2000 gewann er die D-Klasse der Vereinsmeisterschaft, 2001/2002 sogar die C-Klasse. Nach zwei Abstiegen sicherte er sich wieder den Titel der D-Gruppe (2005/2006). Auch im Schnellschach war der B-Pokal nicht vor ihm sicher (2004/2005). Außerdem ist er seit 1998 in der 4. bzw. 5. Mannschaft mit von der Partie und gilt als zuverlässiger und stets auf Sieg spielender Schachfreund.