Deutscher Vize-Meister 2009

GM Michael Prusikin

Fast zwei Wochen dauerte die 80. Deutsche Einzelmeisterschaft in Saarbrücken. Mit GM Michael Prusikin war bei 44 Teilnehmern auch unser Spitzenspieler am Start. Nach neun Runden hat er 7,0 Punkte und wurde damit hinter dem neuen Deutschen Meister GM Arik Braun durch Wertung Zweiter. Im Übrigen war Michael der einzige, der den späteren Titelgewinner bezwingen konnte. Herzlichen Glückwunsch zum tollen Turnier! Jetzt mit Bericht zur 9. und letzten Runde und allen Partien zum Nachspielen:

Turnierseite

Gegner von GM Michael Prusikin (ELO 2529):

1:0

Daniel Malek

(2306)

SV Oberursel
remis

IM Ulf von Herman

(2378)

SK König Tegel
1:0

Hendrik Tabatt

(2322)

SC Caissa Schwarzenbach
0:1

GM Georg Meier

(2608)

SV Werder Bremen
1:0

FM Dr. Wolfgang Heinig

(2328)

SC Kreuzberg
1:0

GM Sebastian Siebrecht

(2440)

SF Katernberg
1:0

GM Arik Braun

(2550)

SC Eppingen
1:0

GM Daniel Fridman

(2650)

SV Mülheim-Nord
remis

GM Klaus Bischoff

(2545)

TV Tegernsee

Hier Michaels Bericht zur 1. Runde:

„Richtig überzeugend habe ich heute nicht gespielt. Ich bin gleich in eine unerwartete Eröffnungsvariante getappt, die mein Gegner noch nie gespielt hat. In der Altindischen Verteidigung habe ich mit Le3 nicht den richtigen Plan gefunden. Dann stand es lange Zeit ausgeglichen, bis es im 27. Zug spannend wurde. Mein Kontrahent griff mit Tc7 schwer fehl, woraufhin ich mich mit der schlechten Antwort Txc7 revancierte. Im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und Mehrbauer hätte er Remis forcieren können. Mit 32. Le1 verlor mein Gegner ein entscheidendes Tempo, das ihm die gesamte Partie gekostet hat.“

Hier Michaels Bericht zur 2. Runde:

„Heute erlebte ich eine halbe Tragödie. Erst stand ich völlig auf Gewinn, dann habe ich in Zeitnot alles weggeworfen. Gott sei Dank gab es mit dem Remis noch ein kleines Happy End. Bis zum 39. Zug habe ich sehr gut gespielt. Dann einen schweren Fehler eingestreut und nur nicht verloren, weil mein Gegner nicht konsequent weiteragiert hat. Am Ende hatte ich sogar noch gewisse Gewinnchancen, die aber letztlich nicht ausreichend waren.“

Hier Michaels Bericht zur 3. Runde:

„Ich mache es diesmal kurz, denn ich habe ausnahmsweise ganz vernünftig gespielt. Mein Gegner hat in der Eröffnung etwas unglücklich experimentiert. Mit 12. Sxe5 wäre es allerdings noch schneller aus gewesen.“

Hier Michaels Bericht zur 4. Runde:

„Zum Verlauf: Die Eröffnung (Königsindisch) verlief sehr zufriedenstellend für mich, ich hatte bequemen Ausgleich. Dann machte ich ein paar kleine Ungenauigkeiten (statt h7-h5 wäre h7-h6 besser gewesen, statt Ted8 Sf8) und geriet unter leicht unter Druck. Aber erst in Zeitnot wurden die Probleme richtig groß. Im Prinzip eine saubere Partie, mein Gegner hat stark gespielt.“

Hier Michaels Bericht zur 5. Runde:

„Heute habe ich mich sehr gut gefühlt und echt super gespielt. In der Eröffnung hat er mich mit 6. Sf6 überrascht. Das scheint aber recht gut zu sein. Es wurde dann sehr spannend. In beiderseitiger hochgradiger Zeitnot habe ich dann eine unglaubliche Serie von Gewinnzügen, z. B. 30. b4, gefunden. Der enorme Zeitverbrauch ist bei derart komplexen Stellungen nicht zu verhindern.“

Hier Michaels Bericht zur 6. Runde:

„Eine ähnlich spannende Partie mit einer epischen Zeitnotschlacht. Ich hatte sehr viel Glück, denn mein Gegner hat mehrfach den Gewinn ausgelassen. Schon mit 16. g4 wäre er in Vorteil gekommen. Weil er das nicht spielte, stand ich gut. Später wäre 22. e4 besser gewesen als Sxd3. Nachdem ich 25. Tb8 gezogen hatte, hätte er mit Dh2 großen Vorteil bekommen können. So wogte die Partie stets hin und her. Kurz vor der Zeitkontrolle stand ich völlig auf Verlust. Im 40. Zug hat er den Sieg weggeworfen und danach das Endspiel überzogen. Obwohl er objektiv keine Gewinnchancen mehr hatte, wich er der Zugwiederholung aus und hatte mit Turm gegen Läuferpaar keine Chance mehr.“

Hier Michaels Bericht zur 7. Runde:

„Ich wählte eine modische Variante im Dameninder, die ein Bauernopfer beinhaltet. Arik war seltsamerweise nicht darauf vorbereitet, obwohl es von mir bereits Partien in der Datenbank dazu gab. Er reagierte schlecht mit Sd5-c7? und stand danach positionell stark unter Druck. Die Schlusskombi – b2-b4! + Sd5xf6! – war ganz nett.“

Hier Michaels Bericht zur 8. Runde:

„Inzwischen überrascht mich mein Spiel selbst. Schon in der Eröffnung hatte mein Gegner Schwierigkeiten und spielte dann mit f4 und Sb3 mehrere Ungenauigkeiten. Obwohl Weiß naheliegende Züge macht, kommt er immer mehr auf die Verliererstraße. Mit 29. c3 konnte ich dann die Dame für Turm und Leichtfigur fangen. Die Verwertung des Vorteils hätte ich noch besser spielen können.“

Hier Michaels Bericht zur 9. und letzten Runde:

„Naja, zur letzten Partie gibts nicht viel zu sagen. Im Nachhinein gesehen hätte ich freilich weiter spielen sollen, die Endstellung war jedenfalls sehr geeignet dafür, auf Gewinn zu spielen (leichter Vorteil, komplizierte Stellung), aber ich dachte wirklich, dass das Remis zum ersten Platz ausreicht. Mit der Qualität meines Spiels bei dem Turnier bin ich insgesamt sehr zufrieden.“

Hier die Partien zum Nachspielen:
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