Auf Punktejagd in Pardubice

Léon Mons

Im zweiten Jahr in Folge hat es wieder ein paar Forchheimer nach Pardubice verschlagen. Im Großmeister-Open legte GM Vlastimil Jansa (6,0 Punkte/50. Platz) einen Endspurt aufs Brett, während FM Stanislav Cifka (4,0/316.) nach tollem Beginn völlig einbrach. Im C-Turnier der Czech-Open haben Fabian Justi (5,0/93.) und besonders Léon Mons (6,0/23.) eines ihren besten Turniere überhaupt absolviert. Léon war Dritter in der U16-Wertung. Unser Korrespondent Eugen Walter mit Berichten zu allen Runden:

Hier der Vorbericht von Eugen Walter:

„Es folgt mein erster „Frontbericht,“ der vielleicht etwas „holprig“ wird, da ich mich erst wieder an die tschechische Tastatur gewöhnen muss. Also… – die Anfahrt nach Pardubice war von Stefan Simmerl mal wieder klasse organisiert – es funktionierte alles: alle Spieler waren pünktlich am Grenzübergang Waidhaus, und so konnnte es pünktlich gegen 15:30 Uhr weitergehen. Der Stau um Prag war normal, und so trafen wir eineinhalb Stunden früher als im letzten Jahr in Pardubice ein, gegen 19:00 Uhr.

Und die Veranstalter hatten sich wahrlich Mühe gegeben: es ist Ihnen wirklich gelungen, das Anmeldeverfahren für die verschiedenen Turniergruppen noch um Klassen zu … VERSCHLECHTERN. Für die Akkreditierung brauchten wir nur ca. zweieinviertel Stunden.

Hunderte von anmeldewilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden durch einen schmalen, überhitzten Gang geschleust, in dem es keine Klimaanlage gab, aber dafür auch wenig Sauerstoff. Von mir stammte dann auch die Antwort auf die Frage, wie lange die Anmeldung gedauert habe: Oh… – ca. zwei Liter, Schweiß nämlich.

Dafür wurden wir vom Veranstalter anschließend auf wunderbarste Weise mit einer kostenlosen Erfrischung überrascht, die uns allen guttat. Kaum waren wir wieder aus der Eishalle hinausgelangt, ging ein wunderbarer Wolkenbruch nieder, sogar mit einer LIGHTSHOW, es blitzte wie beim Weltuntergang.

Die Anmeldung im Hotel ging anschließend schnell vonstatten, und wir haben uns auch gut eingelebt. Kündigte Fabian gestern noch an, dass er wie ein Bär schlafen könne, so stand er heute freiwillig gegen 8:00 Uhr auf, da das Bett doch zu hart war, und die Matratze dann auch noch dreigeteilt. Das geht natürlich nicht. Aber nach einem guten und auch noch billigen Mittagesssen sah die Welt dann schon anders aus.

Ach ja… alte Bekannte und Bekanntinnen haben wir dann auch noch gesichtet. Unser erstes Brett Vlastimil Jansa hat heute das Vergnügen, gegen Melanie Ohme spielen zu dürfen. Na hoffentlich wird es auch spielerisch ein Vergnügen für ihn.

Vorerst grüßt Euch herzlich – natürlich auch im Namen von Fabian und Léon – Eugen.“

Hier Eugen Walters Bericht zur 1. Runde:

„Also – Fabians Mutter muss sich keine Sorgen machen… – seine Schlafgewohnheiten normalisieren sich. Als Fabian irgendwann einmal kurz aufwachte und Léon und mich ausgehfertig fürs Schwimmbad sah, kündigte er sofort an, dass er um 10:00 Uhr nachkommen würde. Es war… 9:56 Uhr. Er schaffte es aber doch noch, nachzukommen und anwesende Mädels durch tollkühne Rutschfahrten auf der Wasserrutsche zu begeistern.

Im Schwimmbad stießen wir wieder auf unsere Erlanger, die wir partout nicht abschütteln können, und gemeinsam holten wir uns alle eine etwas gesuendere Hautfarbe. Meinem Sternzeichen machte ich dabei alle Ehre… Krebs.

Durch Léons Hilfe kam ich später zu einem vorzüglichen Mittagessen. Ohne entsprechende Vorerfahrungen bestellte er sich tapfer eine Forelle. Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, dass man den Kopf nicht mitisst. Nach kurzem heftigen Würgen tauschte er generös sein Mittagessen mit meiner Portion Spiegeleier… Mein Weib, lies bitte weg.

Dann begannen die konkreten Kampfeshandlungen: Am 3. Brett spielte Fabian als Weissspieler gegen die Nr. 3 der Setzliste, gegen die russische FIDE-Meisterin Natalya Berdychevskaya, 2185 Elo schwer, ansonsten ca. 50 kg und zierlich.

Léon hatte als Schwarzspieler gegen den jugendlichen Russen, äh Deutschen Alex Chmelev mit einer DWZ von 1587 anzutreten. Aufgrund des Wertungszahlenunterschieds wollte Léon die Partie gemäß der PRUSIKIN-Doktrin vom Mai 2007 auf jeden Fall gewinnen. Was?? Ihr kennt die PRUSIKIN-Doktrin nicht?? Kein Remisangebot annehmen und keines selber unterbreiten!!

In einer Spanischen Partie mit Lc5 überspielte Léon aus der Eröffnung heraus seinen Gegner locker und stand auf dem Königsflügel auf Gewinn, da er seinem Gegner auf f3 einen „hässlichen“ Doppelbauern anzuhängen drohte mit positionell gewonnener Stellung. Er sah die Gewinnvariante, entschied sich dann aber für eine zweite, die ihm einen Mehrbauern einbrachte, allerdings in einem resultierenden Doppelturmendspiel. Er versuchte es anschliessend mit der Brechstange, opferte die Qualität für den gegnerischen Läufer und Bauern… aber es wurde nach drei Stunden Spielzeit ein Kampfremis. Zum „Warmspielen“ kein schlechter Einstand.

Fabian muss seine russische Gegenspielerin im Verlauf der Partie lieb gewonnen haben, denn erst nach fünfeinhalb Stunden Spielzeit – die zweitlängste Partie des Tages in der Gruppe C – mochte er sich von Natalya trennen und „schenkte“ ihr auch noch unnötigerweise den vollen Punkt. In seinem geliebten Königsgambit spielte er für Aussenstehende völlig unerwartet 3. Lc4, das Läufergambit, womit unsere liebe Natalya zunächst wohl nicht so richtig etwas anfangen konnte, denn sie versank in tiefes Nachdenken. Aber auch Fabian spielte die Eröffnung nicht ganz genau, so dass sie nach und nach die wesentlich bequemer zu spielende Stellung mit dem Läuferpaar erhielt. Aber Fabian hielt lange Zeit gut dagegen und hatte voll die Remisbreite erreicht, allerdings auch viel Zeit dafür verbraucht. Mit zeitweilig 30 Minuten Zeitvorteil war mir klar, dass die Russin alles versuchen würde, die Partie zu gewinnen. Und nun ja – den abschliessenden Fehler machte dann leider Fabian. Bad luck!! Hoffentlich hat es ihn nicht zu viel Kraft gekostet!! Aus Pardubice grüsst Euch die „Forchheimer Troika.“

Eugen Walter meldet sich zur 2. und 3. Runde:

„This is Radio Pardubice speaking – you are welcome!! Unsere zwei Forchheimer „Kämpfer“ ließen den zweiten Spieltag eher ruhig angehen. Ab 9:00 Uhr spielte Shakriyar Mamedyarov, mit einer Elozahl von über 2750 die aktuelle Nr. 6 in der Weltrangliste, gegen 24 Spielerinnen und Spieler simultan… – und keiner von beiden wollte ihn spielen sehen!! Da verstehe einer die Welt! Letztendlich begleitete Léon mich dann doch auf ein Stündchen, und ich genoss Shakriyar allein für ca. 2,5 Stunden.

Der Mann eröffnete einfach alles: c4, d4, e4, Sf3 und sogar b3. Es handelte sich um ein Uhrensimultan, d.h. seine Gegnerinnen und Gegner hatten für ihre gesamte Partie zwei Stunden Bedenkzeit und er für die jeweilige Partie auch. Damit war so gut wie ausgeschlossen, dass er eine Partie „auf Zeit“ gewinnen würde, er musste also mit spielerischen Mitteln obsiegen. Aber so einfach war die Sache dann doch nicht. Nach ca. 1,5 Stunden musste er in schlechterer Stellung in einer Aljechin-Verteidigung in ein Remis einwilligen, und gegen eine ca. 30-jährige Tschechin mit einer Wertungszahl von 1550 stand der gute Shakriyar mit einem „Minusturm“ einfach platt. Die Tschechin machte dann einen unmöglichen Zug, indem sie in ein Damenschach hineinzog, machte diesen nach Aufforderung rückgängig, und nach kurzem Nachdenken zog sie in die andere Richtung, und wurde einzügig mattgesetzt. Pech ohnegeleichen!!

Persönlich übelgenommen habe ich dem Simultanspieler, dass er eine Lettischpartie demontierte. Shakriyar spielte mit 3. d4 ein Nebensystem, in dem Schwarz gutes Spiel erhält, was auch in der Partie der Fall war. Schwarz erhielt eine gute Stellung und schaffte es innerhalb von nur 4-5 Zügen total „hinzurichten“. Die „Löffel“ hätte ich ihm langziehen mögen… dem Schwarzspieler. Das Endergebnis mochte ich daraufhin nicht mehr abwarten.

Fabian spielte als Schwarzspieler Skandinavisch mit 3. Dd6 und geriet trotz harmloser Eröffnungsbehandlung seines jugendlichen Kontrahenten in eine schlechtere Stellung. Zwischenzeitlich fand sich seine Dame für einige Zeit auf a7 wieder, wo sie wahrlich keine „aggressiven“ Perspektiven hatte. In immer noch schlechterer Stellung bot Fabian nach ca. 20 Zügen „mutig“ Remis an, was – für mich überraschend, da man ihn noch Stunden hätte „kneten“ können – sein Gegner annahm. Letztendlich ein Teilerfolg für Fabian, aber nicht der erhoffte volle Punkt.

Léon hatte als Weissspieler gegen die Französische Verteidigung Peter Megos zu bestehen und wählte als Antwort 2. d3 mit dem Fianchetto des Läufers auf dem Königsflügel. Er baute sich positionell „gesund“ auf, wich nach ca. 20 Zügen dem angebotenen Damentausch aus, um simpel einen Bauern zu gewinnen… – und das war´s auch schon. Das Endspiel spielte er fehlerfrei und mit lockerer Hand, und als dann klar war, dass er einen Freibauern würde durchlaufen lassen können, gab der Gegner auf auf. „20 Züge zu spät“, kommentierte Léon später lakonisch.

Nach zwei dreistündigen Partien spielte Léon jetzt eine fast vierstündige Partie. Machte aber nichts. In einem „geschlossenen Sizilianer“ konzentrierte er nach und nach seine Figuren auf dem Königsflügel, ohne dass die junge 21-jährige Polin das typische Gegenspiel auf dem Damenflügel erhielt, und nach zwei ungenauen Zügen nagelte Léon seine Gegenspielerin taktisch ans Kreuz… – es wirkte eigentlich ziemlich mühelos. Dass Léon hinterher „voll gut drauf“ war, brauche ich wohl nicht zu sagen.

Fabian als Weissspieler sprang seinem Gegner Zamecnik in der Eröffnung gleich „aggressiv“ an die Kehle… – mit der Abtauschvariante in der Französischen Verteidigung!? Nach etlichem fadem, positionellen Geschiebe, fuer dass sich beide Spieler auch ausreichend Zeit ließen – insgesamt nämlich fünf Stunden -, wurden im Mittelspiel irgendwann beide Türme getauscht, und nach Fabians eigenen Aussagen stand er „platt“. Aber mit dem Rücken zur Wand – „spielte ich mein bestes Tennis“, hätte Boris Becker in anderen Zusammenhängen gesagt, manchmal auch in Waeschekammern!? -, fand Fabian dann die z. T. wahrscheinlich einzig“st“en Gegenzüge, um doch noch ein Remis zu erreichen. Wiederum ein Teilerfolg, aber jetzt muss der erste volle Punkt her!!“

Eugen Walter meldet sich zur 4. Runde:

„Die Nachmittagsrunde des Doppelrundenspieltags hatte es in sich. Gestärkt von einem guten Mittagessen in unserem Stammlokal „Cafe Europa“ und einer ausreichenden Siesta, ging es ab 16:00 wieder an die „Bretter, die die Welt bedeuten“.

Léon hat sich in der Zwischenzeit bis auf Brett 10 emporgearbeitet und musste als Schwarzspieler gegen den 22-jährigen Adam Gasik spielen, mit einer Elo von 2146 die Nr. 13 der Setzliste und damit natürlich ein absolut harter Brocken. Dieser wollte unbedingt seine Landsfrau aus der 3. Runde „rächen“, gegen die Léon überzeugend gewonnen hatte. Aber daraus wurde nichts, weil Léon ihn, ganz Demokrat, „gleich“ behandelte. In der verbesserten Steinitz-Variante im Spanier, wie Léon mir im Nachhinein erklärte, erhielt er früh eine absolut gleichwertige Stellung. Meine Vermutung, dass sein Gegener ihn vielleicht unterschätzen würde wegen des enormen Unterschieds ihrer Elozahlen, war möglicherweise richtig, denn irgendwann opferte sein Gegner auf e5 die Qualität, um auf f6 einen „Keilbauern“ einzupflanzen und ihm anschliessend einmal kurz die „Mattspritze zu setzen.“ Léon fand die präzisen Gegenzüge, vereinfachte durch erzwungenen Turm- und Damentausch schnell die Stellung – und Mattangriff Ade!! Adam wird wohl noch länger an diese Partie denken und erfand kurzerhand ein neues Dokumentationssystem für Partieformulare. Er zerknüllte es, und über den Rest deckte ein Abfalleimer den Mantel des Schweigens.

Fabian wollte es endlich wissen und seinen ersten vollen Punkt einsacken. Als Schwarzspieler trat er an Brett 92 gegen den Tschechen Marc Poglajen, mit einer Wertungszahl von 1801 die Nr. 218 der Setzliste, und es wurde wieder einmal… Skandinavisch, diemal „normal“ mit 3. d4. Fabian wollte wohl wieder leiden und setzte nicht so stark fort, wie er es gekonnt hätte. Resultat war eine Stellung unter Druck, von dem er sich erst im Mittelspiel befreien konnte mit Gegendrohungen gegen den weissen König. Und gerade als Marc genüsslich die d-Linie besetzen wollte, knallte Fabian auf e2 rein und gewann eine Figur. Da er sich schon heftig in Zeitnot befand, stellte er konsequenterweise zwei Züge später einen Turm wieder ein. Damit fand die „Komödie der Irrungen und Wirrungen“ aber kein Ende, sein Gegner wollte Fabians Punkt partout nicht und stellte seinerseits wiederum eine Figur ein. Das war es auch endlich, auch für die zahlreichen, schweissgebadeten Zuschauer, die mitlitten, also mich.“

Eugen Walters Bericht zur 5. Runde:

„Nachdem Léon bereits zwei Runden zuvor gegen Katarzyna Poznanska gewonnen hatte, wollte Fabian sie als Weissspieler jetzt auch „vernaschen“, so seine manifeste Absicht. Diese hatte aber anscheinend schwer was dagegen!! Fabian wusste von Léons Partie her, dass sie höchstwahrscheinlich Sizilianisch spielen würde, was dann auch tatsächlich der Fall war, und beschloss, ihr „geschlossen“ entgegenzutreten. Allerdings wählte er eine andere Variante, als Léon dies in seiner Partie getan hatte, und Katarzyna kam alsbald zu sehr bequemem und wenig später auch besserem Spiel. Und dann wurde es „ein Spiel auf ein Tor.“ Katarzyna hatte einfache Angriffszüge zu finden, und die Koordination war einfach „sch …“. In schon sehr schwieriger Stellung unterlief ihm ein Fehler, der eine Figur kostete, woraufhin er sofort und berechtigt aufgab. Mit der netten jungen Dame analysierte er noch etliche Zeit, wobei er bemerkte, dass sie eigentlich taktisch total anfällig war – Ärger, Ärger…!

Alles hat ein Ende – ausser Würsten -, und so endete dann auch Léons Siegesserie. Fast war ich froh, denn allmählich wurde mir der Bursche schon unheimlich. Aber dennoch – die Niederlage war absolut unnötig, da er im Prinzip wieder eine blitzsaubere Partie „ablieferte“. Als Weisspieler musste er gegen die Caro-Kann-Verteidigung der 26-jährigen Anastasya Vouchak bestehen, mit einer Elozahl von 2116 die Nr. 19 der Setzliste, also wieder eine harte „Brockin.“ Léon spielte sein Spezialsystem mit 4. Se5, dessen Absicht darin besteht, die Gegnerin bzw. den Gegner nach und nach „genüsslich“ positionell zu Tode zu quälen, und erhielt nach 12, 13 Zügen die eindeutig bessere Stellung, da der Lc8 dortselbst hinter eigenen Bauern eingemauert blieb. Ein, zwei ungenaue Züge reichten aber aus, der Schwarzspielerin Gegenchancen zu eröffnen, die in der Zeitnotphase dazu führten, dass Léon aufgrund einer Fesselung Material verlor. Schade – leistungsmäßig war sie nicht weit weg. Es fehlte nicht viel, und auch sie hätte „Milch geben“ müssen. Aber was soll´s, die nächsten Punkte warten schon auf Fabian und meinen Spross.“

Hier der Bericht zur 6. Runde:

„The show must go on“ – das meinten auch Fabian und Léon und entdeckten beide für sich eine neue Disziplin, den „Paarlauf“, denn sie beide gewannen ihre Partien. Aber auf welch unterschiedliche Art und Weise!!

An Brett 14 spielte Léon als Schwarzspieler gegen den mittsechziger Ukrainer Musiy Khazankin, mit einer Elozahl von 2114 die Nr. 23 der Setzliste. Von harten Brocken schreibe ich schon gar nicht mehr. Aber das „Mons“ter überrascht weiterhin. Wiederum in einer verbesserten Steinitz-Variante im Spanier erspielte sich Léon absolut locker die bessere Stellung, eroberte dann irgendwann die a-Linie und stand einfach viel besser. Er entdeckte einen sehr unangenehmen Läuferzug, der es ihm sogar erlaubte, auf a3 einen Turm einfach einstehen zu lassen, weil er im Falle des Nehmens dreizügig matt gesetzt hätte. Der alte Musiy sah dies natürlich, übersah in der Folge aber einen taktischen Schlag auf dem Königsflügel, der ihn einen Bauern kostete und dazu führte, dass zwei weitere seiner Kumpels „ins Gras beissen mussten“. Die weiteren ca. zehn Züge hätte er sich wirklich ersparen sollen, aber wer verliert als nomineller Favorit schon gern gegen Schachkids!? Das „Sommermärchen“ geht weiter… – „virtuell“ hat Léon erstmals die DWZ 1900 überschritten.

An Brett 91 spielte Fabian ebenfalls als Schwarzspieler endlich gegen seinen ersten Deutschen, Frank Gerbeth, die Nr. 222 der Setzliste – und ein weiterer Punkt sollte angesagt sein. Der Frank sah dies ganz anders und beschloss, Fabian durch aktives Spiel gegen Skandinavisch mit 3. … Dd6 zu prüfen und möglichst zu „bestrafen“. Und so stand Fabian nach drei Stunden Spielzeit wieder einmal sehr passiv und schlecht und… – ich selbst hätte diese Stellung mit Sicherheit verloren. Wie´s dann weiterging, kann ich nicht sagen, da Léon und ich die Halle verliessen, um im Eisstadion in der A- und B-Gruppe zu kiebitzen. Aber irgendwie muss er doch gewonnen haben … Dennoch – vielleicht muss Fabian einmal darüber nachdenken, ob sein jetziges Eröffnungsrepertoire tatsächlich zu ihm „passt.“

Eugen Walter zur 7. Runde:

„Es war nicht der „Tag der Forchheimer“. Fabian remisierte als Weissspieler in einer unausgekämpften Partie, und Léon bekam als Weissspieler Angst vor einem weiteren Partienerfolg und verlor mit Mehrfigur eine Gewinnstellung.

Fabian spielte gegen den Tschechen Anton Trebusak, mit einer Wertungszahl von 2059 die Nr. 39 der Setzliste. Gegen Caro-Kann spielte er 2. Sc3, und es begann das normale positionelle „Geschiebe“, in dem beide Spieler sich irgendwie nicht so richtig „weh tun“ wollten, so dass eine wohl ausgeglichen Stellung entstand. Als Fabians Gegner dann nach 20-22 Zügen in leicht besserer Stellung Remis anbot, nahm Fabian dies an, da er für die noch ausstehenden 20 Züge nur 20 Minuten Bedenkzeit gehabt hätte. Eine verständliche Entscheidung, die zudem noch für die letzten beiden Spielrunden Kraft sparte.

Und bei Léon war nach seiner Partie eine „Trostrunde“ und „Seelenmassage“ angebracht – Stunden später schlug er sich seine Partie beim Badminton-Spielen aus dem Kopf. Als Weissspieler trat Léon gegen eine „feustel“ige Eröffnung mit e6, d6, g6 an und hatte keinerlei Mühe – Gedenket an dieser Stelle Ulrich Mühes! Friede seiner Seele!! -, eine sehr viel bessere Position zu erreichen, die nach 15 Zügen in einem Figurengewinn für nur einen Bauern mündete. Doch dann sah er die „Gespenster eines Königsangriffs“ am Königsflügel heranziehen – eine Halluzination mit prägender Kraft!!, geriet in Panik und spielte auf einmal konsequent nur noch schlechte Züge. Eigentlich hatte er seinen Gegenspieler Josef Novotny, mit einer Wertungszahl von 2148 die Nr. 11 der Setzliste, voll „auf der Schippe“ – um ihn zu beerdigen nämlich. Nichtsdestotrotz hat er bisher noch kein Turnier auf einem so hohen Niveau gespielt, in dem er seinen Gegnerinnen und Gegnern bisher in keinster Weise nachstand. Dies mein Bericht nach einer „kurzweiligen“, von anderen deutschen Spielern lautstark gestalteten Nacht.“

Die 8. Runde aus Sicht Eugen Walters:

„In fast frühmorgendlicher Stunde mein vorletzter Bericht aus einem sonnigen, leicht bewölkten Pardubice.
Also … – nachdem Fabian mich aufgefordert hat, endlich einmal die „Wahrheit“ zu schreiben – insbesondere über seine Partien -, will ich dies heute aufrichtig versuchen. Möge es gelingen!!

Also… zuerst beendete Léon als Schwarzspieler seine Partie an Brett 23 gegen den Russen Andrey Tsetkov, mit einer Wertungszahl von 2089 ein eher „spielbarer“ Gegner. Es kam zum Damengambit mit 5. Lf4, in dem Léon nach der Eröffnung eine leicht schlechtere, aber spielbare Stellung erhielt. Im Mittelspiel setzte der Russe dann schwächer fort, so dass die Partie in ein Schwerfigurenendspiel jeweils mit Dame, Turm und fünf Bauern einmündete, in dem Léon aufgrund eines Einzelbauern auf e5 leicht besser stand. Die Entscheidung, ein Remis zu vereinbaren, um für die letzte Runde Kraft zu sparen, war dann auch O.K.

Und Fabian war den ganzen Tag von vornherein „gut drauf“ und kündigte optimistisch an, dass er seine Partie gewinnen werde. Dass er über prophetische Gaben verfügt, wusste ich bisher nicht, kurzum … – seine Vorhersage traf ein. Als Schwarzspieler wählte er gegen Igor Maceyovsky – die Nr. 40 der Setzliste – Grünfeldindisch. Igor bewies seine Kreativität, indem er schon im 4. Zug eine „theoretische Neuerung“ fand, b3. Fabian brauchte einige Zeit, um sich von diesem „Schock zu erholen und fand dann einen „Aufbau“ -!? – mit c6, Lf5 und Sbd7. Also … ich hätte mich in seiner Stellung äusserst unwohl gefühlt!! Nach 20 Zügen begann Igor hartnäckig „auf Verlust“ zu spielen, fand souverän 4 bis 5 schwächere Zuege nacheinander, die Fabian postwendend mit starken Zügen beantwortete, und dann sah Igor es ein und gab berechtigt auf. Fazit zu Fabians Partie: Fabian muss fast immer erst „bedroht“ bis „gefährdet“ stehen, um daraufhin sein bestes Tennis, äh Schach auszupacken und zu spielen.“

Hier der letzte Bericht aus Pardubice:

„Auf der 1. Etage verlief die Nacht heute, von Freitag auf Samstag, absolut ruhig, d. h. die Forchheimer konnten gut durchchlafen und waren dementsprechend auch ausgeruht. Nicht hingegen für die Erlanger Mädels auf der 5. Etage, die in der Tat in der „nettesten Art“ – ??! – „Avancen“ erhielten. Wie BESCHEUERT muss man als Betreuer und auch noch Vereinsvorsitzender aus dem Bundeslande NRW, um das Kinde beim Namen zu nennen, sein, wenn man morgens gegen 2:00 oder 2:30 Uhr in offenbar volltrunkenem Zustande zusammen mit drei Jugendlichen in das Zimmer von zwei 12- und 13-jährigen Mädchen und zwei weiteren 16 und 18 Jahre alten jungen Frauen einzudringen versucht, indem man lautstark (immerhin nur eine Stunde lang) gegen die Tür hämmert und Einlass begehrt??! KEIN SPASS!! Wie die Betroffenen im Zimmer sich gefühlt haben, möge sich jeder selbst vorstellen. Keinen „Spass“ hat auch mein Erlanger Namensgevatter empfunden und vor Ort Anzeige erstattet. Anschreiben an den Deutschen Schachbund und den entsprechenden Landesverband werden folgen. Warten wir die weitere Entwicklung ab!!

Unser „Berufsoptimist“ Fabian Justi wollte als Weisspieler auch gegen den Slowenen Anze Orel den Sieg an seine Fahnen heften, dieser mit einer Wertungszahl von 1987 die Nr. 72 der Setzliste und damit nominell spielstärker als Fabian (der jetzt wieder lautstark protestieren würde, stände er in meinem Rücken. Fabian – nimm die Keule weg!!). In einem Sizilianer wählte Fabian das geschlossene System mit 2. Sc3 und 3. g3, baute sich aber nicht optimal und harmonisch auf, so dass sein Gegner das bequemere Mittelspiel mit einfacher zu findenden Plänen erhielt. Aber Fabian wollte in seiner letzten Partie in Pardubice auf keinen Fall verlieren, opferte eine Qualität gegen Figur und Bauern und erreichte letztendlich eine Stellung, die sich im „dynamischen“ Gleichgewicht befand, vielleicht einen Tick besser für ihn zu spielen. Mit dem Remis konnten letztendlich beide Seiten zufrieden sein, und für Fabian brach die „Partytime“ an (Ob er sie genutzt hat, kann ich allerdings nicht vermelden!).

Und Léon musste in seiner letzten Partie (ebenfalls als Weissspieler) gegen die russische Internationale Meisterin Natalia Polykova bestehen, mit einer Wertungszahl von 2127 die Nr. 17. der Setzliste… – und spielte im Mittelspiel seine schlechteste Partie. Gestaltete er zunächst die Eröffnung für ihn vorteilhaft, so liess er von schwarzer Seite den Bauernzug b4 zu, der seinen Sc3 auf das Feld d1 trieb. Auf diesem Felde (zer)störte sein Springer die Koordination zwischen seinen Figuren, und es gab auch kein weiteres Feld, auf das der Springer hätte ziehen können. Vor die Wahl gestellt, quasi mit einer Minusfigur und einer unkoordinierten Figurenaufstellung weiter zu spielen, oder auf g3 einen Bauern für sehr vage Angriffsaussichten auf dem Königsflügel zu opfern, entschied er sich rasch für letzteres (Hallo lieber Fabian! Die nach dem Bauernopfer entstehende Stellung hätte ich als Weissspieler verloren!!). Aber in dieser Partie lächelte die berühmt-berüchtigte Schachgöttin Caissa in den entstehenden taktischen Verwicklungen Léon an, und dieser lächelte zurück, indem er noch einige „hundsgemeine“ Züge auspackte, die unsere gute Natalia in Zeitnot nicht mehr bewältigte, allerdings mit drei Figuren gegen Dame und diverse Bauern in bereits verlorener Stellung. Mit fünf Sekunden für noch weitere sechs Züge gab sie frustriert auf.

An einem Fazit zum Czech-Open 2007 werde ich mich im Verlauf der nächsten Tage versuchen, wenn sich das Turnier bei mir ein wenig „gesetzt“ hat.

P.S.: Wie mir aus wohl unterrichteter Quelle zu Ohren gekommen ist, interessieren sich einige motivierte Nachwuchsspieler, die Thomas Wagner oder auch anders heissen (könnten), dafür, am Czech Open 2008 teilzunehmen. FORCHHEIM – let´s go east!!“

Gegner von GM Vlastimil Jansa:

1:0

WFM Melanie Ohme

2278

Deutschland
1:0

FM Maxim Lavrov

2345

Russland
remis

IM Nikoliy Shevtsov

2400

Ukraine
remis

Dominik Orzech

2394

Polen
0:1

FM Daniel Gumula

2387

Polen
remis

FM Julian Jorczik

2333

Deutschland
1:0

FM Denis Gjuran

2332

Slowenien
1:0

IM Vladislav Krapivin

2394

Russland
remis

IM Yaroslav Zherebukh

2418

Ukraine

Gegner von FM Stanislav Cifka:

remis

Povilas Tvarijonas

2223

Litauen
1:0

Peter Bombek

2218

Slowakei
1:0

GM Rauf Mamedov

2591

Aserbaidschan
remis

GM Sergey Kasparov

2500

Weißrussland
remis

IM Marin Bosiocic

2496

Kroatien
0:1

IM Andriy Vovk

2504

Ukraine
0:1

FM Vytautas Vaznonis

2315

Litauen
0:1

WGM Beata Kadziolka

2287

Polen
0:1

Bartosz Warszawski

2236

Polen

Gegner von Léon Mons:

remis

Alex Chmelev

1587

Deutschland
1:0

Peter Mego

1784

Slowakei
1:0

Katarzyna Poznanska

2076

Polen
1:0

Adam Gasik

2146

Polen
0:1

Anastasiya Vouchak

2119

Bulgarien
1:0

Musiy Khazankin

2114

Ukraine
0:1

Josef Novotny

2148

Tschechien
remis

Andrey Tsvetkov

2089

Russland
1:0

WIM Natalia Polyakova

2127

Russland

Gegner von Fabian Justi:

0:1

WFM Natalya Berdychevskaya

2185

Russland
remis

Rafael Schneider

1807

Luxemburg
remis

Jan Zamecnik

1827

Tschechien
1:0

Franc Poglajen

1801

Slowenien
0:1

Katarzyna Poznanska

2076

Polen
1:0

Frank Gerbeth

1779

Deutschland
remis

Anton Trebusak

2059

Slowenien
1:0

Igor Macejovsky

2056

Tschechien
remis

Anze Orel

1987

Slowenien

Beim Schnellschach-Open erreichte GM Vlastimil Jansa nur 4,5 Punkte aus neun Runden (97. Platz).