Wer sich gefragt hat, warum unser Neuzugang Florian Ott nicht beim Bundesliga-Wochenende zum Einsatz gekommen ist, der sei auf die Jugend-Europameisterschaft in Batumi/Georgien verwiesen. Dort ist er noch bis zum 29. Oktober täglich als einziger Deutscher in der Altersklasse U18 im Einsatz. Für die Nr. 37 der Setzliste wird es als amtierender Deutscher Meister aber sehr schwer werden. Vielleicht bekommen wir aus dem Kaukasus ja auch den einen oder anderen Bericht… Wir wünschen Florian auf jeden Fall viel Erfolg am Schwarzen Meer und behalten sein Abschneiden im Auge. Mit 4,5 Punkten und Rang 36 blieb Florian im Rahmen der Erwartungen. Einzig der schlechte Gegnerschnitt drückte seine ELO um 12 Punkte nach unten. Florian hat uns einen Abschlussbericht zukommen lassen:
DSB-Vorbericht
DSB-Zwischenbericht
Chessbase-Bericht
Florian bleibt am Ball
Abschlussbericht des Bundestrainers
Turnierseite
Live-Partien (immer ab 15 Uhr)
Gegner von Florian Ott (ELO 2173):
0:1 | IM Daniil Yuffa | (2449) | Russland |
1:0 | Dimitrios Papakonstantinou | (1987) | Griechenland |
0:1 | IM Maxim Lugovskoy | (2400) | Russland |
0:1 | Vahe Danielyan | (2026) | Armenien |
1:0 | Vasil Dotiashvili | (1697) | Georgien |
1:0 | John Fraser | (1890) | England |
0:1 | FM Vasily Korchmar | (2412) | Russland |
1:0 | Vincenzo Lombardi | (2046) | Italien |
remis | Hogni Egilstoft Nielsen | (2273) | Färöer Inseln |
Hier Florian Otts Bericht:
„Die ersten beiden Runden der Jugendeuropameisterschaft sind vorüber und das Fazit fällt überwiegend positiv aus: Das 5-Sterne Sheraton-Hotel wird seinem Namen als bestes Hotel in Batumi absolut gerecht. Der Ausblick aus meinem Zimmer (16. Stock) hat sogar mehr als fünf Sterne verdient.
Man sieht sowohl das Meer, als auch einen großen Teil von Batumi. Hervorragend! Das Frühstück im Hotel ist spitze, das gebuchte Mittag- und Abendessen außerhalb des Hotels hat noch großes Potential nach oben. Alternativen sind bereits gefunden! Die Spielbedingungen im Turniersaal sind allerdings weniger gut: Die Tische sind sehr eng und die Bretter klein und simpel. Man könnte denken, dass sie aus einer Familienspielesammlung stammen. Außerdem ist der Turniersaal überfüllt, und die Luft ist alles andere als gut.
Aber nun zum Schachlichen: Die 1. Runde lief leider gar nicht nach Plan. Ich konnte die gesamte Partie über nicht klar denken und spielte folglich eine grausame Partie, in der ich gefühlt alles eingestellt habe. Definitiv ein sehr schlechter Einstand. Die 2. Runde lief hingegen schon deutlich besser: Ich kam mit Schwarz sehr gut aus der Eröffnung raus und spielte eine starke Partie, die ich trotz einiger unnötiger Schwierigkeiten gewinnen konnte. Morgen spiele ich gegen den zweiten starken Russen, gegen den es hoffentlich besser läuft als gegen Yuffa. Gratulation übrigens noch zum 4,5:3,5 gegen Bindlach. Starke Leistung! So kann es weiter gehen. Schöne Grüße aus Batumi!
Nach dem Sieg in der 2. Runde folgte eine bittere Niederlage gegen den IM Lugovskoy. Nachdem ich zwischenzeitlich auf Gewinn stand, hatte ich eine Zugwiederholung, welche ich auch zwei Mal machte. Aber ich wollte weiterspielen, was eine fatale Entscheidung war: Ich übersah einen starken Zug des Gegners und musste aufgeben. Bitter.
Die 4. Runde lief ähnlich schlecht: Ich stand gegen den Armenier Danielyan die gesamte Partie über etwas besser. Dann machte ich leider ein paar Züge, welche schlicht zu passiv waren und fand mich relativ unerwartet in einer verlorenen Stellung wieder, in der ich dann auch noch eine Figur einstellte 🙂 Nach zwei unnötigen Niederlagen durfte ich dann gegen den letzten der Setzliste, den Georgier Dotiasvilli spielen. Es war definitiv eine schwere Partie, welche in nach hartem Kampf gewinnen konnte.
In der 6. Runde gab es dann ein weiteres Erfolgserlebnis: Ein relativ ungefährdeter Sieg mit Schwarz gegen den Engländer Fraser. In der 7. Runde spielte ich gegen den dritten Russen, den Fidemeister Korchmar. Er erwischte mich leider in der Eröffnung und ich stand die gesamte Partie über schlecht. Leider war nichts mehr zu holen. Die 8. Runde lief schon um einiges besser. Ich kam gut aus der Eröffnung raus und bin dann klar besser gestanden. Mein 40. Zug war leider sehr schlecht und mein Gegner konnte in ein Endspiel abwickeln, welches haltbar wäre, wenn er den richtigen Läuferzug gemacht hätte. Er entschied sich falsch, und ich konnte auf sehr schöne Art und Weise gewinnen.
Die 9. Runde entschied, ob es ein schlechtes, ein „normales“ oder ein gutes Turnier werden sollte. Es war eine sehr interessante Partie in der mein König vom Königs- zum Damenflügel wanderte ;). In beiderseitiger Zeitnot wickelte ich in einer sehr komplizierten Stellung in ein Dauerschach ab. Zu Buche steht also ein „normales Turnier“, wobei eine Europameisterschaft sicher kein „normales“ Turnier ist. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung dieses kampfbetonte Turnier zu spielen.“