Seinen 60. Geburstag feierte am 24. November in aller Stille unser ehemaliger Bundesliga-Spieler Wilhelm Grafe. Anlass genug, um den Wahl-Münchner mit einem kleinen Rückblick auf fast 50 Jahre zu ehren. Seinen letzten Einsatz bei einem Punktspiel für uns gab es 1999/2000 in der 2. Bundesliga. Noch 2004 war er neben Michael Burggraf, Wolfgang Fiedler und FM Hans Niedermaier einer der vier Forchheimer, die bei der Kreis-Blitz-Mannschaftsmeisterschaft dominierten. Wir wünschen ihm weiterhin viel Freude am Schach und hoffentlich wieder mehr Einsätze für den SC Forchheim.
Der gebürtige Erlanger schaffte erste Erfolge mit der Deutschen Hochschulmeisterschaft 1968. Damals siegte der Student der Mathematik und Philosophie mit der Mannschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Erste Schritte auf den 64 Feldern machte Wilhelm Grafe beim SV Hanau (1958-1967), wechselte dann jedoch zum SK Noris Nürnberg (1967-1970), der 1968 mit dem Ersten Nürnberger Schachclub Tarrasch 1873 zum heute noch bestehenden SC Noris Tarrasch Nürnberg fusionierte. Nach kurzem Aufenthalt beim SK Krumbach-Mindelheim (1970-1971) begann die wohl erfolgreichste Schachperiode für Wilhelm Grafe. Beim SC Tempo Göttingen (1971-1981) wurde er nicht nur mehrfacher Vereinsmeister, sondern auch Einzelmeister (1979) und Pokalsieger (1980) im Bezirk Süd-Niedersachsen. 1980 gelang ihm gar der Gewinn der Niedersächsischen Blitzmeisterschaft. Dazwischen noch der Triumph beim Open Bad Pyrmont (1976). Beruflich erneut nach Mittelfranken verschlagen, wurde er Mitglied des SC Grundig Nürnberg (1981-1987) und seit 1987 des SC Forchheim.
Neben der Kreismeisterschaft Mittelfranken-Nord (1989) dominierte Wilhelm Grafe vor allem im Blitzschach. 1988, 1991 und 1999 wurde er darin Kreismeister, außerdem Sieger des 2. Groß-Blitzturniers des TV 1848 Erlangen (1986). 1992 errang er die Schnellschach-Krone des Schachbezirks Mittelfranken. Als Spieler unserer 1. Mannschaft war Wilhelm Grafe an mehreren Aufstiege beteiligt. Meister der Regionalliga Nord-Ost (1987/88), Meister der Landesliga Nordbayern (1988/89), Vizemeister der Oberliga Bayern (1989/90; 1990/91), Meister der Oberliga Bayern (1992/93) und Aufstieg in die 2. Bundesliga. Heute arbeitet Wilhelm Grafe als EDV-Berater in München und kommt nur noch sporadisch zu Besuch nach Forchheim.
Und hier noch eine Anekdote aus der Göttinger Zeit:
Mitte der 80-er Jahre war es Wilhelm Grafe vegönnt, gegen die lebende Schachlegende Theo Schuster zu spielen, die er eher glücklich gewinnen konnte. Das hatte eine Standpauke des Altmeisters zur Folge: „Ich habe schlecht gespielt, sehr schlecht. Ich habe so schlecht gespielt, dass am Schluss sogar Sie es gewinnen konnten.“ Das war aber kein Einzelfall, wie ein Marbacher Spieler Wilhelm Grafe schmunzelnd anvertraute. Grafes Mannschaftskamerad, der kürzlich verstorbene Zirndorfer Vorsitzende Hartmut Riedel, hatte in der Saison zuvor ebenfalls ein solches „Schustererlebnis.“ Nachdem Riedel in der Mattkombination zwei Züge vertauscht und dadurch die Dame eingestellt hatte, empfahl im Theo Schuster sein Buch „Lerne kombinieren.“