Einen erfolgreichen Abschluss fand der 3. Lehrgang der Deutschen Schachjugend (DSJ) zur Erlangung des Kinderschach-Patentes in Hockenheim. Ein Wochenende lang ging es um den richtigen Weg, kleinen Kindern zwischen sechs und zehn Jahren das Schachspiel beizubringen. Am Ende erhielten Jugendleiter Udo Güldner und Jugendspieler Fabian Justi das Patent aus der Hand des DSJ-Vorsitzenden Patrick Wiebe.
Nach fast vier Stunden anstrengender Anreise mit zahlreichen Baustellen und kleineren Staus war die Forchheimer Delegation Freitag abends in Hockenheim angelangt. Zusammen mit 15 weiteren Jugendleitern, Schulschach-Leitern oder Jugend-Trainern aus ganz Deutschland wurden wir von DSJ-Vorsitzenden Patrick Wiebe (Kiel) und A-Trainer Holger Borchers (Berlin) in Empfang genommen. Sogar aus Mecklenburg-Vorpommern waren Interessenten angereist. Auch Dieter Auer (Vorsitzender Karpov-Schachakademie Hockenheim) und der frühere Präsident des Schachverbandes Württemberg, Hanno Dürr, wohnten dem pädagogischen Teil bei. Sonderschul-Lehrer Patrick Wiebe gab einen Einblick in die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen für das schachliche Training mit Kindern. Auch methodische und didaktische Grundlagen wurden vorgestellt. Wie ist eine Schachstunde aufgebaut? Welche Ziele werden gesetzt? Woran kann man guten Schachunterricht erkennen?
In betont lockerer Atmosphäre führte A-Trainer Holger Borchers in die Methoden der russischen Schachschule des Vladimir Zak (Leningrad) ein und unterstrich die Unterschiede zum Rahmentrainingsplan des Deutschen Schachbundes (DSB). Borchers, der über jahrzehntelange Erfahrung als Trainer verfügt, und auch schon Leonid Kritz zum Titel in der U16-Weltmeisterschaft geführt hat, gab anekdotenreich einige seiner Kenntnisse preis. Hauptsache Taktik, dann Grundlagen der Endspiele und ganz wenig Eröffungswissen (nur „Goldene Eröffnungsregeln“) sollten die Kinder lernen. Diese Basis für die Eröffnung besteht aus: 1. Kampf um das Zentrum; 2. Rechtzeitige Rochade; 3. Schnellste Entwicklung der Kräfte; 4. Schaffen einer günstigen Bauernstellung. Auch die wichtigen Merksätze für Anfänger wurden formuliert: 1. Beachte jeden Springerzug; 2. Prüfe jedes Schachgebot; 3. Bevor Du ziehst, überprüfe, was Dein Gegner mit seinem Zug bezweckt hat oder droht.
Natürlich kamen auch die Trainingsmaterialien, seien des Zeitschriften, Übungshefte oder Bücher, nicht zu kurz. Wie ein Verein kinder- und jugendfreundlicher wird, und welche Wettkampf- und Vergleichssysteme möglich sind, präsentierte Patrick Wiebe. Auch die Fragen Motivation und Konzentration der Kleinsten nahmen breiten Raum ein. Zahlreiche praktische Beispiele rundeten ein gelungenes Wochenende ab. Und natürlich kam der persönliche Erfahrungsaustausch am Abend nicht zu kurz. Übrigens auch in der Pizzeria Pinocchio, in der nicht nur Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher, sondern auch schon Schach-Weltmeister Anatoli Karpow gespeist hatte.
Wir können nur jedem, der Kindern Schach beibringen möchte (oder es schon tut) nur dringend raten, den nächsten Termin zum Kinderschach-Patent unbedingt wahrzunehmen.