Bundesliga-Finale in Schwetzingen – jetzt mit Analyse

Die Schach-Bundesliga endet am kommenden Wochenende mit einer zentralen Dreifachrunde im Schwetzinger Schloss. Ausrichter ist der SV Hockenheim, der nicht nur Ex-Weltmeister Anatoli Karpov, sondern auch Club-Trainerlegende Hans Meyer für das Rahmenprogramm hat gewinnen können. Am Freitag ab 16 Uhr spielen wir gegen unseren Reisepartner SF Berlin, die mit uns den Weg in die Zweitklassigkeit antreten müssen. Am Samstag ab 14 Uhr geht es gegen den SK Turm Emsdetten, und zum Abschluss am Sonntag um 10 Uhr gegen den SV Werder Bremen. Wir sind ja bereits in die 2. Bundesliga abgestiegen, wollen uns aber noch einmal würdig aus der stärksten Liga der Welt verabschieden. Wir wünschen unserem Achter viel Erfolg! Jetzt mit Bericht des Kapitäns FM Manfred Heidrich:

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Hier der Bericht Manfred Heidrichs:

„SF Berlin – SC Forchheim: Zu früheren Wettkämpfen hat die Zeitschrift „Schach“ geschrieben: „Forchheim verliert und Mons gewinnt“.
Genau nach diesem Schema lief auch der Wettkampf gegen SF Berlin ab. Léon errang schnell die Initiative und machte im Königsangriff mit seinem Gegner kurzen Prozess. Dies blieb dann der einzige Sieg. Berthold geriet von Anfang unter Druck, bis schließlich sein König völlig entblößt wurde. Bernd wurde systematisch zusammengeschoben. Ich tauschte die falsche Leichtfigur ab und verlor zuviel Material. Vlastimil stand zwar aus der Eröffnung heraus bequemer, ließ aber dann den Gegner ins Spiel zurückkommen und musste dann ein Turmendspiel mit Minusbauer aushalten, das dann noch verloren ging. Wenigstens zu Teilerfolgen kamen Hans-Jürgen, Michael und Johannes. Hans-Jürgen wickelte mit Minusbauer in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab, das den gegnerischen Materialvorteil bedeutungslos machte. In Michaels Partie war trotz lebhaftem Verlauf das Gleichgewicht nie gestört. Nach fast sieben Stunden Gesamtspielzeit erzielte auch Johannes in einem schwierigen Damenendspiel – und später Bauernendspiel – ein Unentschieden.“

„SC Forchheim – SK Turm Emsdetten: Die hohe Niederlage von 1,5:6,5 täuscht darüber hinweg, dass wir einige Chancen ausgelassen hatten. Zwar erlitt Vlastimil schon bald materiellen Nachteil und bekam von seinem Gegner kein Geschenk, Hans-Jürgens Position wurde im Sturm genommen, und Léon musste seinem Gegner die offene Linie überlassen und wurde lehrbuchartig besiegt. In anderen Partien hatten wir gute Gelegenheiten, konnten sie aber nicht nutzen. Lediglich Johannes und ich konnten Niederlagen verhindern. Johannes ließ sich auf ein scharfes Eröffnungsabspiel ein, in dem er mit seinem König eine gut zu kalkulierende Wanderschaft durchführen musste, dann aber nach erfolgreichem Überstehen dieser Aktion aufgrund der gegnerischen Felderschwächen klar besser stand, und diesen Vorteil zum Sieg umwandelte. Ich musste in einer riskanten Eröffnung die Rochade aufgeben, geriet aber erst nach einem Tempoverlust in Schwierigkeiten, und musste hart kämpfen, um die gegnerische Initiative einzudämmen, was auch noch einen Bauern kostete. Aber nach Abtausch eines gefährlichen Freibauern kamen meine Figuren gut ins Spiel und zwangen meinen Gegner zu Zugwiederholung oder Rückgabe des Mehrbauern. Michael kam gegen seinen jungen holländischen Gegner aufgrund dessen verwegener Spielanlage durch zwei Bauernopfer zu einem starken Angriff, aber dann erlag er der Verlockung, ein gegnerisches Damenopfer (für zwei Leichtfiguren) anzunehmen, anstatt den Angriff fortzusetzen. Daraufhin wendete sich das Blatt, der Angriff ging auf den Gegner über, und Michael musste kurz darauf die Waffen strecken. Bernd ging zwar eines Bauern verlustig, bekam aber starkes Gegenspiel. Leider tauschte er seinen aktiven Turm gegen einen passiven des Gegners, und dieser konnte sich befreien und im Gegenangriff den entscheidenden Konter anbringen. Berthold hatte lange Zeit seinen Gegner eingeschnürt, ließ dann aber eine Befreiung zu. Leider ging dann nach über sechs Stunden Spielzeit das haltbare Turmendspiel verloren.“

„SV Werder Bremen – SC Forchheim: Zum Abschluss ging es noch einmal darum, viele Brettpunkte einzufahren, um im „Fernduell“ gegenüber SV Norderstedt die Nase vorn zu behalten im Kampf um den vorletzten Platz. Zwar gelang uns kein Einzelsieg, aber mit der achtbaren 2,5:5,5 Niederlage landeten wir in der Abschlusstabelle 1,5 Brettpunkte vor den Norddeutschen. Für Johannes, Léon und Bernd gab es nichts zu holen, sie gerieten in schlechte Stellungen und wurden überspielt. Hans-Jürgen trat gegen einen „Schachprinzen“ an und musste zunächst um den Ausgleich kämpfen. Da sein Gegner jedoch noch ein Remis zur Großmeisternorm benötigte, willigte er nach 20 Zügen in die Punkteteilung ein. Ich versuchte, gegen die sizilianische Verteidigung am Damenflügel Druck zu machen, musste dann aber einen Bauern hergeben. Immerhin bekam ich diesen Bauern wenige Züge später wieder zurück – um ihn durch ein unnötiges Versehen erneut preiszugeben. Aber dann konnte ich meinen Turm auf die 7. Reihe bringen und in ein Turmendspiel abwickeln, in dem der Minusbauer keine entscheidende Rolle mehr spielte. Vlastimil hatte eine lebhafte Position auf dem Brett. Um einen gegnerischen Angriff aufzuhalten, gab er die Qualität und versuchte seinerseits im Gegenangriff zu Erfolg zu kommen. Darauf erzwang sein Gegner unter Turmopfer ein Dauerschach. Berthold geriet in Nachteil und büßte einen Bauern ein. In einem schwierigen Endspiel „lief“ er in eine Falle, was sein Gegner zu einem scheinbaren Figurengewinn ausnutzen wollte. Berthold hatte hier aber weiter gerechnet und bekam nicht nur die Figur, sondern auch den Bauern zurück. Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, einigte man sich in der nun ausgeglichenen Stellung auf Unentschieden. Am längsten wurde Michael gefordert, der eine leicht schlechtere Postion zu verteidigen hatte, und bei der Verhinderung eines gegnerischen Hebels echte von scheinbaren Drohungen unterscheiden musste. Schließlich wickelte sein Gegner, der englische Spitzenspieler Luke McShane in ein Endspiel Dame + Bauer gegen zwei Türme ab, in der Hoffnung, in Michaels Hinterland eindringen zu können und mehrere Bauern abzuräumen. Dies erwies sich jedoch für den gelernten Bankkaufmann McShane nicht als gewinnbringendes Geschäft, da Michael drohte, durch Verdoppelung seiner Türme auf der achten Reihe matt zu setzen, und somit McShane zwang, in ein Remis durch Zugwiederholung einzuwilligen.“

„Zusammenfassung: Wir sind erwartungsgemäß wieder aus der 1. Bundesliga abgestiegen. Aber nur sportlich, die gute Laune blieb uns erhalten. Allen Beteiligten hat die 1. Bundesliga viel Spass gemacht, und im Gegensatz zur Bundesligateilnahme vor zehn Jahren sind wir NICHT Letzter geworden. Herausragend war das Abschneiden von Léon Mons, der trotz Niederlagen in den letzten zwei Runden eine Großmeisternorm (und natürlich auch eine Norm für den Internationalen Meister) geschafft hat!“