Vielen ist FM Dr. Andreas Kräußling noch in bester Erinnerung. Aber nicht, weil er einst für uns gespielt hätte, sondern weil er einer unserer sportlichen Gegner war. In der Saison 1992/93 saß der Schweinfurter für seinen Verein TV Marktheidenfeld in der Oberliga Bayern am Brett. Im Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die 2. Bundesliga Ost hatte er es mit Stefan Lang zu tun. In einem Herzschlagfinale, das durch Sekunden auf der Uhr einen Sieger fand, entglitt ihm die Partie. Der SC Forchheim gewann und stieg damals auf. Der Beginn einer Zweitliga-Ära unseres Vereins. Nun hat sich der in Bonn lebende FIDE-Meister unserem Verein angeschlossen. Herzlich willkommen bei uns! Im Folgenden erzählt FM Dr. Andreas Kräußling einiges aus seiner Schachlaufbahn:
„Mit dem Schachspiel habe ich im Alter von 12 Jahren ernsthaft begonnen. Vorher war ich ganz schlecht und konnte nicht einmal genau die Regeln. Als ich 12 war habe ich gelegentlich in einer Wald-Naherholungsanlage in Schweinfurt Minigolf gespielt. Dort gab es auch ein Freilandschach, und damals trafen sich dort einige Herren abends, um miteinander zu spielen. Ich bin da zufällig einmal vorbei gelaufen und war fasziniert von der ruhigen, stillen Atmosphäre und den schönen Holzfiguren, mit denen gespielt wurde. Einige Tage später ging ich dann in die Stadtbibiliothek und habe mir von Tarrasch „Das Schachspiel“ ausgeliehen. Einige Wochen später bin ich dann mit einem Freund zusammen in eine Jugendgruppe gegangen.
Einige Erfolge habe ich aufzuweisen: Fidemeister seit 2009, Unterfränkischer Meister 1993, unzählige Male Unterfränkischer Blitz- und Schnellschachmeister, zweimal Dritter bei Bayerischen Schnellschacheinzelmeisterschaften, mit Burgsinn 2008 Bayerischer Blitzmannschaftsmeister, 1998 Sieger beim Bamberger Schnellschachturnier, dreimal Teilnahme an Deutschen Einzelmeisterschaften, Teilnahme an der Deutschen Blitzmannschaftsmeisterschaft 2008 (achtbestes Ergebnis am 2. Brett)
In folgenden Vereinen war ich aktiv: 1980-1990 Schweinfurt 93; 1990-2001 Marktheidenfeld, mit dem Ziel sich für die Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft zu qualifizieren, hat aber erst mit Burgsinn geklappt; 2001-2006 Schweinfurt 2000 (alte Freundschaften); 2006-2009 Burgsinn (selbes Ziel wie bei Marktheidenfeld); 2009-2010 Godesberg (als Dank für jahrelange freundliche Aufnahme als passives Mitglied);
Von der Ausbildung her bin ich Diplom-Mathematiker, mit Vordiplom in Physik, dem 1. Staatsexamen in Humanmedizin und Doktor in Informatik. Zur Zeit arbeite ich als wissenschaftlicher Berater des Verteidigungsministeriums.
Anekdoten: Vor 20 Jahren habe ich einmal gegen Gerald Löw in der Regionalliga gespielt und kannte die Eröffnung nicht. Nach der Eröffnung brachte ich dann ein taktisches Bauernopfer und stand etwas besser, nach meinem Zug dachte Gerald einige Zeit nach und lief dann zu Michael Bezold, der damals für Bamberg spielte und unterhielt sich mit ihm, nach der Partie schaute ich in der Enzyklopädie nach und stellte fest, dass es sich um die Partie Tal-Miles handelte und ich den Aufbau von Michael Tal wiederlegt hatte: 1. e4 c5, 2. Sf3 d6, 3. Lb5 + Ld7 4. Lxd7 Sbd7: 5. 0-0 Sf6 6. De2 0-0 7. d4 cxd4 8. Sd4: e6 9. c4 a6 10. b3 Dc7 11. Lb2 Te8 12. f4 b5! mit 13. cb5: Da7 14. b6 (einziger Zug, um den Sd4 zu retten) Db6: 15. Sa4 Db7, ich gewann dann ziemlich schnell die Qualität, verlor sie aber dann wieder und es ging Remis aus. Miles spielte damals 12. Dc5 13. Sa4 Dh5. Der Witz des Zuges b5 ist, dass die Dame nach a7 kann, wo sie der Sc3 sie nicht angreifen kann, Weiß muß dann den Bauern b5 zurückgeben.
Bei der Schacholympiade war ich Volunteer an der Garderobe und hatte dort einige interessante Begegnungen. So spielte Judit Polgar einige Male ziemlich lange, und ich beobachtete sie dabei. Wenn Sie dann zur Garderobe kam, hatte ich Ihre Sachen schon vorbereitet, was sie beim ersten mal ziemlich überrascht hat.
Meine schachlichen Vorbilder: Tarrasch, auch Dieter Seyb und Hans Niedermaier achte ich sehr. Ich habe sie bei der Bayerischen Meisterschaft 1986 in Bad Neustadt kennengelernt und hätte nicht gedacht, dass ich nur sechs Jahre später selbst Meisterklasse 1 spielen würde. Als Ziel habe ich mir vorgenommen: Teilnahme an deutschen Meisterschaften, außerdem möchte ich einmal Bayerischer Einzelmeister werden (am wahrscheinlichsten ist dies im Schnellschach, dazu müsste ich aber etwas Eröffnungsstudium betreiben). FM bin ich erst seit einem Jahr, die Bedingungen habe ich aber schon vor fast 20 Jahren erfüllt, damals war ich aber noch Student und konnte die 100 Schweizer Franken Gebühren nicht aufbringen.
Ich spiele Schach aus Freude am sportlichen Wettstreit und um nette Leute kennenzulernen. Ich denke, dass ich dafür jetzt den richtigen Verein gefunden habe. Ich möchte aber nicht mehr so viel spielen, so musste ich vor zwei Jahren wegen meiner Doktorarbeit auf dringendes Anraten meines Chefs ein Jahr mit den Mannschaftskämpfen aussetzen.“