Jugend-WM mit Dominik Nöttling (Abschluss)

Dominik Nöttling

Mit unserem U10-Talent Dominik Nöttling ist erstmals in der Vereinsgeschichte ein Jugendspieler bei einer Weltmeisterschaft dabei. Gerade habe ich mit Batumi telefoniert (das hört sich einfacher an, als es ist). Hier der Bericht zum 10. Tag. Ein sensationeller Abschluss:

Der 10. Tag (Abschluss):

Erfolgreicher Abschluss für Dominik mit einem Sieg gegen den Inder Ruba Varman Vasantha. In der Spanischen Eröffnung brachte der Favorit (ELO 1843) den Anti-Marshall-Aufbau aufs Brett. Unser U10-Spieler eroberte einen Bauern und danach sogar eine Qualität. Im Endspiel ließ er seinem Kontrahenten dann keine Chance mehr. „Wir sind äußerst zufrieden mit dem Abschneiden,“ so Vater Alois und Trainer FM Manfred Heidrich nach dem für alle anstrengenden Wettbewerb. 6,5 Punkte aus elf Partien, ein 31. Platz und der inoffizielle Titel des besten Deutschen in der U10 sprechen eine deutliche Sprache. Immerhin sammelte Dominik ganze zwei Zähler mehr als der Deutsche Vizemeister Vladislav Galkin. Wir beglückwünschen Dominik zu seinem tollen Ergebnis bei seinem WM-Debüt! Wir sind alle stolz auf Dich.

Der 9. Tag:

Und wieder hat sich Dominik als großer Kämpfer erwiesen. Gegen den Südkoreaner Young Hoon Jung geriet er in der Englischen Eröffnung mal wieder in Bauernrückstand. Mit Hilfe eines Bauernopfers eroberte er dann jedoch die Qualität. Am Ende einigten sich beide Kontrahenten in remislicher Stellung bei ungleicher Materialverteilung auf Unentschieden. Inzwischen zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen bei Dominik, den das anstrengende Turnier offensichtlich sehr beansprucht. Da hilft das heutige Lob von GM Thomas Pähtz, Trainer der Deutschen Schachjugend zur gestrigen Partie: „Echt klasse. Dieses Matt in neun Zügen.“

Der 8. Tag:

Mit Schwarz spielte Dominik gegen den Chinesen Xinran Cheng die Spanische Eröffnung. Im Mittelspiel opferte er eine Figur für Königsangriff. Manfred meinte „Einsteller,“ aber der Gegner verteidigte sich nicht umsichtig genug. Mit einem Bauernvorposten auf f3 entfesselte Dominik eine Mattkombination mit Angriff aller Kräfte. Am Ende ein ersticktes Matt mit Sxf2. „Echt witzig,“ meinte da sogar Manfred. 5/9 bisher ein tolles Resultat. Jetzt geht es in den Endspurt!

Der 7. Tag (Doppelrunde):

Gegen den Chinesen Jiajie Cao verlor Dominik in der Italienischen Eröffnung einen Bauern und stärkte mit unbedachten Zügen am Königsflügel die gegnerische Stellung unnötig. Auch am Damenflügel griff unser U10-Spieler übereilt an, was einen zweiten Bauern und die Partie kostete. Inzwischen dürfen nur noch die Delegationsleiter (hier Bundestrainer Vökler) in den Turniersaal, nachdem es zu einem Vorfall gekommen ist. Ein Betreuer soll einem Teilnehmer mit Gebärdensprache geholfen haben und wurde polizeilich abgeführt.

Am Nachmittag musste Dominik gegen Schottisch spielen und kam gut aus der Eröffnung. Der Georgier Erekle Beridze eroberte dann einen Bauern und wickelte in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab. Hier glückte Dominik eine spielentscheidende Fesselung, die einen Damengewinn brachte und das Match kippen ließ. Wieder eine Partie, in der Dominik früh in Materialrückstand geriet und zäh weiterkämpfte. Nicht auszudenken, wie er zaubern könnte, käme er erst einmal in Vorteil! Weiterhin 50% Punktausbeute.

Der 6. Tag (Ruhetag):

Für alle Teilnehmer war eine Busfahrt und die Besichtigung einer byzantinischen Festung Pflicht. Den Museumsbesuch verweigerten die U10-Spieler dann aber doch und wollten lieber an den Strand. „Am Ende waren alle froh, wieder zurück zu sein,“ so Alois Nöttling.

Der 5. Tag (Doppelrunde):

Unerwartet nervös agierte Dominik gegen den Georgier Giorgi Dangadze. Im Damengambit spielte er als Schwarzer das positionell anfällige Sc6 und verlor im Mittelspiel einen Bauern. Das brachte ihn auf die Verliererstraße. Nach dieser Runde schien es so, als ob das einstündige Training vor der Runde und die einstündige Partieanalyse danach wenig gefruchtet hätten.

Am Nachmittag bekam es Dominik mit Adil Dossov aus Kasachstan zu tun. Als Weißer fand er endlich das richtige Rezept gegen Sizilianisch und spielte „wie aus einem Guss“ (Manfred). Mit Zwischenschach eroberte er einen Turm und begeisterte seinen Trainer Manfred mit druckvollem Spiel. Auch Dominiks Vater zeigte sich mit 3/6 „mehr als zufrieden.“ Immerhin liegt Dominik einen Zähler vor dem Deutschen U10-Vizemeister Vladislav Galkin. Morgen ist spielfreier Tag mit Zeit für Badeurlaub oder eine kleine Besichtigungstour.

Der 4. Tag:

Gegen den Mongolen Sumya Bilguun geriet Dominik als Weißer schwer unter Druck und in eine „Verluststellung“ (Manfred). Das Scheveninger System in der Sizilianischen Verteidigung machte ihm offensichtlich Schwierigkeiten. Doch Dominik spielte zäh weiter und entfaltete ungeahnte Defensivqualitäten. Dann fing der Gegner ohne Not zu blitzen an und spielte etwa 20 Züge in einer Minute. Dabei „verzockte“ er seinen Vorteil wieder und ließ Dominik zurück ins Match kommen. Im Damen-Endspiel mit Minusbauern konnte unser U10-Spieler dann den halben Punkt geschickt verteidigen. Eine Episode am Rande veranschaulicht die schlechte Organisation vor Ort: Als Dominik zwischenzeitlich Remis anbieten wollte, verstand ihn sein Gegner nicht. Die drei herbeigeholten Schiedsrichter verstanden ebenfalls kein Deutsch. Trainer oder Betreuer, die bei der Übersetzung hätten helfen können, sind aber im Spielbereich nicht zugelassen. So kam es, dass Dominiks Anerbieten ungehört verhallte. Hoffentlich muss er nicht einmal etwas reklamieren. Dann könnte es nämlich sein, dass die FIDE-Regeln nicht zur Anwendung kommen.

Der 3. Tag:

Erster Rückschlag für Dominik gegen den Litauer Tomas Laurusas. Die Nr. 16 der Setzliste konnte sich schon nach 25 Zügen über den Sieg freuen, weil Dominik in zwar schlechterer Stellung, wohl aber zu früh, den Wettkampf verloren gab. In dieser Altersklasse ist so vieles möglich, da sollte man nicht so bald aufgeben. Trotzdem bisher ein gutes Turnier für unser U10-Talent, der noch keine Probleme mit der Zeitnotphase hatte.

Der 2. Tag:

Der Start in seine erste Jugend-Weltmeisterschaft ist Dominik geglückt. Heute besiegte er in der 2. Runde seinen Gegner Peter Michalko aus der Slowakei etwas glücklich, und liegt nun mit 1,5 Punkten ungeschlagen im Vorderfeld der 95 Teilnehmer. Mit Weiß musste Dominik gegen Sizilianisch (Scheveninger System) antreten. Etwas planloses Spiel sorgte im Mittelspiel für einen Minusbauern. Eine Falle brachte dann die Wende. Durch ein Bauernopfer eroberte Dominik die Qualität und nach dem Damentausch noch einen Bauern. Der Versuch seines Gegners, durch Festungsbau ein Unentschieden zu verteidigen, schlug fehl.

Der 1. Tag:

Die Anreise gestaltete sich erwartungsgemäß schwierig. Abfahrt war in Erlangen am Mittwoch, 18. Oktober 2006 um 6.00 Uhr MEZ. Nach Aufenthalt in Istanbul und an der türkisch-georgischen Grenze in Trabzonspor ging es mit dem Bus nach Batumi. Nachdem Russland alle Verbindungswege gesperrt hatte und der Flughafen in Batumi derzeit geschlossen ist, war dies der einzige Weg. Nach 20 Stunden Flug und Fahrt kamen unsere drei Forchheimer (Vater Alois Nöttling, Dominik und Trainer Manfred Heidrich) mit der gesamten deutschen Delegation am Zielort an. Die Auftaktrunde wurde denn auch mit Rücksicht auf die verspäteten Teilnehmer um fünf Stunden verschoben (Ortszeit = MEZ + 2 Stunden). Bei nur drei Stunden Schlaf für Dominik eine wichtige Entscheidung. Das Hotel an der Westküste des Schwarzen Meeres entspricht mit morschem Mobiliar und Schimmel in den Zimmern wohl nicht mitteleuropäischen Standards. Auch das Essen ist nach Aussage unserer Teilnehmer weder schmackhaft noch bekömmlich. Dominik hat sich bisher nur von Weißbrot ernährt. Zumindest das Wetter ist bei sonnigen 20 Grad Celsius angenehm. Englisch spricht dort kaum jemand, Deutsch niemand. Es gibt zur Zeit keine Möglichkeit, per Telefon oder per E-Mail mit Deutschland in Kontakt zu treten. Ich hatte Alois nur zufällig auf dem Diensthandy erwischt. Mal sehen, wie es weiter geht…

In der 1. Runde hatte Dominik Schwarz und spielte in der Französischen Eröffnung die Tarrasch-Verteidigung. Nach Manfreds Aussage hatten beide einen Isolani und retteten sich ins Bauernendspiel. Dort hatte Dominiks Gegner Dzavidan Babazade aus Aserbaidschan den aktiveren König und versuchte noch zu gewinnen. Dies konnte Dominik allerdings verteiteln. Remis.

Dominik mit Trainer Manfred Heidrich

Ihm zur Seite steht als Trainer Bundesliga-Routinier FM Manfred Heidrich, der zuletzt vor gut 30 Jahren als Jugendleiter beim TB 1888 Erlangen sich um den Schachnachwuchs gekümmert hat. Vielen Dank an Manfred, der in den letzten Wochen bereits die Vorbereitung übernommen hat. Ein großer Teil des Erfolges ist der optimalen schachlichen Betreuung Dominiks zuzurechnen.

Gegner von Dominik Nöttling:

remis

Dzavidan Babazade

ohne

Aserbaidschan
1:0

Peter Michalko

1572

Slowakei
0:1

Tomas Laurusas

1888

Litauen
remis

Sumya Bilguun

ohne

Mongolei
0:1

Giorgi Dangadze

ohne

Georgien
1:0

Adil Dossov

ohne

Kasachstan
0:1

Jiajie Cao

ohne

China
1:0

Erekle Beridze

ohne

Georgien
1:0

Xinran Chen

ohne

China
remis

Young Hoon Jung

1486

Südkorea
1:0

Ruba Varman Vasantha

1843

Indien

Der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler (Erfurt) hat sich so seine Gedanken gemacht. Zum Vorbericht Zum Zwischenbericht 1 Zum Vorbericht 2

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