Mega-Turnier in Pardubice (9. und letzte Runde)

Seit Jahren sind die Czech-Open in Pardubice eines der größten Schach-Festivals der Welt mit mehreren tausend Teilnehmern. Traditionell sind auch Forchheimer am Start. Im A-Open spielen die „Altmeister“ GM Vlastimil Jansa, FM Manfred Heidrich, sowie die „Jungstars“ Alexander Seyb und Léon Mons. Im B-Open wollen sich FM Dieter Seyb und unser U14-Spieler Eduard Miller sich weiter verbessern. Wir wünschen allen ein spannendes und erfolgreiches Turnier. Wir werden ab Mittwoch von Eugen Walter mit gewohnt unterhaltsamen und aktuellen Berichten versorgt. Jetzt mit Bericht zur 9. und letzten Runde:
Ergebnisse A-Open
Ergebnisse B-Open

Hier Eugen Walters Bericht zur Anfahrt und 1. Runde:

„Radio Pardubice ist auf Sendung: Da die Pardubice-Fahrer sich am Mittwoch bereits um 14:30 Uhr am Grenzübergang Waidhaus trafen, sind wir auch relativ problemlos an Prag vorbeigekommen und trafen schon gegen 18:00 Uhr in Pardubice ein. Außentemperaturen an diesem Tage bis zu 30 Grad, und kaum in der Spielhalle zur Akkreditierung eingetroffen, ging draußen auch schon fast die Welt unter – Sturmböen und Starkregen. Und die Turnier-Akkreditierung dauerte auch nur eineinviertel Stunden, da man in den letzten Jahren fast nichts dazugelernt hatte. Auf jeden Fall konnten wir früh im Hotel einchecken und so noch zu einer normalen Zeit zum Essen gehen.

Und dann ging’s auch schon los. Manfred Heidrich, Eduard Miller und Léon Mons hatten in der 1. Runde jeweils die weißen Figuren zu führen, unsere beiden Kids gegen nominell wesentlich stärkere Gegner. Manfred trat gegen den Deutschen Ansgar Barthel an, mit einer Elozahl von 2206 die 226. der Setzrangliste und ein sicherlich ernstzunehmender Gegner, der eine Aljechin-Verteidigung anbot. Manfred wollte sich aber nicht auf lang ausanalysierte Varianten einlassen und das Turnier ruhig angehen lassen und zog 2. Sc3, um nach dem weiteren … d5 3. e5 d4 und den sich anschließenden Abtauschoperationen schnell in einem Turmendspiel zu landen, das stark remislich war bis leicht besser für Manfred zu spielen, aufgrund einer leicht besseren Bauernstruktur. Aber jeder weiss, dass Manfred solche Stellungen virtuos zu behandeln weiß, und ein zäher Hund ist er auch. Wen wundert’s, dass er seine Partie gewann?

An Brett 112 hatte Léon seinen Kampf gegen den slowakischen FM Vladimir Vojtek auszutragen, mit einer Elozahl von 2330 der 112. der Setzrangliste und schon ein ganz schön dicker Brocken zum Aufwärmen. Aber war dieser nicht gut in Form oder mit den Gedanken noch nicht im Turnier? Sollte Léon eben mal im Vorbeigehen vernascht werden? Sollte das die Absicht gewesen sein, so wurde daraus auf jeden Fall nichts. Gegen Sizilianisch spielte Léon die Variante mit 3. Lb5 und auf die Antwort Sd7 überspielte er seinen Gegner in den nächsten 12, 13 Zügen mühelos, gewann einen Bauern und stand auf Gewinn. Aber anstatt seine Stellung daraufhin mit einem einfachen Deckungszug zu konsolidieren, spielte er weiter offensiv auf Gewinn und ließ ein Eindringen der schwarzen Dame auf b2 ein. Stellung unklar bis leicht schlechter. Aber er hängte sich daraufhin noch einmal voll in die Partie hinein, schob seinen h-Bauern weit nach vorn und konnte mit gegnerischer Mithilfe so abwickeln, dass die Bauernumwandlung nicht mehr zu verhindern war: 1:0 fuer Léon Mons, ein erstes Ausrufezeichen ward gesetzt.

Dem mochte Eduard nicht nachstehen. Mit den weißen Figuren kämpfte er gegen eine ältere Russin, die 2099 Elopunkte auf die Waage brachte und etliche Kilo auch. Die Russin erwiderte unregelmäßig, wohl in der Annahme, dass sich Erfahrung gegen Jugend durchsetzt. Wurd‘ nix d’raus. Eddi kam klar besser aus der Eröffnung heraus, hatte dann einen kleinen Durchhänger und spielte sie dann in der Endphase mit einem tollen Bauernzwischenschach mit anschließenden Turmgewinn schwindelig, so dass ihr nichts anderes übrig blieb, als der Jugend Tribut zu zollen und ihren Punkt abzugegeben. Jaja … sag‘ beim Abschied leise Servus. Und die nächsten Großkämpfe warten schon: auf Manfred der slowakische GM Igor Stohl mit einer Elozahl von 2549 und auf Léon der tschechische IM Vojtech Plat mit einer Elozahl von 2406. Zieht Euch warm an, damit meine ich Igor und Vojtech, und gebt die Punkte ab.“

Hier Eugen Walters Bericht zur 2. Runde:

„Insgesamt war die 2. Runde aus unterschiedlichen Gründen nicht der Tag der Forchheimer. Fast Eddi Miller spielte abermals mit den weißen Figuren gegen den Tschechen Radomir Pribyl, Elo 2111, 85. der Setzrangliste. In einer schottischen Eröffnung geizten beide Spieler mit den Zügen, indem sie jeweils nur deren fünfe aufs Brett stellten. Dann hatten beide einvernehmlich keine Lust mehr, weiterzuspielen, und Eddi nahm das Remisangebot seines Gegners an. Warum? Keine Ahnung: eine verpasste Lernchance.

Als Schwarzspieler hatte Manfred mit dem slowakischen GM Igor Stohl, Elo 2549, 8. der Setzrangliste, einen echten Brocken vor der Brust und nach ca. 30 Zügen unerwartet wenig Schwierigkeiten, sicher zu remisieren. Die Eröffnung hatte ich auch schon auf dem Brett, allerdings als Untervariante aus dem Lettischen Gambit stammend. Seit wann hat Manfred sich eigentlich als potenzieller Lettisch-Spieler geoutet?? Die Zuege: 1. Sf3 f5, natürlich, bravo Manfred, 2. d3 d6 3. e4 e5 4. Sc3 Sc6 …

Léon hatte als Nachziehender gegen den nur ein Jahr älteren tschechischen IM Vojtech Plat anzutreten, Elo 2406, 44. der Setzrangliste, die europäische Nr. 1 seines Altersjahrgangs. Es kam leider nicht die vorbereitete Eröffnungsvariante im Spanier aufs Brett, und so musste er von Anfang an in einer verzögerten Abtauschvariante improvisieren. Er schlug mit 6. … bc ungewöhnlich zum Zentrum hin und erhielt eine längere Zeit passive, aber feste Stellung. Selbige verblieb lange Zeit im Gleichgewicht mit etwas Druck für den Weißspieler, der zwischenzeitlich einen Bauern geopfert hatte. Im 22. Zug wollte Léon dann seine Stellung mit dem Bauernzug c6 entlasten, um den auf d5 vorgerückten weißen Bauern zu eliminieren. Er übersah dabei eine feine taktische Wendung von Plat, der mit Sh5 seinen Springer opfern konnte, wonach die Stellung auseinanderkrachte. BAD LUCK, Léon, ein halber Punkt wäre nicht unverdient gewesen. Aber spielstärkemäßig bist du nicht weit entfernt. Und schließlich warten ja noch die nächsten Opfer. Ansonsten ist das Wetter durchwachsen, meistens haben wir zwei Jahreszeiten zugleich, etwa April mit Regenschauern und angetäuschten Gewittern und zwischenzeitlich auch so etwas wie Sommer mit blauem Himmel und warmen Außentemperaturen. Ansonsten haben Eduard und Léon einen Skat-Leistungskurs bei Manfred gebucht und werden als nahezu perfekte Skatspieler heimkehren.“

Hier Eugen Walters Bericht zur 3. Runde:

„In dürren Worten die 3. Runde: Manfred beendete als Weißspieler seine Partie gegen GM Philipp Schlosser, Elo 2560, 6. der Setzrangiste, als Erster. In der sizilianischen Rossolimo-Variante – 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4.Sc3 e5 – musste er nach der Eröffnung zwar ein bisschen improvisieren, aber er wusste von der Vorbereitung her, dass Schlosser voraussichtlich einer Partie Sokolov – Lautier folgen würde, die Lautier in vernichtendem Königsangriff gewann. Manfred hatte sich so seine Gedanken zur Partie gemacht, und dass es wohl die richtigen waren, bewies der Partieverlauf, in dem Schlosser ein Remis anbot, was Manfred akzeptierte. Nicht schlecht, oder?

Léon führte die weißen Figuren gegen den Norweger Hallvard Adnoy ins Feld, Elo 2310, 141. der Setzrangliste. Er eröffnete wie sein Vater in alten Zeiten: 1. e4 g6 2. d4 Sf6 3. Sc3 Sbd7 4. g4 … und drauf auf den Gegner. Dieses Eröffnungssystem spielte er allerdings das erste Mal, ohne es genau zu kennen, und so musste er sich daher auf sein Stellungsgefühl verlassen. In seinem 7. Zug verpasste er es n.m.E. mit a4, frühzeitig eine schwarze Initiative auf dem Damenfluegel einzudämmen, so dass Hallvard mühelos nach ca. 20 Zügen ausgleichen konnte und vielleicht auch ein minimales Stellungsplus hatte. Allerdings gelang es ihm nicht wirklich, Léons Stellung zu erschüttern, und so war ein Remis das folgerichtige Resultat. Auch nicht schlecht, oder?

Als Schwarzspieler hatte Eddi Miller nicht seinen besten Tag, sondern musste relativ kurzzügig nach 16 Zügen die Segel streichen. Er spielte gegen den Esten Ivan Moltsanov, Elo 2105, die Nr. 89 der Setzrangliste, der wiederum erwarteterweise das Goering-Gambit in der schottischen Eröffnung spielte und zwei Bauern für einen unangenehmen Angriff auf dem Königsflügel opferte. Eddi war zu gierig und wollte beide Bauern behalten, um irgendwann vermeintlich sicher zu gewinnen, anstatt sich durch Abtausch mit Bauernrückgabe zu entlasten. Der Druck auf den Königsflügel wurde dann aber so stark, dass Eddi – in Panik? – eine Figur einstellte: Exitus. Und ansonsten? Der Skat-Leistungskurs wurde zur Entspannung weitergeführt, und ich las weiter in O. Sacks, Der Mann der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Dies kann mir ja nicht passieren …denn ich besitze keinen Hut.“

Hier Eugen Walters Bericht zur 4. Runde:

„Was stand in der 4. Runde auf dem Tages- und Speiseplan!? Zunächst stand einmal die körperliche Ertüchtigung auf dem Tagesplan. Das Wetter spielte endlich mit, blauer Himmel und warme, später heiße Temperaturen… das konnte nur Freibad bedeuten. Und da am Montag für drei Spielgruppen Doppelrunden angesagt waren, war auch klar, dass wir im Freibad Platz ohne Ende haben würden. Eduard und Léon wurden nach dem Eintreffen im Freibad nicht mehr gesehen, da sie sich wie die Delphine im Wasser tummelten bzw. die Wasserrutschen unsicher machten. Und einen Tsunami gab es später auch, völlig unerwartet, als X.X. eine gewichtige angehende deutsche Meisterspielerin die Wasserrutsche hinunterdonnerte. Das Wasser sah sie auch kommen und spritzte auf der Flucht von hinnen und dannen.

Schachlich gesehen war es der Tag der ersten Niederlage für Manfred, der als Schwarzspieler wieder einen Spieler mit Elo 2500+ vor der Brust hatte, den älteren Russen Viacheslav Zakhartsov (Elo 2541, 10. der Setzrangliste). Selbiger muss wohl gewusst haben, dass Manfred einen flotten Holländer zu spielen weiß und spielte antiholländisch 1. d4 f5 2. Sc3 Sf6 3. Lg5 d5 4. Lf6 ef und lenkte damit das Spiel in eher positionelle Bahnen. Manfred erreichte zunächst eine zufriedenstellende Position, rochierte dann aber vielleicht etwas zu optimistisch zum Damenflügel hin und … tja, der alte Viacheslav kam mit seinem Angriff etwas schneller zum Zuge. Als Manfred dann auch noch ein Fesselmotiv übersah, das seinem Gegner das Eindringen auf c7 ermöglichte, da war die Stellung kurzzügig hin(gerichtet). Schade, Manfred!!

Als Nachziehender wollte Léon gegen den Tschechen Lukas Kuchynka, mit Elo 2307 der 143. der Setzrangiste, bestehen und nach Möglichkeit punkten. Im Spanier spielte er das erste Mal eine neue Variante (Haha, welche verrate ich nicht!!) und hatte nach 20 Zügen auch eine gute Stellung erreicht. Aber die Stellung geriet nach einem Pseudo-Springeropfer auf f5 etwas in Schieflage, und in komplizierter Position stellte Léon in Zeitnot eine Figur ein. Und das war es!!

Tja und auf den hungrigen Eddi Miller wartete dann tatsächlich ein Appetithäppchen namens Miroslav Ondrejat, Elo 2083, 122. der Setzrangliste. Als Tscheche wollte Ondrejat ein guter Gastgeber sein, und nach heftigster Gegenwehr musste er Eddi seinen Punkt abliefern. Altväterlich baute er sich mit 1. Sf3 … und 2. b3 … nach Reti-Stellungsbildern auf, was Eduard indes nicht beeindruckte. Nach vollzogener Entwicklung konnte er e5 spielen und wenig später mit e4 die weiße Bauernkette anknabbern, so dass schlussendlich der Führer der weisen Figuren mit vereinzelten Bauern auf der a- und c-Linie sitzen blieb, die Eddi als Hauptgang zu verspeisen gedachte. Mit einem Mehrbauern und Mehrqualitaet, dann einem zweiten und dritten Mehrbauern hatte Eddi sich dann nicht nur gedanklich in Erwartung der gegnerischen Aufgabe zurückgelehnt. Er übersah am Damenflügel jedoch ein Fesselmotiv, so dass von einstmals drei verbundenen stolzen Freibauern nur noch einer auf der a-Linie übrig blieb. Spielausgang wieder offen!? Weit gefehlt!! In der Schlussphase spielte er ideenreich und offensiv gegen die offene weiße Königsstellung und angesichts des nicht mehr zu vermeidenden Damenverlustes gab Miroslav endlich (verspätet!?) auf. Eddi, es warten weitere Appetithaeppchen auf Dich!!“

Hier Eugen Walters Bericht zur 5. Runde:

„Der Dienstag, Tag der 5. Spielrunde, begann für Eduard und Léon mit einem Donnerschlag: der Frühstückstisch wurde nicht gedeckt, wie sonst die Tage vorher. Ungläubiges Erstaunen auf ihren Gesichtern!! Ich hatte beschlossen, meine Rolle als ‚Mama‘-Ersatz aufzugeben, und so stand der Grundkurs ‚Lebenspraxis I‘ auf der Tagesordnung, frei nach dem Motto: ‚Wer Hunger hat, der decke den Frühstückstisch‘ (und zwar für Manfred und mich mit). Das klappte dann schon recht gut, wenngleich noch Verbesserungspotenziale auszumachen waren. Abwaschen und Abtrocknen waren dann aber für beide sichtlich Neuland, und es bedurfte einer kurzen exemplarischen Einweisung, um die Prozesse in Gang zu setzen. Aber auch dies gelang.

Und es wurde natürlich auch (von fast allen) Schach gespielt. Von fast allen!? Nun ja, Léon hatte nicht so richtig die Möglichkeit, Schach zu spielen, da mit eineinviertel Stunden Spielzeit seine Partie einfach zu kurz war. Die weißen Spielfiguren führend, war der Deutsche Ahmad Siar Wahedi sein Gegner (Elo 2339 (?), 117. der Setzrangliste). Nach den Zügen 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 … stand die Tarrasch-Variante der Französischen Verteidigung zur Diskussion. Ahmad antwortete mit dem unharmonisch wirkenden 3. … Sc6, und Léon entwickelte sich gesund und schnell, um mit 14. Sxc5 und einer starken taktischen Idee einen Bauern zu gewinnen und bereits eine Gewinnstellung zu erreichen. Sein Gegner opferte daraufhin seine Dame für nicht vorhandene Schwindelchancen und gab bereits nach 20 Zügen berechtigt und keineswegs zu früh auf. Angesichts des Partieverlaufs und des bisherigen Turnierverlaufs stellte sich mir die Frage, wie Ahmad seine Elozahl erspielt hat. Das war gar nichts!!

Nach dem vortäglichen Partieverlust wollte Manfred als Weißspieler es die Russin Olga Zhuraleva (Elo 2262, 183. der Setzrangliste) büßen lassen. Die aber hatte etwas dagegen, als Opfer behandelt zu werden, und hielt voll dagegen. Es wurde eine Schottische Eröffnung, in der Olga 4. … Sf6 erwiderte und im 12. Zug zum Königsfluegel rochierte. Manfred rochierte zum Damenflügel, und nach ca. 30 Zügen entstand eine Position, in der sich die Bauernschwächen aufwogen. Da Olga bis dahin wirklich stark gespielt hatte, wich Manfred einer Zugwiederholung nicht aus. Das logische Resultat: Remis!!

Und dann war da noch die Sache mit Eduard und den Appetithäppchen. Eduard hatte am Tag zuvor mit seinem Punktgewinn Appetit bekommen und wollte mehr: PUNKTE, PUNKTE, PUNKTE. Als Anziehender spielte er gegen den Slowenen Jernej Mazej (Elo 2083, 108. der Setzrangliste), der einen Mischaufbau zwischen Moderner Verteidigung und Caro-Kann aufs Brett stellte, der zwar fest, aber passiv war. Und so musste Jernej lange leiden, da Eduard bei schwarzer großer Rochade einen Springer auf d6 eingraben konnte und auch noch die c-Linie mit Druck gegen die schwarze Königsstellung beherrschte. Irgendwann musste der Springer getauscht werden, und da stand er nun, ein gedeckter, gefährlicher, fetter weißer Freibauer. Aber auch Jernej konnte in der Zwischenzeit gegen die kurze weisse Rochade Gegenchancen erarbeiten, indem er seine Tuerme auf der g-Linie verdoppelte. Ein Remis wäre vielleicht das ‚gerechte‘ Resultat gewesen. Aber es endete anders. So wie Eduard abwickelte, hätte er verlieren können. Aber in Zeitnot fand Jernej nicht mehr die richtigen Züge und musste angesichts des drohenden Matts oder hoffnungsloser materieller Unterlegenheit die Segel streichen: 1:0 für Eduard nach fünf Stunden Spielzeit, ein Arbeitssieg, und der Aufzug fährt weiter nach oben!! Anschließend folgte für Eduard und Léon eine weitere Übung in ‚Lebenspraxis II‘: den Abendbrottisch decken, abräumen, abwaschen und abtrocknen. Das klappt immer besser … und wird sicherlich noch einige Male geübt werden.“

Hier Eugen Walters Bericht zur 6. Runde:

„Bereits um 16:15 klopfte es im Hotel an meine Zimmertür. Aber es war leider keine holde Maid, die davor stand, sondern Manfred, der da nur sagte: Remis, da war nix zu machen!! Als Nachziehender hatte er gegen Michael de Verdier gespielt (Elo 2257, 188. der Setzrangliste). War dieser vorbereitet, oder hatte er einfach nur in der 2. Runde ‚gespickt‘!? Auf jeden Fall kamen die ersten 14 Züge der Parie Stohl – Heidrich aus der 2. Runde aufs Brett, ein weiterer ‚eigener‘ wurde hinzugefügt, und das war’s auch schon. Na, zumindest Kräfte für den Endspurt gespart.

Léons Tag war es nicht! Die schwarzen Figuren führend, hatte er den weißen Aufschlag 1. d4 … zu retournieren. Es wurde nach Zugumstellung eine Pirc-Verteidigung, auf die sich beide Spieler offensichtlich anhand desselben Theoriewerks vorbereitet hatten, der die weißen Figuren ziehende Schweizer Martin Leutwyler (Elo 2169, 253. der Setzrangliste), der in der ersten Runde bereits Julian Jorczik geschlagen hatte, wohl etwas besser. Mit e5 und anschließendem e6 opferte er zunächst einen Bauern, mit h4 und h5 dann einen zweiten und auch noch eine Figur, um zu vernichtendem Königsangriff auf die kurze schwarze Rochade zu kommen. Und ausgerechnet in einer Position, in der sich die Waagschale zu Léons Gunsten hätte neigen können, griff dieser fehl und verlor dann auch rasch, da er einen Mattangriff nicht mehr abwehren konnte. ’s hätt‘ a bissel mehr sein können!! Aber noch warten drei weitere Gegner (= Punkte!?) auf ihn.

Und Eddi’s ‚Serie‘ (die mit den lecker Appetithäppchen!) hielt weiter an. Als Schwarzspieler hatte er gegen den Belgier Roel Hamblok (Elo 2166, 48. der Setzrangliste) anzutreten und zu bestehen. Die Interpretation des geschlossenen Sizilianers gelang Eddi besser, er konnte Roel auf c4 einen schwachen Bauern ‚anhängen‘, der irgendwann einmal vom Brett verschwand, was Bauernplus für Eddi bedeutete. Das resultierende Schwerfigurenendspiel spielte er dann sehr ‚kooperativ‘, indem er beide Türme und auch noch die Dame tauschte. Das Bauernendspiel mit Bauernplus war für Eddi nur noch eine Lockerungsübung fürs Handgelenk. Und … die ‚Appetithäppchen-Tage‘ gehen weiter.“

Hier Eugen Walters Bericht zur 7. Runde:

„Heute gönnte ich mir eine ‚Turnierauszeit‘, da ich einmal Abstand von Manfred und den Kids gewinnen musste und verbrachte die Zeit, denn schließlich habe ich ja Urlaub, im Park ’nebenan‘ mit einem Buch vor der Nase und ’schredderte‘ Seiten (’s ging mächtig voran!!). Und das, was im Turniersaal vor sich ging, habe ich überwiegend nicht verstanden. Aber das ist bei meinem eingeschränkten (schachlichen) Verständnishorizont auch nicht unbedingt verwunderlich, oder!?

Also – Eduards Partiepaarung lautete: Miller – Davide Cappai (Elo2159, 50. der Setzrangliste), wie der Name schon vermuten lässt, kein ‚waschechter‘ Deutscher, sondern natürlich ein Italiener. Es wurde eine modern(d)e Verteidigung, in der Eduard seinen e-Bauern nach e5 und dann auch nach e6 vorrücken konnte, mit anschließendem Schlagen auf f7. Damit war die kurze schwarze Rochade (die große natürlich auch!) ‚versaut‘, aber die Stellung blieb im Gleichgewicht. Aber da Eduard an diesem Tage offensichtlich lieber ‚den italienischen Spatzen‘ in der Hand behalten wollte, als eine ‚italienische Taube‘ zu gewinnen, bot er mit 19. f4 … Remis an, was Davide annahm. Schluss mit den Appetithäppchen – bricht jetzt für Eduard die Fastenzeit an!?

Léon hatte beschlossen, auf hohem spielerischen Niveau neue, bisher nicht gespielte Varianten zu testen. Und so spielte er erstmals gegen den nachziehenden Deutschen Frank Bracker (Elo 2280, 163. der Setzrangliste) Sizilianisch mit 2. c3 … Von beiden Seiten ideenreich vorgetragen, entstand eine Stellung im dynamischen Gleichgewicht, in der Léon leider mit 16. Sg5 als Erster patzte, was nach einigen taktischen Verwicklungen zu einer Materialverteilung zwei Türme+ Läufer gegen die weiße Dame führte, was kurzzügig zu Léons Verlust führte. In der jetzigen Turnierphase nutzt er seine Möglichkeiten nicht!!

Der ‚Altmeister‘ Heidrich eröffnete gegen den Franzosen Francois Brethes (Elo 2255, 190. der Setzrangliste) mit 1. f4 … . Na klar – Holländisch kann man auch im Anzug spielen (in normaler Kleidung natürlich auch!), und mit einem Mehrtempo muss es dann noch besser sein als mit den schwarzen Figuren. Aus einem ‚angetäuschten‘ Holländer wurde dann aber nach wenigen Zügen eine geschlossene sizilianische Verteidigung, die lange Zeit ausgeglichen stand. Nach einem übersehenen (!?) schwarzen Zwischenzug stellte Manfred im 28. Zug die Qualität ein. Tja – und dann wurde Manfred überraschend geküsst. Ja, wirklich!! Nee – nicht von mir!! Auch nicht von der holden Maid, die ich klopfenderweise einen Tag vorher an meiner Zimmertür erwartet hatte!! Die Schachgöttin Caissa höchstpersönlich stieg aus ihren Sphären herab und schmatzte Manfred ganz fett ab!! Erst wickelte Francois in ein remisliches Bauernendspiel ab, das zu einem remisen Damenendspiel mutierte, und dann spielte Francois das Damenendspiel so hartnäckig auf Verlust, dass Manfred sich dem nicht verschließen konnte: 1:0 für Manfred. Olá, Manfred – diese Maid solltest Du Dir gewogen halten!!“

Hier Eugen Walters Bericht zur 8./9. Runde:

„Die 8. und 9. Runde der Czech Open werde ich nun nicht (mehr) kommentieren (können), da ich von den Partien nichts mitbekommen habe, sondern mich anderweitig ‚herumgetrieben‘ habe. SORRY!! Als Gesamteindruck bleibt haften, dass sich das Turnier wieder einmal gelohnt hat. Das Wetter hat prima mitgespielt, so dass wir uns häufiger im Freibad herumgetummelt haben (auch wenn Eduard meinte, dass die Wasserrutschen ’nix‘ sind!?), und natürlich hat Eduard sich tierisch über sein unerwartetes, sehr gutes Turnierergebnis gefreut, das ihm einen reichlichen Zuwachs an DWZ- und Elo-Punkten bringen wird. Manfred wird mit seinem Turnierergebnis nicht ganz zufrieden sein und vielleicht insgeheim mehr erhofft haben, aber er hat eine solide Leistung erbracht. Und Léon!? Nach vielen guten bis sehr guten Turnierergebnissen in den letzten zwei, drei Jahren hat er dieses Mal halt eine Pause eingelegt und ein schlechtes Turnierergebnis erspielt, zwar nicht katastrophal schlecht, wie seine beiden Siege gegen Spieler mit Elo 2300+ beweisen, aber eben doch schlecht. Darauf ankommen wird es jetzt, den Turnierverlauf zu analysieren und die richtigen Lehren daraus zu ziehen. Aber du bist doch lernfähig, Léon, oder!?“

Gegner von GM Vlastimil Jansa (ELO 2470):

1:0

Marco Otte

(2268)

Deutschland
0:1

IM Stanislav Mikheev

(2318)

Russland
1:0

Pavel Jirasek

(2265)

Tschechien
remis

Vojtech Kovar

(2328)

Tschechien
1:0

IM Alexander van Beek

(2345)

Niederlande
1:0

Gennady Ageichenko

(2375)

Russland
1:0

IM Axel Smith

(2377)

Schweden
1:0

GM Rauf Mamedov

(2645)

Aserbaidschan
0:1

GM Petr Haba

(2533)

Tschechien

Gegner von FM Manfred Heidrich (ELO 2368):

1:0

Ansgar Barthel

(2206)

Deutschland
remis

GM Igor Stohl

(2549)

Slowakei
remis

GM Philipp Schlosser

(2560)

Deutschland
0:1

GM Viacheslav Zakhartsov

(2541)

Russland
remis

Olga Zhuravleva

(2262)

Russland
remis

Michael De Verdier

(2257)

Schweden
1:0

Francois Brethes

(2255)

Frankreich
remis

Eylon Nakar

(2242)

Israel
remis

FM Ales Jedlicka

(2270)

Tschechien

Gegner von FM Dieter Seyb (ELO 2294):

remis

Vaclav Pekar

(2012)

Tschechien
1:0

Daniel Butzke

(2023)

Deutschland
remis

Ales Novak

(2084)

Tschechien
remis

Dalibor Trapl

(2080)

Tschechien
remis

Michal Hacaperka

(1896)

Tschechien
remis

Giancarlo Braschi

(2075)

Italien
remis

Nikolas Pogan

(2076)

Deutschland
remis

Michal Hrabal

(1901)

Tschechien
1:0

Miroslav Tichy

(2076)

Tschechien

Gegner von Alexander Seyb (ELO 2248):

remis

IM Erik Blomqvist

(2436)

Schweden
remis

GM Janis Klovans

(2440)

Lettland
remis

FM Andreas Strunski

(2413)

Deutschland
0:1

IM Marian Kantorik

(2383)

Slowakei
remis

IM Igor Varitski

(2359)

Ukraine
1:0

Nikolas Lubbe

(2363)

Deutschland
remis

IM Vladislav Krapivin

(2358)

Russland
0:1

Vojtech Kovar

(2328)

Tschechien
remis

FM Jahangir Agharahimov

(2370)

Aserbaidschan

Gegner von Léon Mons (ELO 2148):

1:0

FM Vladimir Vojtek

(2330)

Slowakei
0:1

IM Vojtech Plat

(2406)

Tschechien
remis

Hallvard Adnoy

(2310)

Norwegen
0:1

Lukas Kuchynka

(2307)

Tschechien
1:0

Ahmad Siar Wahedi

(2339)

Deutschland
0:1

Martin Leutwyler

(2169)

Schweiz
0:1

Frank Bracker

(2280)

Deutschland
0:1

Robert Glantz

(2239)

Deutschland
0:1

IM Mietek Bakalarz

(2292)

Luxemburg

Gegner von Eduard Miller (ELO 1918):

1:0

Nadezhda Zykina

(2099)

Russland
remis

Radomir Pribyl

(2111)

Tschechien
0:1

Ivan Moltsanov

(2105)

Estland
1:0

Miroslav Ondrejat

(2075)

Tschechien
1:0

Jernej Mazej

(2083)

Slowenien
1:0

Roel Hamblok

(2166)

Belgien
remis

Davide Cappai

(2159)

Italien
remis

Jens Uwe Jaeschke

(2171)

Deutschland
1:0

Milan Soucek

(2169)

Tschechien