Wir trauern um Berthold Bartsch

Mit Erschütterung haben wir vom viel zu frühen Tode unseres Schachfreundes Berthold Bartsch erfahren. Er war fast ein Vierteljahrhundert Vorsitzender des SC Forchheim, dessen Motor und unermüdlicher Kämpfer am Schachbrett. Wir haben ihn für seine großen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Update: Die Beerdigung findet am Donnerstag 12. März 2020 ab 10.30 Uhr auf dem Alten Friedhof Forchheim statt. Ich habe einige Weggefährten aus früheren Tagen gebeten, sich an Berthold zu erinnern. Im Folgenden gebe ich deren Worte wieder.  Den Anfang machten IM Andreas Rupprecht, Claus Schäffner, Dr. Johannes Zwanzger, Klaus Driedger, Rainer Stephan, FM Prof. Dr. Robert Weigel, Stefan Lang,  GM Michael Prusikin und Philipp Auburger, Alfred Balle. Nun äußert sich : Oskar Hirn:

„Aus den Augen verloren, doch im Gedächtnis warst Du immer da. Viele Partien durfte ich mit Dir ausfechten, ob Annafest-Blitz oder
Giganten-Blitz jede Partie mit Dir war für mich etwas Besonderes.
Wenn Du danach die Hände hinter deinem Rücken hattest, leicht mit den Füßen gewippt hast und ein unnachahmliches Grinsen im Gesicht erschien wußte ich, Aua gemacht“.

Du warst immer ein fairer Spieler mit viel Witz und Humor.  Danke dass wir auch außerhalb des Brettes immer ein paar Worte gewechselt haben.

Für mich warst und bist Du der Schachclub Forchheim

Servus
Oskar“

„Dies ist fürwahr eine sehr traurige Nachricht. Berthold ist mir zum ersten mal im Café Schmitt am Paradeplatz begegnet. Das war vor 50 Jahren so der Treffpunkt der damaligen  Forchheimer Schachelite. Berthold hat damals das Abitur gemacht und kam oft nach den Schulstunden – wohl zur Entspannung –   ins Café, um dort zu analysieren, zu blitzen oder auch Tandem zu spielen. Er war schon damals eine anerkannte Koryphäe in Sachen Schach und über die Region hinaus bekannt. Diesen Weg hat er später konsequent mit dem Wechsel nach Erlangen und dann wieder zurück nach Forchheim weiter bestritten.

Bewundernswert für mich war, wie akkurat er eine Spielidee im Schach umsetzte. Er war sich auch nicht zu schade, mir als Schachanfänger einiges an Theorie  zu vermitteln – ich denke da insbesondere an den geschlossenen Sizilianer mit Weiß oder den Nimzo-Sizilianer mit Schwarz. Vor 20 Jahren – als ich zuvor eine mehrjährige schachliche  Pause einlegte, hat er mich überredet doch wieder mit dem Schach anzufangen. Meinen schüchtern vorgetragenen  Einwand mit mangelnder Spielpraxis wischte er mit dem lakonischen  Kommentar „Schach verlernt man doch nicht“ beiseite.

Was ich dann in Forchheim antraf, hat mich doch stark beeindruckt. Berthold hat als damaliger Vorsitzender des Vereins  unwahrscheinlich viel auf die Beine gestellt und auch mit den  richtigen Leuten dafür gesorgt, dass der SC Forchheim bayernweit eine Adresse im Schach wurde. Wir verlieren mit ihm wahrlich einen Macher und großen Förderer des Schachsports. Ich verliere mit ihm einen guten  Freund aus alten Zeiten. Alfred.“

„Gerade habe ich erfahren, dass heute früh Berthold Bartsch verstorben ist.  Berthold war es, der mich 1997 nach Forchheim in die 2. Bundesliga geholt hat, da war ich gerade mal zwei Jahre in Deutschland. Lange Jahre war Berthold der Motor, aber auch die gute Seele der Forchheimer Bundesligamannschaft.
Unvergessen sind z. B. die Vorbereitungsabende, die Berthold und seine Frau Astrid ausrichteten, ihre Gastfreundschaft und die Wärme, die dieses Haus ausstrahlte, waren legendär.  In Erinnerung bleiben wird mir auch Bertholds Humor: pointiert und bissig, aber nie beleidigend.  Hatte er beispielsweise nicht genug Spieler, motivierte er die Ersatzleute mit seinem Lieblingsspruch: „Spiel doch mit! Dann bist du wenigstens weg von der Straße!“ Danke für alles, Berthold, und ruhe in Frieden. Michael

„Berthold war ein unkonventioneller und kämpferischer Spieler. Auch wenn eigentlich „nichts los“ war, hat er seine Gegner immer wieder ausgesessen. Bei der Organisation hat er stets energisch durchgegriffen und alle Aspekte berücksichtigt. Er war direkt, aber nie unfair. Ihm lag der Verein an Herzen wie kaum einem anderen und wir sollten ihm alle dafür dankbar sein. Er hat einen einzigartigen und unvergesslichen Platz in der Geschichte des SC Forchheim. Ehre dem Ehrenvorsitzenden. Philipp.“

„Was sich mir gut eingeprägt hat, war der unerschütterliche Optimismus, wenn es einen Mannschaftskampf betraf. Berthold hat auf jeden, der aufgrund seiner Stellung oder des Wettkampfstands zweifelte, eingeredet. Ich erinnere mich, oftmals den Ausdruck „Da geht schon noch was“ gehört zu haben; das hat er schon oft zu mir sagen müssen aufgrund meiner häufig zweifehlaften Eröffnungen und den daraus resultierenden Stellungen. Ich glaube, dass er allein durch seine Ermutigung einige Kämpfe, die knapp oder schlechter für uns standen, noch gedreht hat. Mir persönlich hat es glaub ich Vertrauen gegeben, wenn der Berthold zu mir gesagt hat „Da geht schon noch was.“

Die Anekdote vom Aufstiegskampf zur 2. Bundesliga gegen Marktheidenfeld in Bamberg brauche ich
glaube ich nicht mehr wiederholen…. ich war einer der Hauptbeteiligten (neben dem bedauernswerten Andreas Kräußling)… Das hat Berthold eine Menge Nerven gekostet, zahlloses Kopfschütteln hervorgerufen und sich wohl bei enigen eingeprägt. Stefan.“

 

„Von Rainer, Robert und Klaus:

Berthold kennen wir schon fast 50 Jahre. Im damaligen Café Schmidt  trafen sich Schachbegeisterte zum Schachspielen. Da ging es mitunter beim Blitzen hoch her, doch gegen Berthold hatte kaum einer eine Chance.  In dieser Zeit haben wir uns nie aus den Augen verloren und uns oft bei einem guten Essen im Freundeskreis ausgetauscht. Wenn Berthold anrief, folgte zuerst ein „Wie geht`s – wie steht`s“. Dann wurde oft über Schach, Schachverein, Fußball, Politik und Anderes diskutiert. Viele gemeinsame Erlebnisse verbinden uns weit über das Schachliche hinaus. Berthold war ein guter Freund, den wir sehr vermissen werden.“

„Das sind ja wirklich traurige Nachrichten. Ich habe Berthold als junger Teenager kennengelernt, als mein Wechsel von Kirchehrenbach nach Forchheim anstand. In dieser Phase hat Berthold dafür gesorgt, dass ich an starken Turnieren wie dem Forchheimer Vereinsturnier, dem Drei-Flüsse-Open in Passau oder dem Bodenseecup teilnehmen konnte, teilweise hat er mich dort sogar betreut. Sein Credo war: „Als Jugendlicher brauchst Du Niederlagen!“. Auch selbst hatte er nach meiner Wahrnehmung nie Angst vorm Verlieren, vielmehr waren ihm nicht ausgespielte Remisen ein Dorn im Auge (sinngemäßes Zitat: „Beim Fußball kommt ja auch niemand auf die Idee, nach 30 Minuten einfach mit 0:0 aufzuhören“). Eine Einstellung übrigens, die ich nach und nach von ihm gelernt habe, wofür ich heute sehr dankbar bin. Überhaupt hatte Berthold meist klare Ansichten: Sicher nicht für jedermann bequem, aber immer gut begründet und mit Rückgrat vertreten. Als meine ersten Bundesligaeinsätze kamen, habe ich ihn auch in der Rolle des Integrators kennengelernt: Die mannschaftlichen Abendessen vor den Wettkämpfen bei ihm zu Hause (mit toller Verköstigung durch Astrid), bei denen es auch immer den ein oder anderen Eröffnungstipp von Vlastimil gab, sind mir in bester Erinnerung. Und vermutlich hat diese Geschlossenheit auch ihren Teil dazu beigetragen, dass wir es tatsächlich geschafft haben, in die erste Bundesliga aufzusteigen. Und nicht nur am Brett hat Berthold tief gerechnet: Ich war immer wieder erstaunt, wie weit im Voraus er schon die nächsten Aktivitäten im Verein plante und wie gut er über die Vorgänge in der Schachszene auf den verschiedensten Ebenen informiert war. Davon hat der SC Forchheim natürlich enorm profitiert. Ich denke, man kann sagen, dass er in den mehr als zwei Jahrzehnten als Vorstand ein absolutes Musterbeispiel für die Ausübung dieser Rolle gegeben hat. Viele Grüße, Johannes.“

„Berthold habe ich zu verdanken, dass ich überhaupt Schach spiele. Über meine Eltern hatte Berthold  gehört, dass ich manchmal mit meinem Opa Schach spiele und da er 1987 gerade eine neue Jugendmannschaft aufbauen wollte, hatte er direkt meine Eltern gefragt, ob das nicht etwas für mich wäre. Nach einigen Sparrings-Partien mit ihm war ich auch Feuer und Flamme für das Spiel und bin in den Schachclub eingetreten.

Dieser Entscheidung habe ich in den folgenden Jahren viele schöne Jugendturniere auf der Krim, Ungarn, Tschechien und anderen schönen Orte in Deutschland zu verdanken, in die man sonst als junger Teenager zumindest ohne Begleitung der Eltern nicht so leicht kommt.

In den folgenden Jahren konnte ich mir einiges vom ihm abschauen. Das hatte zwar zur Folge, dass ich eigentlich nur Caro-Kann und weitere nicht so aktive Eröffnungen spielte, aber es war auch einigermaßen erfolgreich.

Eine typische Szene mit Berthold ereignete sich in meinem ersten Spiel für die erste Mannschaft. Ich war erst 17 Jahre alt und schon ein wenig nervös, in der 2. Bundesliga spielen zu dürfen. Nach ca. 1,5 Stunden habe ich mich erstmals getraut, mein Brett zu verlassen und zu schauen, wie der Wettkampf so steht. Wie so oft kamen wir nicht so gut aus den Eröffnungen. Berthold stand neben unserem ersten Brett Vlastimil und kam auf mich zu. Ich fragte ihn: „Der Wettkampf steht eigentlich gar nicht so gut. Was sagst du?“

Berthold antwortete trocken: Wir stehen viel besser als ich erwartet hatte und jetzt kommt unsere starke Phase. Wir holen 3,5 Punkte aus den ersten sieben Brettern und du stehst besser, so wie es dir Vlastimil in der gestrigen Vorbereitung doch gezeigt hatte. Wenn du gewinnst, schaffen wir es.“ Ganz so optimistisch sah ich es nicht (und war es objektiv auch nicht). Auf meine Frage, ob ich nicht doch lieber gegen den FM sicherheitshalber Remis anbieten sollte entgegnete er wie immer: Vor was hast du Angst? Du bist jünger und den sitzt du locker aus.“ Und tatsächlich konnte ich gewinnen und der Kampf ging 4,5:3,5 für uns aus.

Leider hat das mit dem Gewinnen bei mir natürlich nicht immer geklappt, aber ich habe von ihm gelernt, immer meine Chance zu suchen und auch gleichstehende Partien auf Sieg zu spielen. Ich glaube, so haben wir damals viele auch schlechter stehende Wettkämpfe noch gewonnen.

Vielen Dank Berthold für die vielen Trainingspartien, Tipps, gesponserte Getränke nach den Schachwettkämpfen, Autofahrten zu Mannschaftswettkämpfen usw. Ruhe in Frieden. Claus.“

 

„Lieber Berthold,

wir haben uns aus den Augen verloren, als ich ein paar Jahre in Forchheim pausierte. Und als wir uns 2017 das letzte Mal sahen, habe ich mich viel zu wenig mit Dir unterhalten. Ich bereue es.

Du hattest meinen Hunger auf meine schachliche Weiterentwicklung gespürt, als ich mich vor zig Jahren bei einem Vorortverein von Regensburg gegen Forchheim 2 blamierte.

Du hast mein Potential gesehen und mich nach Forchheim geholt und mir alle Chancen eröffnet. Natürlich auch im Eigeninteresse und im Interesse des Vereins, für den Du so viel getan hattest.

Ja, Du warst auch gerissen. So gerissen, dass Du mich in der Forchheimer Stadtmeisterschaft in unserer einzigen Turnierpartie geschlagen hattest.

Am Brett und im Leben warst Du immer ein kreativer Kämpfer, auch trickreich, aber immer fair und mit Achtung für die anderen Menschen.

Unvergesslich werden mir die Schachabende bei Dir zu Hause bleiben, bei der uns  Deine Frau mit Köstlichkeiten wie Currysuppe mit steirischem Kürbisöl verwöhnte. Ihr wart tolle Gastgeber und Du hast Dir immer viel Zeit für uns genommen. Wo findet man heutzutage so etwas noch.

Du wirst uns allen fehlen. Ein Ziel habe ich noch: Ich muss in den Himmel kommen, um Revanche für meine Niederlage nehmen zu können. Und natürlich, um Dich wiederzusehen.

Mach´s gut.

Andreas.“