Jetzt aber Flotti – Deutscher Meister! – jetzt mit Schlussbericht

Florian Ott

Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Magdeburg ist diesmal nur ein Forchheimer dabei. Unser Bundesliga-Neuzugang Florian Ott kämpft in der bärenstarken U18 um seine Chance als Außenseiter. Noch bis zum 15. Juni 2014 sind dort 30 Teilnehmer, darunter auch einige Erstliga-Spieler am Start. Jetzt mit aktuellen Berichten zu den Runden 6-8. Mit einem Remis in der Schlussrunde hat Florian den Titel geholt! Der Schachclub Forchheim gratuliert zu 6,5 Punkten aus neun Runden und der besseren Buchholz-Wertung. Ein toller Einstand für unseren neuen Spitzenspieler, der sich von Platz 15 der Setzliste ganz nach vorne gekämpft hat. Wie gut er gespielt hat, zeigt auch seine neue DWZ 2223 (vorher 2161). Aus Prag hat auch unser Bundesliga-Urgestein GM Vlastimil Jansa geschrieben: „Die herzliche Glückwünsche zum großen Erfolg von Florian Ott! Ich werde ihn bald sehr gerne treffen und kennenlernen bei unseren Bundesliga-Kämpfen.“
Turnierseite
Live-Partien
Arkadij Naijditsch kommentiert bei Chessy TV (ab Minute 15:15): Grötzbach-Ott
Niclas Huschenbeth kommentiert bei Chessy TV (ab Minute 19:06): Ott-Gibicar
Artur Jussupow kommentiert bei Chessy TV (ab Minute 00:00): Ott-Carow
Artur Jussupow kommentiert bei Chessy TV (ab Minute 10:45): Powierski-Ott
Partieanalyse Ott-Carow in der Meisterschaftszeitung (Seite 5)
Live-Blog zur Siegerehrung (Samstag ab 19.30 Uhr)
NN-Bericht
FT-Bericht
Bericht der Bayerischen Schachjugend

Gegner von Florian Ott (DWZ 2161):

1:0

Fabian Brinkmann

(1930)

SV Werder Bremen
1:0

Hans Möhn

(2224)

USV TU Dresden
remis

Lev Yankelevich

(2340)

SG Trier
remis

Jonas Lampert

(2432)

Hamburger SK
1:0

Nick Müller

(2124)

USV Potsdam
0:1

Julian Grötzbach

(2166)

Hamburger SK
1:0

Danijl Gibicar

(2172)

SK Bebenhausen
1:0

FM Johannes Carow

(2378)

SF Heidesheim
remis

Emil Powierski

(2289)

Elmshorner SC

Hier die Berichte Florian Otts:

„Dieses Jahr findet die Deutsche erstmals in Magdeburg, genauer gesagt im Maritim-Hotel statt. Die Spielbedingungen sind vorzüglich: Klimatisierter und geräumiger Turniersaal, tolle Organisation, und auch das Hotel an sich ist wirklich beeindruckend. Des Weiteren lohnt es sich hinzuzufügen, dass Frau Jussupow als Delegationsleiterin sehr gute Arbeit macht. Alles geht deutlich geordneter zu und die Trainer arbeiten super zusammen, um uns eine gute Vorbereitung zu ermöglichen. Aber jetzt mal zum Spielerischen:

In der 1. Runde (gegen Fabian Brinkmann musste ich mit Weiß gegen den Letztgesetzten antreten. Obwohl ich mich (wie so oft in der 1. Runde) ein wenig schwer tat, konnte ich in ein Endspiel Turm und ungleichfarbiger Läufer abwickeln, wo mein Gegner aufgrund Zugzwangs nur hin- und herziehen konnte und welches ich somit leicht gewinnen konnte.

Die 2. Runde (gegen Hans Möhn) war wirklich etwas Besonderes: Nachdem die Eröffnung von beiden Spielern geblitzt wurde, entwickelte sich ein spannender Kampf. Obwohl ich mit meiner Stellung eher unzufrieden war, stand ich eigentlich so gut wie nie schlechter und hatte sogar eine taktische Möglichkeit ausgelassen. Als ich die Stellung verkomplizierte und er Zeitnot kam, zeigte er Nerven und stellte in einer unklaren Stellung zweizügig die Dame ein! Heute muss ich gegen Lev ran (DWZ 2340). Mal schaun was da mit Weiß möglich ist.

Nach dem erfolgreichen Start (2/2) musste ich in Runde 3 gegen den ersten „Hochkaräter“ Lev Yankelevich spielen. Die Partie lief sehr gut, ich stand schnell deutlich besser. Leider spielte ich mehrmals ein wenig ungenau und nahm in einer besseren Stellung Remis aufgrund Zeitmangels an.

In der 4. Runde musste ich gegen den Setzlisten-Ersten Jonas Lampert. Glücklicherweise hatte ich erneut Weiß, und ich erwischte ihn in der Eröffnung. Nach ca. 15 Zügen hatte ich eine bessere Stellung und etwa 40 Minuten mehr auf der Uhr, jedoch übersah ich einen Gewinn und die Partie verflachte, und remis war das logische Ergebnis.

Runde 5 mit Schwarz gegen Nick Müller war ebenfalls sehr interessant. Die Stellung war stets relativ kompliziert. Als ich dann die Partie bei beiderseitigen Zeitproblemen undurchschaubar verkomplizierte, zeigte mein Gegner Nerven und „opferte“ eine Figur. Auch wenn der Gewinn nicht ganz einfach war, setzte ich mich letztenendes durch. Zu Buche stehen also 4/5 Punkten, also ein sehr gutes Tunier (momentan bin ich wegen meiner guten Buchholz sogar Erster). Morgen spiele ich mit Schwarz gegen Julian Grötzbach und versuche die Führung zu halten.

Die 6. Runde gegen Julian Grötzbach fing gut an (ich habe meinen Gegner früh aus der Vorbereitung geworfen, und er spielte die Stellung nicht gut (meinte zumindest Naiditsch). Leider verpasste ich meine Chancen und in Zeitnot rochierte ich quasi ins Matt rein. Mein Gegner lies sich das natürlich nicht nehmen.

In der 7. Runde lockte ich Danijel Gibicar in eine Art Igelstellung, mit dem Wissen, dass er mit dieser überhaupt nicht vertraut ist. Er übersah das typische Sd5 und verlor bereits in der Eröffnung einen Bauern. Später gewann ich ein gleichfarbiges Läuferendspiel mit einem Mehrbauern.

Die 8. Runde ist wohl das Highlight des gesamten Tuniers. Es gelang mir in einer kämpferischen und packenden Partie den Mitfavoriten FM Johannes Carow zu schlagen. Ich wählte eine ihm eher unbekannte Variante, in der Schwarz eine Qualität opfern muss (glücklicherweise hatte mein Gegner eine kleine Ungenauigkeit bezüglich der Zugfolge nicht genutzt, sonst hätte Schwarz vermutlich sehr einfachen Ausgleich gehabt) und es entstand eine undurchschaubare Stellung in der Schwarz Initiative hatte. Jedoch hatte ich klaren Zeitvorteil und mein Gegner verlor in Zeitnot die Initiative, und ich gewann das Endspiel leicht.

Letzte Runde: Nach meinem unerwarteten Sieg gegen Johannes Carow musste ich mit Schwarz gegen Emil Powierski spielen. Mir war klar, dass Emil ein starker Gegner ist, der auf Gewinn spielen wird. Ich wählte wie meist meinen Najdorf-Sizilianer (Tarrasch mit h6 wollte ich nicht unbedingt wiederholen, auch wenn ich nach der Eröffnung gegen Grötzbach besser stand). Während der Partie merkte ich schnell, dass mein Gegner etwas Spezielles vorbereitet hatte, weswegen ich mit Dc7 abwich, was sicher eine gute Entscheidung war: Nach der Eröffnungsphase stand ich sehr angenehm, vielleicht sogar etwas besser. An einer Stelle spielte ich mit e4? ein wenig zu aggressiv, jedoch bestrafte mein Gegner dies in schwerer Zeitnot nicht. Solch eine Chance bekam er nicht zweimal und die Stellung flachte in eine sichere Remisstellung ab. Und da Jonas Lampert an Brett 1 gegen Nick Müller mit Weiß nur Remis gespielt hat, war mir klar, dass das eigentlich der Titel sein sollte.

Nachdem wir vom Mittagessen beim Italiener zurückgekehrt sind (wir haben ungefähr zwei Stunden gewartet; glücklicherweise konnte GM Artur Jussupow uns mit ein paar Geschichten unterhalten. Als wir dann wieder in die Eingangshalle des Maritim-Hotels kamen, gab es die umwerfende Erkenntnis: DEUTSCHER MEISTER !!!

Es war natürlich ein umwerfendes Erlebnis: Als 15. der Setzliste in der U18 zu gewinnen, ist sicher etwas Einzigartiges. Die Entnüchterung kam natürlich sofort: Ich hatte kein Hemd dabei! Also musste ich mit meinen Eltern ein schönes Hemd kaufen (das dauerte ebenfalls zwei Stunden.
Dann startete auch bald die Siegerehrung. Der Saal füllte sich und die Veranstaltung nahm ihren Lauf. Dann war es endlich soweit: Ich betrat die Bühne und nahm den Siegerpokal entgegen (witzigerweise war Artur Jussupow der Gratulant). Mein großes Ziel, einmal eine EM oder WM zu spielen, wurde Realität. Nun heißt es Georgien oder Südafrika. Ich möchte nochmal allen danken, die meine Partien verfolgt haben und mir Nachrichten geschickt haben!“