Am 27. November feierte unser Bundesliga-Spitzenspieler FM Manfred Heidrich seinen 50. Geburtstag. Gelegenheit für mich, den gebürtigen Erlanger, der seit 1993 unsere 1. Mannschaft verstärkt, entsprechend zu würdigen. Er war ein zuverlässiger Punktesammler und einer der Garanten des Aufstieges in die 1. Bundesliga anno 2001/2002. Auch für „Pflichtspiele“ im Kreispokal war er sich nie zu schade. Wir gratulieren und werfen einen Blick zurück auf fast 40 Jahre mittelfränkisches Schach…
Das Schachspiel erlernte er im Alter von sieben Jahren von seinem Vater. Es dauerte aber noch einige Jahre, bis Manfred Heidrich 1969 der Schachabteilung des TB 1888 Erlangen beitrat, der er bis 1993 die Treue hielt. Während dieser Zeit zeigte sich sein Talent und seine Spielstärke, so dass er dort in der 1. Mannschaft aufgestellt wurde. Mit dieser, deren Teamchef er 1978 bis 1993 war, spielte er viele Jahre in der 1. und 2. Bundesliga. Damals starteten dort auch noch heute so bekannte Forchheimer Namen wie: Berthold Bartsch, Robert Weigel, Klaus Barthelmann und Alfred Balle. Auch im Nachwuchsbereich engagierte sich Manfred Heidrich 1976 bis 1982 als Jugendleiter seines Vereins und 1982 bis 1989 als Landestrainer der Bayerischen Schachjugend.
Anfang der 80-er Jahre (1981) wurde ihm vom Weltschachbund auch der Titel FIDE-Meister (FM) verliehen. Allerdings hat Manfred Heidrich seit vielen Jahren mit ELO +2400 die Spielstärke eines Internationalen Meisters (IM), ohne den Titel erworben zu haben. Lediglich eine IM-Norm schaffte er bei der Deutschen Meisterschaft 1996 in Saarbrücken. Der Schachbezirk Mittelfranken ehrte FM Manfred Heidrich auf Grund seiner herausragenden sportlichen Erfolge 1997 mit der Silbernen Ehrennadel. Seit einigen Monaten hat Manfred Heidrich seine seit über zwei Jahrzehnten ruhende Tätigkeit in der Förderung des Schachnachwuchses wieder aufgenommen. Unser U10-Talent Dominik Nöttling hat er nicht nur auf die Jugend-WM vorbereitet, sondern auch dort betreut. Und derzeit nimmt er unseren U12-Spieler Michael Stephan unter seine Fittiche.
Als Turniererfolge stehen diverse Erlanger und Forchheimer Stadt- und Vereinsmeisterschaften zu Buche. 1973 wurde Manfred Heidrich dann Jugendmeister von Mittelfranken, sowie Kreismeister von Mittelfranken-Nord, 1976 gar Jugendmeister von Bayern. Auch den Bayerischen Jugendpokal 1976 eroberte Manfred Heidrich. In der Bayerischen Meisterklasse II der Erwachsenen siegte er im selben Jahr souverän und stieg in die Meisterklasse I auf. Im Erwachsenenbereich gelang dem Diplom-Mathematiker und Softwareentwickler nicht nur der Erfolg beim Bezirkspokal 1984, sondern auch der Bayerische Vizemeister (1996) und daraufhin der 11. Platz bei 40 Teilnehmern an der Deutschen Meisterschaft. Nach dem Sieg im Bezirkpokal qualifizierte er sich auch für den deutschen Einzelpokal, wo er im Viertelfinale durch Losentscheid ausschied. Auch im Blitzschach feierte er gute Resultate. Im Schachbezirk Mittelfranken stand er 1985, 1989, 1994 und 1999 ganz oben. 2001 wurde er bei starker Konkurrenz zudem Bayerischer Meister.
Bei offenen Turnieren machte sich Manfred Heidrich in den letzten Jahren sehr rar, zuvor jedoch siegte er beim 2. Erlanger Open 1982 und beim Open des TB 1888 Erlangen (1983, 1986, 1987). Dass er so manchem Großmeister ein Schnippchen schlagen kann, bewies er vor wenigen Monaten beim LGA-Cup in Nürnberg. Mehrfach spielte er in der Vergangenheit gegen diverse namhafte Großmeister, z.B. Dr. Robert Hübner („ich hatte eine aussichtsreiche Stellung erreicht, musste aber letztendlich doch die Überlegenheit meines Gegners anerkennen“), Dr. Helmut Pfleger, Ludek Pachman, Wolfgang Unzicker, Vlastimil Hort, Klaus Darga („gegen letzteren opferte ich im Stile Tals unkorrekt eine Figur, gewann aber trotzdem die Partie“).
„Folgende Partie hat mir besonders gut gefallen
(gespielt in der Oberliga 1991/92 SC Waldkraiburg – TB Erlangen)
Weiß FM Manfred Heidrich Schwarz GM Bogdan Lalic
1. e4 d6 2. d4 Sf6 3. Sc3 c6 4. f4 Da5 5. Ld3 e5 6. Sf3 Lg4 7. Le3 exf4 8. Lxf4 Db6 9. Dd2 Lxf3 10. gxf3 Dxd4 (für den geopferten Bauern erhält Weiß Entwicklungsvorsprung und die offene g-Linie) 11. 0-0-0 Le7 12. Le3 Db4
13. f4 Sbd7 14. Thg1 g6 15. Kb1 b5 16. Dg2 0-0 (riskant; ich hatte 16…Tc8 erwartet mit unklarem Spiel) 17. h4 Sb6 18. h5 Sxh5 (entschieden zu optimistisch, der weiße Angriff wird jetzt sehr heftig. Besser war 18…Sc4 19.Lxc4 bxc4) 19. Dh2 Sf6 20. a3 (20. e5 dxe5 21. fxe5 Sg4 wollte ich nicht zulassen) 20…Da5
21. e5 b4 (der Sf6 kann nicht weichen: auf z.B. 21…Sfd7 folgt 22. Th1 h5 23. Dxh5 gxh5 24. Tdg1+ nebst matt; auf 21…Se8 folgt 22. Dh6 nebst Th1) 24. exf6 Lxf6 25. Se4 Lg7 26. axb4 Dxb4 27. c3 Da5 28. f5 Sd5 29. Ld4 Lxd4 30. cxd4 Tfe8 31. fxg6 fxg6 32. Dxd6 Tad8 33. Txg6+ Kh8 34. Dh2 Sb4 35. Dxh7+ Kxh7 36. Sf6+ 1-0“