In den Nordbayerischen Nachrichten vom 8. März 2007 habe ich einen Artikel zum Schulschach in Hiltpoltstein verfasst. Das Porträt der Schach-AG-Leiterin Anja Kießling fand sich auf der „Fränkische Schweiz“-Seite auch in den NN Pegnitz/Auerbach. Hier der Wortlaut zum Nachlesen:
HILTPOLTSTEIN — Als Kind in der DDR konnte sie in der Schule wählen zwischen Schach und Nadelarbeit. Anja Kießling entschied sich für Schach. Heute gibt sie ihre Kenntnisse an der Volksschule Hiltpoltstein an 20 Kinder weiter. Seit Oktober letzten Jahres kümmert sich die 32-jährige gebürtige Leipzigerin in zwei Gruppen am Montagnachmittag bis 15 Uhr um Anfänger und Fortgeschrittene. Zuerst waren es fast 40 Jungs und Mädchen. „Aber das war eindeutig zu viel. Die Gruppen waren zu groß.“
Schulleiter Harald Egelseer hatte 2006 das Projekt Tagesschule gestartet, musste aber ohne Förderung auskommen. „Deshalb wurden Freiwillige gesucht.“ Vor die Wahl gestellt, eine Schach- oder Theatergruppe zu gründen, entschieden sich die Kinder und ihre Eltern mit großer Begeisterung für das „Königliche Spiel.“ Seitdem betreut Anja Kießling ehrenamtlich die Schach-AG. Die Schule unterstützt die Gruppe mit Lehrmaterialien.
Im Musikraum wird auf ihren eigenen Brettern gespielt und mit kindgerechten Schachprogrammen am Computer gelernt. „Es darf nur nicht zu sehr nach Schule aussehen“, sagt sie. Am besten kommen kleine Spiele an, bei denen die Kinder Gummibärchen gewinnen können. Nach einigen Monaten wechseln die Kinder in andere Gruppen, „damit möglichst alle Kinder die Chance haben, auch andere Aktivitäten kennen zu lernen.“
Ausbildung zur Erzieherin
Das nötige Rüstzeug bekam die gelernte Konditorin in Thüringen, von wo sie vor drei Jahren nach Hiltpoltstein zog. „Ich habe mich mit zahlreichen Fortbildungen zur Erziehungshelferin qualifiziert.“ Nachdem eine Mehlstauballergie ihr die Ausübung ihres Berufs unmöglich gemacht hat, will sie nun die Ausbildung zur Erzieherin einschlagen.
Natürlich sei sie keine ausgebildete Schachtrainerin, aber „ein bisschen was kann ich schon erklären.
Im Verein habe ich aber nie gespielt.“ Jetzt nutze sie hauptsächlich das Internet, um zu spielen und zu trainieren. Bei der Bayerischen Schachjugend hat sie im vergangenen Jahr in Dasing bei Augsburg das Zertifikat „Schulschach-Patent“ erworben — auch in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten.
Nicht nur ihre beiden eigenen Kinder, sondern die ganze Familie ist vom Schachvirus infiziert. Inzwischen ist Anja Kießling Vorsitzende des Fördervereins der Volksschule. „Wenn man mal ein Amt hat, bekommt man fast automatisch noch ein zweites“, sagt sie schmunzelnd. Diese Aufgaben nehmen sie zwar sehr in Anspruch, und oft fehle die Zeit, aber es mache dennoch große Freude.
„Uns fehlt hier ein Schachverein. Sonst könnten viele talentierte Kinder weiter gefördert werden“, findet sie. Einer davon sei der Erstklässler Alexander Förster, der bereits erstaunliche Fähigkeiten zeige. „Solange ich die Zeit und Kraft habe, die Schachkinder zu betreuen, solange wird es das Angebot auch weiterhin geben“, verspricht sie.“